Die Verkaufszahlen sinken, Content verschwindet hinter Pay Walls und immer mehr Print-Titel werden dauerhaft eingestampft: Für die Medienbranche ist es nicht gerade eine einfache Zeit. Trotzdem hat sich MEEDIA dazu entschieden, mit einem neuen Print-Magazin an den Start zu gehen – und zwar wöchentlich. Als wäre dieses Vorhaben nicht sportlich genug gewesen, fiel der Launch auch noch mitten in die Corona-Pandemie. Doch wie das Redaktionsteam auf Seite 13 der Erstausgabe feststellt: Es geht immer noch ein bisschen schlimmer. Karl Marx schrieb sein Hauptwerk Das Kapital zum Beispiel zeitweise nackt, weil er seine Kleider verpfänden musste. Und wie die Macher der neuen MEEDIA trotz aller Widrigkeiten bemerken: „Wir waren die meiste Zeit immerhin angezogen.“ Wir finden: Das ist der Optimismus, den die Branche braucht!
„Pandemie hin, Shutdown her, das Leben geht weiter“
Doch nochmal von vorne: Wieso ausgerechnet Print? Denn wenn man sich die verkauften Auflagen von Zeitungen und Magazinen in Deutschland ansieht, kennt der Trend nur eine Richtung – und das ist abwärts. Trotzdem, vielleicht sogar gerade deswegen, ist die Antwort auf diese Frage ganz klar: Weil es in einer Branche, die sich mit jedem Tag schneller um die eigene, oftmals digitale Achse dreht, auch noch etwas zum Anfassen braucht. Die thematische und formale Wahl, die die MEEDIA mit ihrem neuen Print-Magazin getroffen hat, ist aus unserer Sicht deshalb mehr als sinnvoll: Innen dynamische Themenschwerpunkte wie Streaming, Podcast, Influencer Marketing und Co. Und von außen die hyggelige Haptik, die zum Verweilen einlädt und mit der man sich am liebsten am Sonntagnachmittag mit einem Kaffee in den Sessel fläzen und der Entschleunigung frönen will.
Wie immer im Leben: Die Mischung macht‘s
Mit einem zugekniffenen Auge erinnert die neue MEEDIA etwas an den Stern, vor allem beim ersten Blick auf das Cover – fehlen nur noch Sudoku und Bilderrätsel. Doch in der Medien- und Kommunikationsbranche verbringt sich dahinter ein Konzept, das es so noch nicht gibt. Vor allem im Vergleich mit Horizont und W&V fällt auf, dass das neue Redaktionsteam rund um das Chefredakteurs-Duo Matthias Oden und Christa Müller eine bewusst andere Strategie verfolgt: Es gibt keine soften Überblicks- oder How to-Beiträge, stattdessen Texte, die in die Tiefe gehen und nicht nur einen Trend, sondern vor allem dessen Auswirkungen behandeln. Auf der einen Seite stehen lange, tiefgreifende Artikel und Interviews zu Marken, Medien und dem wöchentlich wechselnden Dossier. Diesmal mit dabei: Mercedes-Benz-CMO Bettina Fetzer, Medienmanager Fred Kogel und TV-Gesicht Cherno Jobatey, um nur einige wenige zu nennen. Doch das ist nicht alles: Genauso sind im Heft auch immer wieder kürzere Personality-Beiträge wie der „Feierabendmacher“ oder „Mein schlimmster Job“ zu finden. Die tabellarischen Auswertungen zu aktuellen Marktzahlen nehmen für meinen Geschmack etwas viel Platz ein und überfordern auf den ersten Blick sogar mein halbwegs jung gebliebenes Auge. Umso mehr kriegt mich die MEEDIA aber mit ihrem Social Media-kompatiblen snackable Content, über den mal auch dann schnell drüberschmökern kann, wenn es für die Titelstory vielleicht gerade nicht reicht – darunter zum Beispiel Statements zu unserer Welt nach Covid-19 und die thematisch passende Zusammenstellung der schönsten Strand-Webcams.
Unser Fazit: Die erste Ausgabe der neuen MEEDIA ist schön geworden – wirklich! Und vielleicht schleichen sich in das zweite Heft ja ein oder zwei Tippfehler weniger ein. Solange das Redaktionsteam auch bei der Produktion der nächsten Ausgaben seine Kleidung anbehalten darf, verzeihen wir das zumindest gerne. Denn: Wir freuen uns, künftig wieder ein Magazin mehr in der Post zu haben und es ist schön zu sehen, dass es immer noch mutige Macher gibt, die in einer Zeit wie dieser das scheinbar Unmöglich wagen!

