Seit heute Morgen (6. April), 10 Uhr, kann man als Neukunde der Deutschen Telekom  auf der Serviceseite eines von 4000 neuwertigen Gebraucht-iPhone 4 zum halben Preis erwerben. Nur ein Klick auf den „Gefällt mir“-Button und schon kann man den exklusiven Facebook-Vertrag abschließen. Momentan hat die Seite 10.620 Fans und – Überraschung – um 16.30 Uhr gibt es sogar noch ein paar iPhones.

Noch ist die Telekom eines der wenigen Unternehmen, das spezielle Social Web-Angebote schnürt. Auch die Deutsche Bahn und O² Deutschland nutzten das bereits für Sonderangebote. Vom 25. Oktober bis 07. November letzten Jahres konnte man bei der Bahn ein sogenanntes „Chef-Ticket“ für 25 Euro erwerben, welches für eine vorher festgelegte Strecke in ganz Deutschland galt – vorausgesetzt man war Fan der dazugehörigen Seite auf Facebook. Alle Tickets gingen weg und die Seite gefiel zuletzt 59.255 Bahnfahrern und damit 52.074 mehr Leuten als die „normale“ Fanpage der Deutschen Bahn. Auch der Mobilfunkanbieter o2 nutzte das Social Web, um seine Fanzahlen zu erhöhen. Im Sommer 2010 gab es die Facebook-gekoppelte Kampagne „Surfer’s Paradise“. Bestellte man bis 12. September 2010 einen o2-Surfstick, hatte man die Chance auf bis zu drei Monate kostenloses Surfen. Denn je mehr Fans die o2-Facebookseite erhielt, umso mehr konnten die Kunden sparen. Die virale Strategie ging auf: nach kurzer Zeit hatte die Seite über 4000 Fans, alle Surfstick-Nutzer freuten sich über 3 Monate mobilen kostenlosen Internetzugang und o2 über neue Kundenkontakte.

ServiceseitenBild

Facebook als Verkaufsplattform – noch ein wenig gewöhnungsbedürftig. Der Klick auf „Gefällt mir“ bedeutet für die Unternehmen mehr Kundennähe, ein besseres Profil möglicher Kunden und den genauen Radius der Informationsmitteilungen. Rabattaktionen und Sonderangebote sind wirkliche finanzielle Mehrwerte, die Kunden – bzw. Fans – erwarten. Allerdings gefällt nicht jede Aktion: So musste die Deutsche Bahn mit ihrem „Chef-Ticket“ auch einige Kritik einstecken: Vielen Usern fehlte die Kommunikation innerhalb der Seite und nach der Aktion wurden alle Beiträge auf der Fanpage gelöscht. Die Deutsche Telekom hat gelernt: das iPhone-Angebot ist nur ein Unterpunkt der Serviceseite „Telekomhilft“. Die fünf Servicemitarbeiter lachen vom Profilbild und die Kunden können ihre Fragen auf die Pinnwand posten, einer der Mitarbeiter geht dann in der Kommentarfunktion darauf ein. Service und Angebote in einem. Da hat „Für Elise“ wohl ausgedient. Und Gewinnspielpostkarten auch. (Sabrina Maier)

 

Der Fall "Konstantin Neven DuMont" machte in diesen Tagen ja ordentlich Schlagzeilen. Vielleicht mag es den derzeit arg gebeutelten Verlagserben ein wenig trösten: Das Thema Fakes und Blogs hat inzwischen schon Tradition. Zwar eine kurze, aber dafür sehr heftige. Unsere Top-Five in diesem Bereich:

 

1. „Neven DuMont"

Ebenfalls bekannt als der Fall „Konstantingate“, der durch den bekannten Medienjournalisten und Blogger Stefan Niggemeier ins Rollen gebracht wurde.

Dieser fand heraus, dass hunderte Kommentare zu seinen Blogbeiträgen mit teils wüsten Beschimpfungen und Brancheninterna vom Internetanschluss Konstantin Neven DuMonts stammten. Die rund 100 verschiedenen Verfasser benutzten demnach alle Neven DuMonts E-Mail-Adresse, welche Niggemeier von früheren Beiträgen des Verlegers unter seinem richtigen Namen bekannt war. http://www.abendblatt.de/kultur-live/article1669904/Schrieb-Zeitungsverleger-unter-Pseudonym-irre-Kommentare.html

In seinem Blog machte er den Verdacht daraufhin öffentlich, DuMont selbst sei für den Missbrauch der Kommentarfunktion verantwortlich. http://www.stefan-niggemeier.de/blog/eine-systematische-stoerung/

Konstantin Neven DuMont bestreitete den Vorfall vehement. Seine Erklärung: Zwei Bekannte hätten sich einen Spaß gemacht, seine Computer genutzt und die Beiträge unter seiner Adresse verfasst. Er habe sie gebeten, dies nicht mehr zu tun. Laut Niggemeier tauchten aber, nachdem der Verleger sich gerechtfertigt hatte, drei weitere Kommentare mit dessen Mailadresse in dem Blog auf.

http://www.sueddeutsche.de/medien/verlag-konstantin-neven-dumont-konstantingate-verleger-zieht-sich-nach-blog-affaere-zurueck-1.1015261

Kurz darauf zog sich Neven DuMont aus dem operativen Geschäft des Verlags zurück.

