Wer nicht zitiert werden darf, hat einen schweren Stand. Erst recht nicht auf einer Veranstaltung, bei der es um die Kommunikation von morgen geht – wie etwa dem Münchner Twittwoch. Dazu hatten die Veranstalter mit Thomas Walter, Online Redakteur des Versicherungs-Dickschifffs Allianz, und Richard Gutjahr, Moderator und Social Media Experte des Bayerischen Rundfunks, zwei Vertreter eingeladen, die direkt aus dem Nähkästchen berichten sollten.In der Praxis sah das so aus: Allianz-Mann Walter entschuldigte sich gleich mal dafür, dass der Twitter-Account der Allianz lediglich 687 Follower hat und betonte mehrfach, dass er für diese Sache auch keinen offiziellen Kommunikations-Auftrag hat. Deshalb an dieser Stelle natürlich auch keine Quotes von dem umsichtigen Thomas Walter – nicht, dass es noch Ärger mit der Allianz-Pressestelle gibt. Der öffentlich-rechtliche Richard Gutjahr wollte seinem Vorredner natürlich in nichts nachstehen: Noch vor seinem Vortrag wies er fast bittend darauf hin, dass er auf gar keinen Fall als BR-Repräsentant zitiert werden darf, um dann ausführlichst die Historie des Senders darzustellen, die erklären soll, wieso es im Web 2.0 für den BR nur in ganz kleinen Schritten voran geht. Naja, dass er seine mitgebrachten Flipcharts als Web 4.0-Offensive verkaufte, brachte immerhin ein paar Lacher.

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Fazit: Auch mal los lassen können, die Herren. Wem schon der Hauch von Meinungs-Pluralität Angst macht, sollte sein Web 2.0-Engagement vielleicht nochmal überdenken. Oder glaubt noch jemand, künftig alle Communities und Twitter-Accounts mit offiziellen Presse-Statements zupflastern zu können? Ein Umdenken ist wohl nötig. Vielleicht erkennt man dann ja auch, dass die richtige Zielgruppe wichtiger als Reichweite ist. Auch 687 "richtige" Follower können wichtige Multiplikatoren sein, die die Inhalte über das ganze Netz verstreuen. Ich freue mich auf den nächsten Twittwoch! (sib)

Um es kurz zu machen: Sie brauchen Ideen. Sie brauchen ein Gefühl für den Dialog. Und sie brauchen Mut, denn der dauerhafte Dialog mit Menschen im und über das Web (manchmal Social Media genannt, bei cocodibu auch Online Relations) verändert Strukturen in den Unternehmen selbst und erfordert Zeit. Aber, es lohnt sich.

Link: Christian Faltin zu PR im Umfeld von Web 2.0

Und wenn Sie sich für PR im Web 2.0-Umfeld oder für den Online-Dialog interessieren und jetzt noch ein bißchen Zeit haben, dann schauen Sie doch rein, was der Kollege mit mir zu Social Media, Online PR und Online Relations auf der dmexco besprochen hat.

Die aktuelle Umfrage "German Market Survey: Online and Affiliate Marketing" der TU München zeigt: Wir sind in Sachen Online-PR auf dem richtigen Weg! Die Analyse, bei der erstaunlicherweise Online PR mit Online Marketing-Instrumenten verglichen wird, ergab: Die befragten Online Marketing-Entscheider sprachen der Online PR einen positiveren Einfluss auf die wirtschaftliche Gesamtlage des Unternehmens aus, als es beispielsweise Displaywerbung oder Preisvergleichsportale leisten können. Auf einer vorgegebenen Skala von 0 bis 5 (0=das am wenigsten erfolgreiche Tool; 5=das erfolgreichste Tool) liegt Online PR mit einem Wert von 2,77 im mittleren Drittel und überholt dabei sowohl Display-Werbung (Wert: 2,61), als auch Preisvergleichsportale (Wert: 2,18). Erfolgreicher als Online PR sind den Befragten zufolge aber immer noch E-Mail-Marketing-Maßnahmen (Wert: 2,94) und Affiliate Marketing-Aktivitäten (Wert: 3,24). Und ganz oben auf's Treppchen schafft es Suchmaschinenmarketing (SEM) mit einem Wert in Höhe von 4.0.
Die Experten des Lehrstuhls für Dienstleistungs- und Technologiemarketing befragten im ersten Halbjahr 2008 etwa 400 Online Marketing-Entscheider innerhalb eines Zeitraums von drei Monaten.

Sonja Zajontz