Für Diskussionsstoff nicht nur in den USA sorgt ein „AdAge“-Interview des Rolling Stone-Gründers Jann Wenner, in dem er sich vehement gegen Zeitschriften-Apps für Tablet-PCs ausspricht. „Das Tablet ist ein netter Zusatz, aber es ist nicht das neue Business", so Wenner. Zieht die Mehrheit der Zeitschriftenleser immer noch die Printausgabe der digitalen Version vor? Wenner, der im letzten Jahr Kopf einer "ProPrint"-Kampagne war, argumentiert, dass es sich sowohl für die Leser als auch die Verlage (noch) nicht rentiert, auf Apps vor allem für das iPad zu setzen. Als Leser kann man sich heutzutage seine Lieblingszeitschrift auch unterwegs fast überall kaufen und solange es keine überzeugende Anzeigenlösungen für Tablet-PCs gibt, lohnt es sich für Verleger – laut Wenner – noch für Generationen nicht, in solche Angebote zu investieren. Als Beispiel nennt er das US-Magazin Popular Science. Die Printausgabe habe 1.2 Mio. Abonnenten, die App gerade mal 16.000.

Was zeigt der Blick in den deutschen iTunes Store? Unter den 100 meistgekauften iPad-Apps (Kategorie Bestseller, also Rangreihe nach Zahl der Downloads) befindet sich derzeit mit Bild nur eine einzige Printmarke (auf Rang 9). Zeitschriften sucht man dort vergebens. Bei der Suche nach den umsatzstärksten Apps (Zahl der Downloads mal Verkaufspreis) stößt man ebenfalls sofort auf Bild (Rang 2). Unter den Top 100 rangieren noch weitere fünf Apps deutscher Printmarken:

– Rang 7: Die Welt

– Rang 14: Der Spiegel

– Rang 54: Stern eMagazine

– Rang 62: Auto BILD

– Rang 93: Zeit Online plus

(Stand 14.06.2011, 15 Uhr)

Ganz so falsch scheint Wenner mit seiner Einschätzung der Erlössituation der Zeitschriften-Apps für das iPad also derzeit nicht zu liegen. Auch unter diesem Druck hat Apple-Boss Steve Jobs vergangenen Donnerstag angekündigt, den Verlegern entgegenzukommen. Ab sofort können die Verlage den Preis einer App frei wählen und sich sogar den Provisionen an Apple entziehen, wenn der Kunde über ihre Webseite (z.B. durch Gutschein-Codes) eine App erwirbt.

Vielleicht liegt es aber auch an der Machart der iPad-Apps, dass sie bisher noch keine Verkaufsschlager sind. Das Medienmagazin V.i.S.d.P. suchte für seine aktuelle Ausgabe das "Tablet-Magazin des Jahres" und nahm etliche Ausgaben renommierter Medienmarken unter die Lupe. Um am Ende festzustellen: "Eineinhalb Jahre nach der Markteinführung des iPad gibt es immer noch kein durchweg gelungenes Tablet-Magazin."Zum Glück wissen wir aus unserem Kundenkreis, dass genau daran derzeit fieberhaft gearbeitet wird. Ob es sich dann finanziell lohnt, müssen die iTunes-Zahlen zeigen.

Sabrina Maier

Heute machen wir mal etwas für uns total Untypisches: Wir reden über Print. Lesestoff zum Anfassen, nicht zum Anklicken. Deshalb haben wir in der Agentur eine kleine Umfrage gestartet: Welches ist – abseits von Branchenmagazinen und Berufslektüre – unsere absolute Lieblingszeitschrift? Und warum?

