Social Media in der Sinnkrise?
Schon paradox: Wenn immer hierzulande etwas neues eingeführt wird, übernehmen die Techniker das Kommando. Man versprach uns in den 90er Jahren zum Start der TV-Decoder-Technologie aus unzähligen Kameraperspektiven Formel 1-Rennen verfolgen zu können und wurde plötzlich zu seinem eigenen Programmdirektor (obwohl man dies gern einem Profi überlassen hätte). Findige Programmierer erschufen die virtuelle Welt Second Life, in der man in eine neue Identität schlüpfen konnte – obwohl wir uns doch viel lieber mit unserer eigenen Identität im Netz zeigen. Stichwort Social Media. Und wo wir gerade beim Thema sind: Auch hier nahm die Diskussion in der Branche zwischenzeitlich ja ein wenig hysterische Züge an. In all der Euphorie um bahnbrechende neue Social Media-Tools ging dabei doch glatt unter, wie ausgerechnet im prominentesten Social Media Newsroom, dem Volvic Wasserbotschafter, vorzeitig das Licht ausging. Vielen der nachfolgenden Web 2.0-Pressecenter ging es kaum besser: Mit viel technischem Brimborium gestartet, vegitieren viele nun im Netz vor sich hin – Inhalte bekommen sie in der Regel nur in homöpathischen Dosen zugeteilt. Wenn sich jetzt also in den einschlägigen Blogs und Foren ein wenig Katerstimmung breit macht, kann man nur sagen: gut so.Das häufig strapazierte Motto "content is king" hat in diesen Social Media-Zeiten nichts an Gültigkeit eingebüßt. Im Gegenteil. Mehr denn je geht es wohl um aktuelle, relevante Inhalte – interessant und multimedial aufbereitet. Von allzu viel Technik- und Tool-Geklimper sollten wir uns nicht täuschen lassen. Übrigens: Michael Schumacher zieht wieder über zehn Millionen Zuschauer vor den Bildschirm – im frei empfangbaren Privatfernsehen und trotz eigenem Cockpit-Kanal im Pay-TV.(sk)