v.L.n.r.: Eun-Kyung Park (Sixx), André Schneider (Samsung), Stefan Jenzowsky (Siemens), Michael Prätorius (Moderation), Bertram Gugel (Gugel Prod.), Joel Berger (Google)

Fernsehen war eigentlich immer schon ein sozialer Akt, das Fernsehprogramm oft ein Gesprächsthema am nächsten Tag. Auch heute sind Oliver Kahn’s erste Twitterversuche im ZDF, Jogis keine Verspieltheit mit ukrainischen Balljungen oder die Zicken der Topmodels sofort dominierende Themen in den sozialen Netzwerken. Das Web, neue Apps und Endgeräte erleichtern jetzt die Interaktion – mit dem Programm, aber auch mit den Freunden, mit denen man über das Programm diskutiert.
Der erste deutsche Social TV Summit – veranstaltet und spannend besetzt von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien – hat gestern geholfen, den Begriff „Social TV“ ein wenig mit Leben zu füllen.

Hier meine gesammelten Learnings des gestrigen Tages in Kurzform: Continue reading „Hitstorm: der erste deutsche Social TV Summit“

"Am liebsten erinnere ich mich an die Zukunft", soll Salvador Dali gesagt haben. Wir nehmen uns sein Zitat als Motto und werfen in unserer zwangslosen Reihe "Alte Studien unter der Lupe" einen Blick auf eine Analyse, die es im Jahr 2000 wagte, teilweise den Werbemarkt für 2010 zu prohezeien. Abgegeben hat die Prognose "Werbemarkt 2010" die Schweizer Prognos AG im Auftrag der Mediagruppe München. Mediendinos erinnern sich, das war der Vermarktungsvorläufer der heutigen SevenOne Media

Und jetzt zum Ergebnis: Wie gut hat Prognos prognostiziert?

Langfristprognose

 

Fangen wir mit dem großen Ganzen an. Laut Prognos sollten die Netto-Werbeinnamen aller Medien bis 2010 auf 72,5 Mrd. DM = 37,1 Mrd. € wachsen. Real lagen sie laut ZAW im vergangenen Jahr jedoch nur bei 18,7 Mrd. €. Also: Das war leider völlig daneben! Die Annahme eines durchschnittlichen Wachstums von 4,6 Prozent pro Jahr verzichtete komplett auf potentielle Wirtschaftskrisen.

Und jetzt zu den beiden konkreten Prognosen für die Mediengattungen TV und Online: Mit TV-Werbung sollten 2010 umgerechnet 7,3 Mrd. € erwirtschaftet werden. Leider lässt Prognos offen, ob brutto oder netto. Netto wurden laut ZAW 2010 knapp 4 Mrd. €, brutto laut Nielsen Media 10,9 Mrd. € erwirtschaftet. Prognos liegt also genau dazwischen. Die Nettoprognose wäre viel zu hoch, die Bruttoprognose viel zu niedrig. Also leider wieder vorbei. Bleibt noch die Onlinewerbung: Dem Soll-Wert von 2,5 Mrd. € laut Prognose stehen Werte von 861 Mio netto (ZAW), 2,4 Mrd. € brutto laut Nielsen und 5,4 Mrd. € brutto (laut Onlinevermarkterkreis) gegenüber. Auch hier das Fazit: Bei zwei von drei Rechenarten leider komplett vorbeiprognostiziert. Lustigerweise stimmen dennoch die prognostizierten Marktanteile beider Werbegattungen halbwegs: TV 21 % vs. 19,6 % (ZAW vs Prognos) und Online 5 % statt 6,6 %.  