 

    Zeitschriften2

Daria:

Wer gibt schon zu – ich lese Boulevard-Presse? Natürlich nur beim Arzt, zum Zeitvertreib und weil da nichts Besseres ausliegt. Aber welche Frau mag keinen Klatsch und Trasch? Also ich schon, und meine Freundinnen auch. Ich möchte doch wissen, wann wer wo in welchem Kleid und mit wem gesehen wurde, ich will doch "InTouch" bleiben. Ich möchte mich so fühlen, als ob ich auch auf den ganzen tollen "GALA"-Events war, zumindest beim Anschauen von Fotos. Und ich brauche eine "Bunte"-Auswahl an Klatsch-Themen für den Samstag-Nachmittag-Kaffee am Gärtnerplatz mit der besten Freundin. Eigentlich will ich nur mal kurz vom Alltag abschalten. Ah ja, und wissen, dass "Celebrities" es auch nicht leicht haben – sie wissen doch auch nicht immer, was sie anziehen sollen, greifen schon mal ab und zu daneben und haben auch Beziehungsstress!

 

Myrjam:

Meine absolute Lieblingszeitschrift ist die InStyle. Wenn ich das sage, hebt meine Freundin B. immer ihre linke Augenbraue mit einem missbilligenden „Aber da steht doch gar nichts drin“. Na, und? Ich finde, Text wird zumindest manchmal überbewertet. Wenn ich eine Frauenzeitschrift kaufe, erwarte ich viele bunte Hochglanzbildchen für mein Geld und vielleicht noch eine nette Home-Story, in der Kate Moss erzählt, auf welchem Flohmarkt sie die Dinge kauft, mit denen sie ihren Vintage-Kleiderschrank füllt. Denn was mich wirklich interessiert, wenn ich eine Frauenzeitschrift durchblättere, ist doch: Wo bekommt man die tollsten Klamotten her, kann ich dieses Jahr noch Wedges tragen, und für welche Nagellackfarbe muss ich mich lieber schon jetzt anstellen? Außerdem will ich wissen, wie ich das ganze Klimbim ordentlich zusammen kombinieren kann. All das gibt es hübsch bebildert in dieser wunderbaren Publikation. Und wenn ich was lesen will, kauf ich mir ein Buch.

 

Sabrina:

Für den Englisch Leistungskurs sollten wir uns das TIME Magazine abonnieren. Das ist nun drei Jahre her und ich bin immer noch begeisterte Leserin der US-Zeitschrift, deren Artikel in der ganzen Welt gelesen werden. Die Mischung aus Politik, Weltgeschehen, Portraits und neuen Medien macht’s. Zusätzlich wird mein Englisch geschult, und die TIME passt aufgrund ihres schmalen Umfangs in jede Handtasche – nur leider fehlt mir manchmal die time zum Lesen!

 

Susanne:

Ich lese seit vielen Jahren regelmäßig die Neon. Für mich eine gute Mischung aus Unterhaltung und Wissen. Hintergrundreportagen und Interviews sind genauso Teil des Inhalts wie sinnfreie Psychotests und die neusten Musik- und Modetrends. Die Texte sind witzig und originell – einfach anders als gewohnt. Zudem bin ich ein großer Fan der allmonatlichen Rubrik "Unnützes Wissen – Fakten, die man im Gedächtnis behält, obwohl man sie sich nicht zu merken braucht". Wussten Sie zum Beispiel, dass es den Journalisten in Lettland noch schlechter geht als den deutschen? Die müssen nämlich beim staatlichen Rundfunk aus Spargründen ihr eigenes Klopapier zur Arbeit mitbringen.

 

Stefan:

Was gibt’s Schöneres, als sich Sonnabend Nachmittag aufs Sofa zu fläzen und in der aktuellen „Guitar“-Ausgabe zu schmökern? Gibt’s? Gab’s! Das Blatt hat ein wenig unter einem zu vermuteten Sparkurs gelitten. 200 Euro-Fernostklampfen werden zu Flitzefinger-Griffbrettern hochgejazzt, Interviewer sind nur noch Stichwortgeber und na ja, die vor einiger Zeit neu eingeführte Heftstruktur ist auf Dauer ein wenig ermüdend. Auf der Habenseite bleiben immer noch die CD-Tipps, ein paar Döntjes aus dem Gitarren-Kosmos und der ein oder andere inspirierende Lick. Ach so: Und natürlich der Anzeigenteil – ideale Inspiration, um das eigene Equipment zu erweitern. Wahrscheinlich war der Webauftritt www.guitar.de für mich deshalb nie eine echte  Alternative.

