Wer sich schon immer mal fragte, über welche Wege und Kanäle Web-Portale an Investoren kommen, um ihre Expansion zu finanzieren, bekommt seit Sonntag eine verblüffende Antwort: über die Zeitung. Und zwar ausgerechnet über den Kleinanzeigenteil. Im Rubrikenteil der FAZ vom 4. März preist sich etwa ein nicht genanntes Portal an: Wer fünf bis sechs Millionen Euro locker macht, kann sich mit 33 Prozent an dem Auftritt beteiligen. Für Verleger mag das zwei Seiten haben. Die beruhigende: Keine noch so ausgeklügelte Targeting-Technologie schafft es zur Zeit, die sicher nicht ganz anspruchslose Zielgruppe "Multi-Millionäre mit Investmentplänen im Web" angemessen anzusprechen. Die schlechte: Die Kontakte gehen an den Zeitungen vorbei. Interessenten werden an eine Google-Adresse verwiesen.

Stefan Krüger

FAZ

Wenn Springer-Chef Mathias Döpfner mit Verweis auf seine App-Verkaufszahlen schon von einer Renaissance der Medienbranche spricht (wie kress heute schreibt), wollen wir an dieser Stelle natürlich nicht der Spielverderber sein. Ist ja auch eine ordentliche Hausnummer: Insgesamt realisierte Springer knapp 540.000 Verkäufe, summierend aus Monats-, Dreimonats- und Jahresabos plus den kostenpflichtige Downloads von Apps. Allein auf die „Bild“-App für das iPhone entfallen 405.400 Verkäufe und 263.300 Downloads.

BIld ist damit im App-Store hinter zwei Navigationstools und dem Sexgott ("1.000 Fakten über Sex") die Nummer vier der umsatzstärksten Apps in Deutschland. Respekt. Doch bevor jetzt landauf, landab in den Verlagsetagen angesichts eventuell glänzender Erfolgsaussichten in diesem Markt die Schampus-Korken knallen, lohnt einen detaillierter Blick in das Ranking der umsatzstärksten Apps. Dieser zeigt:

– Gerade mal vier Zeitungs-Titel plazieren sich in den Top 200 der umsatzstärksten Apps (siehe Tabelle, Stand: 8.12, 18.30 Uhr).

– Qualitätstitel wie Spiegel und Zeit Online liegen im Ranking hinter Angeboten wie das Volksradio (Platz 196).

– Im eigenen Revier Nachrichten wildern erfolgreich neue Konkurrenten wie der App-Kiosk Deutsche Zeitungen.

– Unklar ist, wie preissensibel die User in Sachen Apps reagieren. Zwar ist die Bild-App beispielsweise mit 79 Cent nur halb so teuer wie etwa Welt mobil, im Spitzenfeld der umsatzstärksten Tools können sich allerdings auch deutlich teurere Anwendungen wie beispielsweise das Spiel "Need for speed" zum Preis von 3,99 Euro erfolgreich behaupten.

 

  ZeitungsAppsNeu
Fazit: eine neue völlig neue Wettbewerbs-Situation für Verlage. Sie konkurrieren mit anderen, nicht redaktionell getriebenen Inhalte-Anbietern nicht länger nur um das Zeitbudget der Verbraucher, sondern jetzt auch um deren Geld-Budget. Ob sie dies erfolgreich meistern, müssen sie erst noch beweisen.

 

 Patricia Langen

 

Zeitungen haben Käufer und Leser, Nachrichten-Websites Visits und Unique User. Doch die derzeit angesagte Währung ist eine andere: Fans! Wer hat wieviel bekennende Anhänger auf Facebook – im Web 2.0-Zeitalter inzwischen eine geradezu essentielle Frage. Vor diesem Hintergrund hat cocodibu die Fans der großen deutschen Nachrichten-Angebote recherchiert. Bemerkenswert: Spiegel Online liegt – anders als bei den IVW-Online und AGOF-Rankings – mit 37.718 Fans deutlich vor Bild.de (23.479 Fans). Auffällig auch die Popularität von Zeit Online. Mit 13.724 Anhängern ist das Angebot das drittstärkste aller Nachrichten-Websites. Alle Zahlen im Überblick:

1.
Spiegel Online                          37.718

2. Bild.de                                     23.479

3. ZEIT ONLINE                            13.724

4. suedduetsche.de                       9.384

5. stern.de                                    6.745

6. WELT KOMPAKT                      6.217

7. WELT ONLINE                          3.816

8. FAZ.NET                                   1.867

9. Handelsblatt                              1.772

10. Focus Online                           1.694

11. Financial Times Deutschland     1.607

12. Cicero                                      531

(Stand: 23.04.2010)

Bis vor kurzem dachte ich, mit Anfang 30 (und gefühlten Anfang 20 🙂 und meiner Affinität (da ist es wieder, das schöne Wort) zum Medium Online gehöre ich in Sachen Medien-Nutzung immer noch zur Gruppe der absolut hippen First-User. Vergangene Woche wurde ich zumindest teilweise eines Besseren belehrt. Ort des Erkenntnis: ein Social Media Roundtable mit fünf jungen Leuten Anfang 20, die sich zu ihrer Mediennutzung äußerten und Vor- sowie Nachteile verschiedenster Kanäle miteinander diskutierten.

Folgende Erkenntnisse möchte ich hiermit mit Ihnen teilen:

Tageszeitungen werden kaum mehr gelesen (es sei denn, sie liegen irgendwo in der WG herum)
Zeitschriften wie der Spiegel oder Focus haben prinzipiell kaum mehr Nachrichtencharakter und werden höchstens ab und zu als ganz gute Zusammenfassung wichtiger Ereignisse konsumiert (Abo kommt da mal gar nicht mehr in Frage). Klare Ansage: Online ist die Nachrichtenquelle schlechthin! Hier aber nicht die Internetableger der klassischen Tageszeitungen oder Nachrichtenmagazine, sondern eher die – sagen wir mal – seichte Aufbereitung auf den großen Unterhaltungsportalen (wir kennen sie alle)
Radio wird schon noch gehört (puh, wenigstens hier bin ich noch richtig up to date), doch eher hippe Online-Streamings, als die reichweitenstarken Sender (… oder doch nicht mehr)
TV bekam es richtig schlecht ab: gekuckt wird kaum mehr (dank zunehmender Casting-Shows! – ich stimme überein!!), höchstens das Frühstücksfernsehen ist bei den jungen Leuten noch sehenswert (und vielleicht noch die Tagesschau, falls man mal um 20 Uhr zu Hause ist – wohl ein Überbleibsel der elterlichen Erziehung in dern 90ern!)
Plakate werden kaum wahrgenommen – es sei denn, sie sind mit heißen Männerkörpern bestückt (Coke hat's also richtig gemacht!)
– Was mich besonders erstaunte: Die Download-Kultur lässt scheinbar nach – da fiel doch tatsächlich der Satz "Fairness gegenüber Musikern" – Respekt!
Twitter hat kaum Relevanz (scheint wohl eher was für alte Knacker wie mich zu sein!)
Online-Communities: Na endlich, Sie haben sich sicherlich auch schon gefragt, wo sich die Mitt-Zwanziger denn nun tatsächlich im Netz herumtreiben. Hier kam einhellig die Ansage Facebook. O-Töne hierzu: "Ich bin süchtig" und "Bei mir läuft der Kasten deshalb am Wochenende 24 Stunden lang" – tja, man schafft sich also seine ganz persönliche News-Quelle
Mobile Internetkonsum: würde man gerne, sei auch der nächste Schritt (Stichwort: Smartphone). Der Grund: "Ich will auch am Baggersee mit allen Freunden in Kontakt bleiben" (man könnte ja verpassen, in welchen Biergarten es abends geht…;-)

Also, ich habe so einiges für mich persönlich (aber auch beruflich) mitgenommen aus dieser illustren Runde – hoffe, Sie jetzt auch! (SZ)