Natürlich ist es höchstgradig unfair nach so langer Zeit, eine Studie aus dem Jahr 200 beim Wort zu nehmen. Aber seid wann sind Blogs fair? Wir halten uns deshalb an Karl Valentin: „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“  (Christian Faltin)

Schon paradox: Wenn immer hierzulande etwas neues eingeführt wird, übernehmen die Techniker das Kommando. Man versprach uns in den 90er Jahren zum Start der TV-Decoder-Technologie aus unzähligen Kameraperspektiven Formel 1-Rennen verfolgen zu können und wurde plötzlich zu seinem eigenen Programmdirektor (obwohl man dies gern einem Profi überlassen hätte). Findige Programmierer erschufen die virtuelle Welt Second Life, in der man in eine neue Identität schlüpfen konnte – obwohl wir uns doch viel lieber mit unserer eigenen Identität im Netz zeigen. Stichwort Social Media. Und wo wir gerade beim Thema sind:  Auch hier nahm die Diskussion in der Branche zwischenzeitlich ja ein wenig hysterische Züge an. In all der Euphorie um bahnbrechende neue Social Media-Tools ging dabei doch glatt unter, wie ausgerechnet im prominentesten Social Media Newsroom, dem Volvic Wasserbotschafter, vorzeitig das Licht ausging. Vielen der nachfolgenden Web 2.0-Pressecenter ging es kaum besser: Mit viel technischem Brimborium gestartet, vegitieren viele nun im Netz vor sich hin – Inhalte bekommen sie in der Regel nur in homöpathischen Dosen zugeteilt. Wenn sich jetzt also in den einschlägigen Blogs und Foren ein wenig Katerstimmung breit macht, kann man nur sagen: gut so.Das häufig strapazierte Motto "content is king" hat in diesen Social Media-Zeiten nichts an Gültigkeit eingebüßt. Im Gegenteil. Mehr denn je geht es wohl um aktuelle, relevante Inhalte – interessant und multimedial aufbereitet. Von allzu viel Technik- und Tool-Geklimper sollten wir uns nicht täuschen lassen. Übrigens: Michael Schumacher zieht wieder über zehn Millionen Zuschauer vor den Bildschirm – im frei empfangbaren Privatfernsehen und trotz eigenem Cockpit-Kanal im Pay-TV.(sk)

Zur Zeit wird man  mit weihnachtlicher Stimmung durch die Medien ja geradzu bombardiert! Im Radio trällert Wham! mit Last Christmas gefühlte 100 mal täglich, im Fernsehen will uns Kai Pflaume seit Oktober mit seiner elektrischen Zahnbürste zum Weihnachtsshopping animieren und im Internet poppen im Sekundentakt Werbebanner mit besonderen Angeboten zum Fest auf. Aber man kennt das und eigentlich ist das ja ganz normal. Doch es geht auch anders: und das im Netz. Mal schauen, was die Leute zum Thema Weihnachten an Bewegtbild ins Web stellen. Kleines Fazit unserer heutigen Recherche: Alles andere als besinnlich! Die Ergebnisse sind teilweise so schräg, dass wir sie niemandem vorenthalten möchten.

Hier unser Ranking der 10 skurrilsten Weihnachtsvideos:

1. Zwei mies gelaunte Tassen

2. Manowar in Weihnachtsstimmung

3. 10 Dinge, die man an Weihnachten nicht tun sollte

4.Metal Konzert mit weihnachticher Besinnlichkeit

5. Travelshopping mit dem Weihnachtsmann

6. Nicht identifizierbarer Weihnachtsschlager….gruselig!

7. Der Crazy Frog aus der Klingeltonwerbung macht auf Wham!

8. Ein übermotivierter Weihnachtsmann

9. Zwei Weihnachtsmänner als harte Biker

10. Ein besinnlicher Weihnachtsrap…

(sab)

Werbung kann es keinem recht machen. Jahrelang war es common sense, sich über das vergleichsweise ziellose Werbe-Bombardement im Fernsehen zu echauffieren. Doch auch der gegenteilige Fall ist offenbar beklagenswert: zielgerichtete Werbung im Internet. "Der Mensch mit all seinen Eigenschaften unterliegt einem System der Kontrolle. Bald werden wir auf der Website einer großen deutschen Zeitung sehen, wie Werbung genau auf das Alter des Users zugeschnitten wird", zitiert die Welt heute aus Frank Schirrmachers Fernsehauftritt bei Reinhold Beckmann. Die auf das eigene Profil zugeschnittenen Buchempfehlungen auf amazon.de hält Herr Schirrmacher aber sicher für begrüßenswert – immerhin könnte dabei ja auch glatt sein neues Werk "Payback"darunter sein. Zielgerichtete Werbung im Web wird aber kategorisch abgelehnt. Wie passt das zusammen?