(sh)

Neues Jahr, neuer Job: Gerade aus dem erholsamen Weihnachtsurlaub zurück wechselte ich vergangene Woche auf die andere Seite des Schreibtisches – zumindest für fünf Tage. Bei der w&v bzw. beim Kontakter schnupperte ich Redaktionsluft, schrieb jede Menge Artikel und lernte den Alltag einer Redaktion eines angesehenen Marketing-Fachblatts live kennen.

Warum? Ein kleines Redaktions-Praktikum gehört zu meinem Volontariat bei cocodibu dazu. Und da meine beiden Chefs Christian und Stefan gesagt haben, dass es Anfang Januar generell etwas ruhiger als sonst wäre (von wegen :-)), hat es mich nun zur w&v gezogen. Warum dahin? Erstens, weil ich schon den einen oder anderen Redakteur von unserem Weihnachtsfest kenne und zweitens, weil wir sowieso viel mit der w&v und dem Kontakter zu tun haben.

Also tat ich mein Bestes und war eine Woche ein festes Mitglied im Ressort Agenturen/Unternehmen. Ressortleiter Conrad Breyer – ein sehr interessanter und angenehmer Mensch – und Lena Herrmann mit Volontärin Daniela Winderl waren meine Kollegen. Mein persönliches Fazit: So stellt man sich die Arbeit in einer Redaktion vor! Nach einer kurzen Einarbeitung konnte ich selbst in die Tasten hauen: Knapp zwanzig Online-Beiträge, zwei Artikel in der Printausgabe des aktuellen Kontakters, Jurorenaquise für den Client Award und jede Menge Konferenzen. Toll, als angehende PR-Beraterin auch mal die andere Seite zu sehen – auf welche Themen und Vorschläge Journalisten eingehen und auf welche nicht. Außerdem ist die Kunst des Schreibens unter Zeitdruck (Stichwort Redaktionsschluss) eine besondere Erfahrung.

Nun bin ich wieder zurück bei cocodibu und wende mich meinen PR-Aufgaben zu. Ich habe heute im Laufe des Tages aber schnell gemerkt, dass ich trotz riesem Spass wieder am richtigen Platz sitze 🙂 Also auf geht's in 2010 – mit hoffentlich wieder erfolgreichen Kontakten zu den Redakteuren der w&v / Kontakter als auch in zahlreiche weitere Redaktionen. (sab)

Die Medientage 2009 waren in diesem Jahr eine stark diskutierte Veranstaltung, wie beispielsweise der Beitrag von Jens Nagel-Palomino im kress deutlich macht. Mittlerweile wird fast jede Veranstaltung unserer Branche heutzutage von Besuchern, den Speakern und auch den Journalisten mittels Twitter begleitet. Deshalb haben wir uns erlaubt, einen Ausschnitt des Twitter-Feedbacks der diesjährigen Medientage einmal qualitativ unter die Lupe zu nehmen. Wir wollten dabei auch wissen, wo sich der Informationswert der Tweets bewegt: "Eher bei LOL und Kaffeholen oder doch wesentlich inhaltlicher?"

Eine Erkenntnis vorab: Die Twitterer vor Ort waren ziemlich fleißig – innerhalb von 24 Stunden wurden knapp 1000 Tweets rund um die Veranstaltung verfasst. 100 davon haben wir nach dem Zufallsprinzip ausgewählt und zur Untersuchung sieben verschiedenen Kriterien zugeordnet:

Twitterauswertung_Kuchen

Außerdem haben wir mittels twitterstats.net am Donnerstag und Freitag ermittelt, wann und wieviele Tweets mit den Hashtags  #medientage und #mmt09 gepostet wurden: 

Bild1

Und hier die wichtigsten Ergebnisse unserer kleinen Untersuchung kurz zusammengefasst:

– Zitate waren die bevorzugten Twitter-Inhalte
von den Medientagen

– Wertvolles Feedback: Nur 22 Prozent
zwitschern Belangloses, der Rest beschäftigt sich inhaltlich in ernst zu
nehmender Form mit den Medientagen

– im Untersuchungszeitraum (von Donnerstag bis Freitag Mittag) waren der Infrastrukturgipfel und Print-Gipfel die am häufigsten besprochenen Veranstaltungen 

– Wenige Multiplikatoren prägen das Image:
Eine kleinere Reihe von Twitterern zwitscherte das Gros der       Tweets 

Die Medientage selbst twitterten in diesem Jahr übrigens noch nicht, auch war kein offizieller Hashtag vorgegeben.

