Mit Clap verbindet mich persönlich ein besonderes Verhältnis. Nicht nur die damals frisch gedruckten Seiten der neusten Auflage auf meinem Schreibtisch, mit dem gut gemeinten Rat meines Vaters: „Guck doch mal rein, ist wieder ein lustiger Artikel drin!“, sondern auch dann später, den über 5 Jahre geteilten Hinterhof in der Gabelsbergerstrasse 77. Ich in meiner 20qm Ein-Zimmer-Butze im ersten Stock und ihr unten.

So erinnere ich mich sehr gerne, an die spontanen Einladungen mit Daniel, Bulo, Mia, Markus, Rene und Alex im „Nippon Noodels“, wenn mal wieder der Azubi Geldbeutel klamm war und ich mich an euren Tisch setzten Konnte. Habe gelauscht und mitlachen dürfen, in der meist offenen und gelösten Stimmung euer Runde – Suppe löffelnd.

Da wurde über die neuen Artikel debattiert und der ein oder andere Shoot besprochen. Da wurden schwierige Branchen-Charaktere auseinandergepflückt und auch in den eigenen Reihen schon mal kräftigt ausgeteilt. Ihr wart ein streitbares, laut denkendes, wildes, überheblich, launisches, liebevolles, unbestechlich, gutes Team gewesen. Nicht immer einer Meinung, aber zum Glück eben nicht diese zeitgeistige Konsenskultur.
Umso trauriger, vielleicht sogar tragischer ist es, zu wissen das dieses Team der Vergangenheit angehört. Ihr habt mit der Kamera vor dem Auge und dem Stift in der Hand, euren Gesprächspartnern eine Bühne gegeben. Weil mit einem richtigen Setup von Interviewer und echter Fotograf, viele in Sachen Bedeutung, dann doch augenblicklich ein paar Zentimeter wachsen. Die einen mehr, die anderen weniger. Doch auch das gehört natürlich zum Spiel.

Da wurde am Licht geschraubt, das zu fotografierende Kinn noch mal justiert, die Location aus ästhetischen Gesichtspunkten nochmal gewechselt, oder direkt ein neuer Termin wegen schlechten Wetters oder Kater gefunden…
Dies alles funktioniert nur, weil es keinen standardisierten Fragebogen gab, der online irgendjemand an den Kopfgeknallt wurde, mit der Bitte es doch innerhalb der nächsten vier Tage zurück zu senden, damit irgendjemand daraus einen Artikel stückeln kann.
Ihr habt es geschafft Menschen in Bild und Texten wieder zu spiegeln, die meiner einer, fern der Medienbranche, meist vollkommen übersehen hätte und die, den Profis unter euch, mindestens mal ein (schadenfreudiges) Schmunzeln entlockt hat.
Lange habe ich den Stolz in der Stimme meines Vaters noch nicht ganz deuten können, wusste nicht genau, was gerade ich, mit einem ach, „so lustigen Artikel“ über, Gott weiß wer, anfangen soll.

Mir wird das gerade klarer, hier sitzend, im neuen Büro der PR-Agentur cocodibu. Wenn IHR auch noch geht, werden WIR, die hier sitzen und für Kunden arbeiten, um unseren Job zu machen, noch weniger Gesprächspartner haben. Viel weniger People-Geschichten, viel weniger Branchen-Gossip, viel weniger Party Talk. Aber genau das ist es, was unsere Branche zusammenhält. Die Kommunikationbranche- das sind doch die Menschen, Ideen und Konzepte. Wir werden alle noch ein Stückchen mehr im Einheitsbrei der endlos scrollenden Feed Gesellschaft versumpfen.
Ihr seid Journalisten, ihr seid Publizisten, ihr nennt euch Macher. Eigentlich habt ihr einen Auftrag und uns sollte es allen in dieser Branche etwas angehen, dies zu unterstützen.
Um vielleicht dem ein oder Andren das nochmal ins Gedächtnis zu rufen:
Clap hat seit 2006 unserer Branche immer wieder den Spiegel vorgehalten und über den Klatsch und Tratsch in den Fluren der Verlage, Sender und Agenturen berichtet. Ehrliche Interviews geführt und echte Charaktere abbilden dürfen. Die waren, mit ihren Ecken und Kanten auf einmal so nah und persönlich!
Wir haben es alle geliebt, weil es eben anders war. Keine aalglatten Gestalten, keine daher gelutschten Eintagsfliegen, die ihr Gesicht in irgendeine beliebige Kamera gehalten haben.
Hier durfte gestichelt und gemotzt werden und trotz allem wurde die Gürtellinie nie unterschritten.
Ein Medien Magazin, bei dem die Macher, den echten Journalismus lebten und liebten. Die aus dem alten Holz geschnitzt scheinen, ganz ohne KI generierte Texte und schlechten iPhone Fotos.
Müssen wir uns nun doch verabschieden? von einem wunderbaren Blatt, das München in der Kommunikationsszene so viel reicher gemacht hat.
„Das People- Magazin für Neugierige, Eitle und Schadenfrohe.
Wenn es so ist, bleibt nur Danke zu sagen und wir machen es wie Clap, fast 20 Jahre lange, mit Haltung, Herz und einem letzten Augenzwinkern. Vielen Dank an alle die daran beteiligt waren!

Anastasia von Spreti