Bis vor kurzem dachte ich, mit Anfang 30 (und gefühlten Anfang 20 🙂 und meiner Affinität (da ist es wieder, das schöne Wort) zum Medium Online gehöre ich in Sachen Medien-Nutzung immer noch zur Gruppe der absolut hippen First-User. Vergangene Woche wurde ich zumindest teilweise eines Besseren belehrt. Ort des Erkenntnis: ein Social Media Roundtable mit fünf jungen Leuten Anfang 20, die sich zu ihrer Mediennutzung äußerten und Vor- sowie Nachteile verschiedenster Kanäle miteinander diskutierten.

Folgende Erkenntnisse möchte ich hiermit mit Ihnen teilen:

Tageszeitungen werden kaum mehr gelesen (es sei denn, sie liegen irgendwo in der WG herum)
Zeitschriften wie der Spiegel oder Focus haben prinzipiell kaum mehr Nachrichtencharakter und werden höchstens ab und zu als ganz gute Zusammenfassung wichtiger Ereignisse konsumiert (Abo kommt da mal gar nicht mehr in Frage). Klare Ansage: Online ist die Nachrichtenquelle schlechthin! Hier aber nicht die Internetableger der klassischen Tageszeitungen oder Nachrichtenmagazine, sondern eher die – sagen wir mal – seichte Aufbereitung auf den großen Unterhaltungsportalen (wir kennen sie alle)
Radio wird schon noch gehört (puh, wenigstens hier bin ich noch richtig up to date), doch eher hippe Online-Streamings, als die reichweitenstarken Sender (… oder doch nicht mehr)
TV bekam es richtig schlecht ab: gekuckt wird kaum mehr (dank zunehmender Casting-Shows! – ich stimme überein!!), höchstens das Frühstücksfernsehen ist bei den jungen Leuten noch sehenswert (und vielleicht noch die Tagesschau, falls man mal um 20 Uhr zu Hause ist – wohl ein Überbleibsel der elterlichen Erziehung in dern 90ern!)
Plakate werden kaum wahrgenommen – es sei denn, sie sind mit heißen Männerkörpern bestückt (Coke hat's also richtig gemacht!)
– Was mich besonders erstaunte: Die Download-Kultur lässt scheinbar nach – da fiel doch tatsächlich der Satz "Fairness gegenüber Musikern" – Respekt!
Twitter hat kaum Relevanz (scheint wohl eher was für alte Knacker wie mich zu sein!)
Online-Communities: Na endlich, Sie haben sich sicherlich auch schon gefragt, wo sich die Mitt-Zwanziger denn nun tatsächlich im Netz herumtreiben. Hier kam einhellig die Ansage Facebook. O-Töne hierzu: "Ich bin süchtig" und "Bei mir läuft der Kasten deshalb am Wochenende 24 Stunden lang" – tja, man schafft sich also seine ganz persönliche News-Quelle
Mobile Internetkonsum: würde man gerne, sei auch der nächste Schritt (Stichwort: Smartphone). Der Grund: "Ich will auch am Baggersee mit allen Freunden in Kontakt bleiben" (man könnte ja verpassen, in welchen Biergarten es abends geht…;-)

Also, ich habe so einiges für mich persönlich (aber auch beruflich) mitgenommen aus dieser illustren Runde – hoffe, Sie jetzt auch! (SZ)

Pixelio.de  
10 Stunden am Tag hinterlassen ihre Spuren. Das sagt Gerald Hüther in einem aktuellen Interview auf sueddeutsche.de. Der Neurobiologe erklärt zum Beispiel, warum wir auch dann nicht wegsehen können, wenn eigentlich nur Mist im Fernsehen läuft. Schuld ist unser ureigenes Bedürfnis nach Sicherheit und Vertrautheit. Je unsicherer unsere Lebenswelt wird desto stärker sehnen wir uns nach Geborgenheit, was nicht selten Vertrautheit gleich kommt. Und…richtig, das Fernsehen wurde uns im Laufe der Zeit eben sehr vertraut…komme was wolle.