Unser Fazit: Twitter ist im Augenblick das Tool für Live-Kommunkation, um Erkenntnisse über das Image und die Bewertung von Veranstaltungen zu sammeln.

Was im September in der IVW-Online noch die große Überraschung war, manifestiert sich im Oktober. Dirk Mantheys meedia.de hat im Bereich der Marketing- und
Medien-Fachdienste im Web die Spitze übernommen – mit anhaltend positivem Trend: Im Oktober erreicht meedia erstmals über eine Million Visits. Ein Spitzenwert für ein Fachportal. Print-Marktführer w&v findet sich im Augenblick in einer Sandwichposition wieder: Von hinten drängen Horizont und Kress nach.

In Zahlen (IVW Online 10-09):

Medium                                     Visits            Page Impressions

1. meedia.de                              1.004.186         2,72 Mio.
2. wuv.de                                      896.753         2,61 Mio.
3. Horizont.net                              847.395         2,54 Mio.
4. Kress.de                                  716.947         1,51 Mio
5. internetworld.de                        369.932         0, 85 Mio.
6. turi2.de                                    333.519         0,59 Mio.
7. Kontakter.de                              67.010         0,12 Mio.
8. absatzwirtschaft.de                    65.393         0,17 Mio. 
 

Erstmals ausgewiesen wird im Oktober die Internet World Business, die sich zwischen kress und turi2 einreiht. 

Dass
die führenden Kommunikations-Fachmedien im Branchenvergleich ziemlich gut
abschneiden, zeigen zwei Vergleichswerte: LZ/Net, das führend Online-Portal der Lebensmittelzeitung für Food und Handel, kommt im Oktober auf knapp 409Tsd. Besuche und 1,7 Mio. Seitenaufrufe. Autohaus online, das führende Medium für den KFZ-Vertrieb, erreicht 706 Tsd Besuchen und 2,5 Millionen Seitenaufrufe. Insgesamt verzeichnenviele der Fachmedien-Auftritte steigende Zugriffsraten. (CF) 

Da haben wir’s wieder, auch
an den Kleinsten geht das Internet nicht mehr spurlos vorüber. Die spannenden
Geschichten von Micky Maus und Goofy werden wohl bald nur noch digital konsumiert.
Zumindest scheint es so, wenn man die neuesten Ergebnisse der Kids Verbraucher
Analyse (Kids VA) betrachtet, die der Egmont Ehapa Verlag (Verleger von
Asterix, Lucky Luke, Micky und Co.) heute veröffentlichte. Die Zahlen der sechs
bis dreizehn-jährigen Leser von Kinderzeitschriften sind demnach im Vergleich
zum letztjährigen Anstieg deutlich gefallen. Außerdem waren in diesem Jahr
 3,4 Millionen und damit fast 60 Prozent der 6- bis 13-Jährigen schon
einmal online. 2008 waren's noch 3,1 Millionen. Rund 12 Prozent der Kids surfen
sogar schon fast täglich im Web, rund zwei Prozent immerhin mehr als im
Vorjahr.

Liest man diese Ergebnisse könnte
man doch glauben, Egmont setzt künftig nur noch auf digitale Plattformen. Wohl
falsch gedacht: Laut Ingo Höhn, Anzeigen-Chef von Egmont Ehapa wirkt sich der
Netzkonsum nicht auf die Lesergewohnheiten aus, die Print-Nutzung sei
 "weitgehend komplementär zum Internet" (so Höhn im Horizont Interview) mmh, hoffen wir mal, dass er
Recht behält – es wäre doch jammerschade, wenn die Geschichten aus Entenhausen
aus den Regalen verschwinden würden.

