Wenn Springer-Chef Mathias Döpfner mit Verweis auf seine App-Verkaufszahlen schon von einer Renaissance der Medienbranche spricht (wie kress heute schreibt), wollen wir an dieser Stelle natürlich nicht der Spielverderber sein. Ist ja auch eine ordentliche Hausnummer: Insgesamt realisierte Springer knapp 540.000 Verkäufe, summierend aus Monats-, Dreimonats- und Jahresabos plus den kostenpflichtige Downloads von Apps. Allein auf die „Bild“-App für das iPhone entfallen 405.400 Verkäufe und 263.300 Downloads.
BIld ist damit im App-Store hinter zwei Navigationstools und dem Sexgott ("1.000 Fakten über Sex") die Nummer vier der umsatzstärksten Apps in Deutschland. Respekt. Doch bevor jetzt landauf, landab in den Verlagsetagen angesichts eventuell glänzender Erfolgsaussichten in diesem Markt die Schampus-Korken knallen, lohnt einen detaillierter Blick in das Ranking der umsatzstärksten Apps. Dieser zeigt:
– Gerade mal vier Zeitungs-Titel plazieren sich in den Top 200 der umsatzstärksten Apps (siehe Tabelle, Stand: 8.12, 18.30 Uhr).
– Qualitätstitel wie Spiegel und Zeit Online liegen im Ranking hinter Angeboten wie das Volksradio (Platz 196).
– Im eigenen Revier Nachrichten wildern erfolgreich neue Konkurrenten wie der App-Kiosk Deutsche Zeitungen.
– Unklar ist, wie preissensibel die User in Sachen Apps reagieren. Zwar ist die Bild-App beispielsweise mit 79 Cent nur halb so teuer wie etwa Welt mobil, im Spitzenfeld der umsatzstärksten Tools können sich allerdings auch deutlich teurere Anwendungen wie beispielsweise das Spiel "Need for speed" zum Preis von 3,99 Euro erfolgreich behaupten.
Fazit: eine neue völlig neue Wettbewerbs-Situation für Verlage. Sie konkurrieren mit anderen, nicht redaktionell getriebenen Inhalte-Anbietern nicht länger nur um das Zeitbudget der Verbraucher, sondern jetzt auch um deren Geld-Budget. Ob sie dies erfolgreich meistern, müssen sie erst noch beweisen.
Patricia Langen