Erstaunlich ist, wie sehr unser Gehirn auf das reagiert, was wir täglich machen. Wie gesagt, 10 Stunden am Tag verbringen wir im Schnitt mit Fernsehen, Radio, Internet und Printmedien. Bei Jugendlichen ist die Hirnregion, die den Daumen steuert, in den letzten zehn Jahren deutlich größer geworden. Der SMS sei Dank. Doch leider werden wir durch die einseitige Beschäftigung mit einer Sache zu Fachidioten. Sprich: Wer zu viel smst kann nicht gleichzeitig Geige lernen.

Die intensive Internetnutzung fördert zum Beispiel die Fähigkeit, schnell Bildmuster zu erkennen. Das Bewegen der Maus die Kopplung zwischen Auge und Hand. Weiterhelfen können uns diese Anlagen für andere Dinge leider nicht. Schönes Zitat: "Fernsehen kann man eigentlich nur zum Fernsehen brauchen" (Gerald Hüther).

Online gewinnt deshalb immer stärker gegenüber TV, weil gerade bei jungen Menschen das Fernsehen am Ende seiner Möglichkeiten angelangt ist. Das Gefühl der Selbstwirksamkeit ist nun mal sehr wichtig und nur im Internet können Jugendliche Bilderwelten interaktiv gestalten.

Eines sollte man jedoch immer im Hinterkopf behalten. Sowohl das Fersehen als auch das Internet bietet als Unterhaltungsmedium immer nur Ersatzbefriedigung. Wichtig ist deshalb eine selektive und selbstbestimmte Mediennutzung. Und was exzessiver Online- bzw. Twitter-Konsum anrichten kann haben wir ja schon gesehen. (Katharina)

Es startet die Show, das Publikum lacht, über den Menschen, der sich auf der Bühne zeigt. Mutig sich mit dieser Figur, diesem Aussehen einem Millionen-Publikum in einer nationalen Sendung zu zeigen. Keiner gibt dem Kandidaten oder der Kandidatin auch nur den Hauch einer Chance. Dann startet die Musik, der Mund öffnet sich – und, Sekunden später, steht das Publikum, staunt und spendet schließlich Standing Ovations. Jeder Dramaturg hat seine Freude an den modernen Märchen von Paul Potts und Susan Boyle. Ihre Erfolgsgeheimnis sind kurze, gut getimte Videos, die alle berühren. Sie erzählen die Geschichte des Aufstiegs vom Nobody zur weltbekannten Person. Von Null auf über 100 Millionen Abrufe (bei Susan Boyle) in nur wenigen Tagen. 

Die Story ist so gut, dass man als abgebrühter Marketingmensch insgeheim immer befürchet, dass sie ein Fake ist.  Vielleicht weil das Märchen vom skurrilen Aschenputtel, das so gefühlvoll und stimmkräftig singt wie eine Operdiva einfach zu schön ist, um wahr zu sein. Ihren Song "I dreamed a dream" aus dem Musical Les Miserables hat übrigens auch Aretha Franklin zur Amtseinführung von Bill Clinton gesungen. Wenn das keine Parallele ist.

Paul Potts und Susan Boyle haben ihren ersten Auftritt dem Fernsehen zu verdanken, ihren Aufstieg aber den Online-Videos auf Youtube & Co. Video kills the TV-Star, das ist für mich die eigentliche Botschaft hinter den Märchen von Paul und Susan. Die Fortsetzung des One-Klick-Wonders kommt dann wieder in den klassischen Medien. Bis der Stern dann langsam verglüht.  Was bleibt, ist der unvergleichliche Moment, das Video das allererste Mal angeklickt zu haben. Und dann immer wieder. (cf)