Manchmal bedarf es nicht vieler Worte, um den Umbruch in den Medien zu deuten. Am heutigen Montag reicht es, die News einmal zu scannen. Etwa bei dem von uns geschätzten Medien-Dienst turi2. Eine Meldung über den Sparkurs bei Gruner + Jahr. Ansonsten dreht sich hier alles Positionen, Pläne und Projekte im Bereich Internet und Mobile. Darunter fällt auch die Auslagerung des Burda-Kongreßes DLD in eine eigene GmbH. In Deutschland neben der dmexco immerhin wohl die wichtigste Veranstaltung in Sachen digitaler Zukunftsthemen.

Gute Frage, nur die Antwort ändert sich laufend. Hier ein Kommentar, den cocodibu-Geschäftsführer Christian Faltin für die Printausgabe der Zeitschrift Internet World Business (vom 27.April 2009) verfaßt hat:

Twitter
und die Markenkommunikation

„Welcher Schwachsinnige liest sich
denn dieses ganze Zeugs durch? Die Zeit hat doch keiner?“ O-Ton eines Markenverantwortlichen
über Twitter. Wortstoffhof im Internet, Bühne für
Digital-Exhibitionisten klingen nur etwas netter. Weil aber sogar namhafte Medien
über das Mikrobloggen in 140 Zeichen berichten, legen sich jetzt selbst größte
Skeptiker aus Marketing und Kommunikation einen Account zu. Sie wollen das
Phänomen selbst testen. Mit oft verheerenden Folgen: Kaum jemand folgt ihnen,
weil Updates gar nicht oder spärlich verfasst werden. Das Urteil braucht dann weniger
als 140 Zeichen:

Twitter ist Zeitvergeudung. Völlig überflüssig! Ja, für alle Kurzbesucher! Nein,
für alle, die sich länger damit beschäftigen!

Twitter ist faszinierend. Ein neues Glied ganz am
Anfang der Kommunikationskette. Wenn ihre Multiplikatoren twittern, ist die
Zeit dort äußerst sinnvoll investiert. Nur, wer sich über Twitter mit seiner (Fach-)Community austauschen
will, muss sich rechtzeitig vernetzen. Wer nicht die richtigen oder nicht
genügend Follower hat, kann seine Botschaft nicht streuen. Planen Sie für den
Aufbau mindestens vier Wochen ein. Denn wer Twitter ernsthaft angeht, muss den Kanal dauerhaft
betreiben. Das kostet Zeit – und damit auch Geld.

Dafür ist Twitterein prima Teasermedium! Es eignet
sich u.a. für…


 die unkomplizierte und
schnelle Kontaktaufnahme zu Multiplikatoren
– d
as Anreißen wirklich wichtiger News
– als schnelle Plattform für Richtigstellungen
– das bewußte Lancieren von Projekten im Entwicklungsstadium
– das Gewinnen von Testern/Journalisten für Beta-Phasen
– das Verlosen von Veranstaltungskarten
– Kurzumfragen in eingrenzbaren Zielgruppen (via Twittpoll)
– das Bündeln von Live-Berichterstattung zu Veranstaltungen (Messen, Kongresse
etc.)
– Wissenswertes und kurze Tipps für die Community…

…und für vieles mehr. Weil Twitter als Teasermedium oft verlinkt, benötigen
Sie aber ein Blog oder eine Webseite, um die Effekte direkt zu erleben.

Wollen Sie angebliche Tweets von
Promis oder CEO's 
verfassen, die Fake oder Auftragsarbeit sind? Bitte haken
Sie Twitter
schnell ab.
Vergessen
Sie Twitter auch, wenn Sie Pressemitteilungen ohne
Newswert oder platte Werbebotschaften streuen wollen. Und Menschen, die Twitter nicht kontinuierlich nutzen wollen, sollten
sich die Zeit schenken, sich einzuarbeiten. 