Seit einigen Tagen ist auf Spiegel Online eine lebhafte Diskussion entbrannt. Thema: Online-Bezahlinhalte. Dass die Medienlandschaft im Umbruch ist, ist keine Neuigkeit. Doch die Zeitungskrise zieht immer weitere Kreise. "Die US-Zeitungen taumeln nicht mehr, sie befinden sich im freien Fall". Walter Isaacson vom "Time Magazine" fordert einmal mehr, dass Zeitungen für ihre Inhalte im Netz Geld verlangen sollen. Doch die Bereitschaft, für E-Paper zu bezahlen, ist gering. Im Spiegel-Artikel heißt es dazu:

"Gerne wird behauptet, dass Leser von Print-Produkten für Journalismus
bezahlen. Dies kann getrost als falsch bezeichnet werden: Die Leser
bezahlen für die horrenden Kosten der Print-Distribution. Den
Journalismus zahlte immer schon die Werbung. Wenn die Nutzer im Netz
nicht direkt zahlen wollen, verlangen sie nur, dass die Kostenvorteile
der Online-Distribution auch an sie weitergeben werden."

Trotzdem wird sich das System auf Dauer nicht tragen, wenn Netzzeitungen kostenfrei bleiben. Neu an der ganzen Diskussion ist ein Vorschlag, der unter dem Namen Kachingle-Modell bekannt wurde. Die Idee:

  • Der Nutzer wird nicht für einzelne Inhalte zahlen wollen, sondern nur für Bündel.
  • Der Nutzer wird seine Zahlungen entsprechend seiner tatsächlichen monatlichen Abrufe auf die Anbieter verteilen wollen.
  • Verlage müssen verstehen, dass der Nutzer nicht vorher für Inhalte zahlen wird, sondern nur nachträglich.

Das Abrechnungsmodell ist sehr idealistisch angehaucht: Der Nutzer
zahlt pro Monat einen freiwillige Betrag, zum Beispiel fünf Euro. Das System
überwacht die Nutzung aller entsprechend registrierten Angebote. Am
Ende des Monats entscheidet der Nutzer selbst, ob die Zahlungen
automatisiert oder nach einem von ihm festgelegten Prinzip ausgeschüttet werden sollen.

Ein solches System soll den Markt unterstützen und Vielfalt garantieren. Die rege Beteiligung an der Diskussion im Spiegel-Forum zeigt, wie brisant die Thematik ist. Reinklicken lohnt sich… (Katharina)

Neu ist die Nachricht ja nicht wirklich: Die Medienlandschaft ist im Umbruch, das Internet wird die Printmedien überholen. Doch bemerkenswert ist, wie schnell diese Entwicklung fortschreitet. Bis 2018 wird sich das WWW als kombinierte Informations-, Unterhaltungs- und Einkaufsquelle in den Generationen bis 60 Jahren durchsetzen. Das sagt zumindest eine Studie der Fachhochschule Mainz, zu lesen unter Spiegel Online. "Besonders erstaunt hat uns zum einen die Selbstverständlichkeit, mit der die jüngere Generation die verschiedenen Online-Angebote nutzt, zum anderen die Geschwindigkeit, mit der die 35- bis 50-Jährigen gelernt haben, die neuen Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten zu gebrauchen" – sagen die Forscherin und der Forscher. Was etwas überrascht: Die Zeitungen sollen sozusagen den Ast absägen, auf dem sie sitzen. Die Studie fordert die traditionellen Medien dazu auf, ihren Lesern zu zeigen "wie sie an die Benefits im Internet kommen können". Aha! "Zeitungsleser müssten mehr vom Internet profitieren als Nicht-Zeitungsleser", interpretiert der Spiegel. Nur wie lange wird es dauern, bis die "Benefits" die Leser vollständig überzeugt haben? Sollten Zeitungen nicht eher Argumente liefern, warum es trotz des Internets sinnvoll ist, sich noch die Printausgabe einer Zeitung zu kaufen? Hoffnung macht die Studie der digitalen Wirtschaft. Noch immer sei die
Zurückhaltung der werbetreibenden Industrie bei Social Networks relativ
groß. Hier heißt es Vertrauen schaffen, um dieses Potential zu
erschließen. (Katharina)