Für alle anderen ist Twitterso faszinierend, weil allein durch
Experimentieren mit dem Kanal ein vielgestaltiges Medium heranwächst:
Ergebnisse entstehen spontan, durch den Austausch von Meinungen. Die Mischung
aus sinnfreien Inhalten (prima Kaffee hier) und Sinnvollem, aus Privatem und
Beruflichem hat einen ganz eigenen Charme. Kurze Texte zwingen zu griffiger
Sprache. Und die Effekte von Twitter
sind sofort messbar, durch viele kostenlose, frei zugängliche Webtools. Und weil Twitter über die iPhones dieser Welt so einfach zu
bedienen ist, stellt es das perfekte Erlebnistool für das mobile Internet dar. Mit Twitter führt man die Generation Blackberry an das
Mobile Web jenseits von Mails heran.

Zwar hat Twitter für sich selbst noch kein erfolgsträchtiges
Businessmodell gefunden. Doch die Fangemeinde entwickelt bereits erste Ansätze:
Da werden Hintergrundbilder als Werbefläche genutzt, Werbetweets verkauft oder
Tausende von Followern verlost.

Twitter
wäre vielleicht besser beraten, seine Follower das Businessmodell entwickeln zu
lassen. Und die Reichweite? Der Tausendkontaktpreis
ist kein Kriterium, das Twitter nur annähernd gerecht wird. Große
Reichweiten (mit mehr als einer halben Million Follower) erzielen Britney
Spears, Lance Armstrong oder Barack Obama. Deshalb eignet sich Twitter auch nicht für jede Branche. In Deutschland
ist es derzeit vor allem noch ein Spiel-Medium der Kommunikations-, Medien-,
Web- und Werbebranche. Wer News für diese Gemeinde hat, kommt an Twitter aber kaum mehr vorbei.

Übrigens: Die Redaktion der Internet World Business wurde
via Twitterauf diesen Beitrag aufmerksam. Und nur
ein Satz indiesem Kommentar hat mehr als 140 Zeichen. Ihr
www.twitter.com/cfaltin

Pixelio.de  
10 Stunden am Tag hinterlassen ihre Spuren. Das sagt Gerald Hüther in einem aktuellen Interview auf sueddeutsche.de. Der Neurobiologe erklärt zum Beispiel, warum wir auch dann nicht wegsehen können, wenn eigentlich nur Mist im Fernsehen läuft. Schuld ist unser ureigenes Bedürfnis nach Sicherheit und Vertrautheit. Je unsicherer unsere Lebenswelt wird desto stärker sehnen wir uns nach Geborgenheit, was nicht selten Vertrautheit gleich kommt. Und…richtig, das Fernsehen wurde uns im Laufe der Zeit eben sehr vertraut…komme was wolle.

Erstaunlich ist, wie sehr unser Gehirn auf das reagiert, was wir täglich machen. Wie gesagt, 10 Stunden am Tag verbringen wir im Schnitt mit Fernsehen, Radio, Internet und Printmedien. Bei Jugendlichen ist die Hirnregion, die den Daumen steuert, in den letzten zehn Jahren deutlich größer geworden. Der SMS sei Dank. Doch leider werden wir durch die einseitige Beschäftigung mit einer Sache zu Fachidioten. Sprich: Wer zu viel smst kann nicht gleichzeitig Geige lernen.

Die intensive Internetnutzung fördert zum Beispiel die Fähigkeit, schnell Bildmuster zu erkennen. Das Bewegen der Maus die Kopplung zwischen Auge und Hand. Weiterhelfen können uns diese Anlagen für andere Dinge leider nicht. Schönes Zitat: "Fernsehen kann man eigentlich nur zum Fernsehen brauchen" (Gerald Hüther).

Online gewinnt deshalb immer stärker gegenüber TV, weil gerade bei jungen Menschen das Fernsehen am Ende seiner Möglichkeiten angelangt ist. Das Gefühl der Selbstwirksamkeit ist nun mal sehr wichtig und nur im Internet können Jugendliche Bilderwelten interaktiv gestalten.

Eines sollte man jedoch immer im Hinterkopf behalten. Sowohl das Fersehen als auch das Internet bietet als Unterhaltungsmedium immer nur Ersatzbefriedigung. Wichtig ist deshalb eine selektive und selbstbestimmte Mediennutzung. Und was exzessiver Online- bzw. Twitter-Konsum anrichten kann haben wir ja schon gesehen. (Katharina)