 

 

2. WeTab-Bewertungen bei Amazon

Mit welch erstaunlicher Schnelligkeit das Netz Täuschungsmanöver im Web 2.0 aufdeckt, lässt sich an diesem Fall erkennen.

  • „Das WeTab ist nicht gut, sondern sehr sehr gut“
  • „Insgesamt macht das WeTab einen sehr sehr guten Eindruck. Ich kann das Teil nur empfehlen und warte sehr gespannt auf die Android App Unterstützung!“

Dies sind nur einige der Bewertungen, die ein gewisser „Peter Glaser“ nur kurz nach dem missglückten Verkaufsstart des WeTabs Ende September über amazon abgab.

Statt zu dem bekannten Technikjournalisten und Schriftsteller führte der User-Name jedoch auf das User-Profil von WeTab-Chef Helmut Hoffer von Ankershoffen. Ein anderer, ähnlich positiver Text war mit dem Profil der Ehefrau von Hoffer von Ankershoffen verknüpft.

Kurze Zeit nachdem Blogger und Apple-Fan Richard Gutjahr den Fall aufgedeckt hatte, schickte von Ankerhoffen FocusOnline nicht nur eine Stellungnahme, in der er sich zu den Bewertungen bekennt, sondern kündigte seinen sofortigen Rücktritt seiner Position als Geschäftsführer der WeTab GmbH an.

http://www.focus.de/digital/computer/fake-bewertungen-endgueltiges-aus-fuer-wetab-chef_aid_560428.html

 

3. „ Fake-Steve Jobs“

Selbst der echte Steve Jobs konnte über die Blogbeiträge seines Doppelgängers schmunzeln und Bill Gates, "Forbes", "Business Week" zitierten regelmäßig aus seinem Tagebuch.

Über 1230 Online-Einträge schrieb ein US-amerikanischer Blogger als „Steve Jobs“ über Leben, Arbeit und die Apple-Welt und galt 14 Monate nach der ersten Veröffentlichung im April 2006 noch immer als Mysterium. Er zitierte aus angeblichen Emails und Telefonaten mit Bill Gates und Steven Spielberg, kennt Jobs Faible für Fantasy-Filme und wird als Apple-Insider, Redakteur von „Wired“ oder britischer Autor verdächtigt.

Alles falsch, wie sich im August 2007 herausstellt. Bei „Fake Steve“ handelt es sich um Daniel Lyons, 46, Wirtschaftsjournalist, Romanautor und IT-Reporter des US-Wirtschaftsmagazins "Forbes". Dieser kündigt daraufhin an, als Fake Steve das Blog weiterzuschreiben – auf der Webseite von "Forbes" allerdings.

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,492587,00.html

 

 

4. Deutsche Bahn

1,3 Millionen Euro. Soviel war es der Deutschen Bahn 2007 wert in versteckte Werbemaßnahmen zur Imageverbesserung zu investieren. Durch die Streiks aufgrund des Tarifkonflikts zwischen der Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hatte das Image wieder einmal gelitten. Was könnte dann naheliegender sein als u.a. Blog-Beiträge, Leserbriefe, Meinungsäußerungen in Foren, Meinungsumfragen oder vorproduzierte Medienbeiträge, bei denen der Urheber bzw. Auftraggeber nicht erkennbar ist, im Web zu verbreiten. Genau das hatte nämlich der Verein LobbyControl wenig später herausgefunden.

Konzern-Chef Dr. Rüdiger Grube reagierte empört, sprach seine persönliche Distanzierung aus und kündigte personelle Konsequenzen an. Dem Image wird diese Aktion jedoch wieder einmal mehr geschadet als genützt haben, in einer geschickten Social Media Strategie wäre das Geld wahrscheinlich besser angelegt gewesen.

http://www.welt.de/wirtschaft/article3822242/Bahn-bezahlt-fuer-PR-in-Medien-und-Internetforen.html

 


5. „Eric Schmidt“ bei Facebook

Eric Schmidt, Chef von Google, galt lange Zeit als Facebook-Verweigerer und daher einer der wenigen Account-Losen der Silicon-Valley-Berühmtheiten. Anfang Oktober machte sich dies ein Blogger von Techcrunch zunutze, und deckte dabei eine weitere schwere Sicherheitslücke des sozialen Netzwerks auf.

Michael Arrington legte mit Schmidts Email-Adresse den Account von „Eric Schmidt“ an und hatte binnen weniger Minuten die ersten realen Freunde. Sowohl YouTube-Gründer Chad Hurley als auch  Facebooks Vize-Chef Elliot Schrage zählten dazu und bereits am nächsten Tag war „Schmidts“ Posteingang mit Nachrichten von Arbeitskollegen und Freunden gefüllt.

Das Prekäre: Arrington hatte bis zu diesem Zeitpunkt die Email-Adresse nicht bestätigt, denn schließlich landete der Bestätigungslink bei dem echten Eric Schmidt. Facebook hätte ihn zwar gelegentlich darauf hingewiesen, dass ohne die E-Mail-Verifizierung keine Interaktion auf Facebook möglich sei, "das war allerdings in keiner Weise der Fall", berichtete er später.  

Während Facebook sich zu dem Vorfall in Schweigen hüllt, zeigt sich Schmidt amüsiert und twitterte, er sei glücklich, dass ihm Arrington die Kommunikation auf Facebook abnehme.

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,722437,00.html

 

 

Patricia Langen

Früher – also anno Web 0.x bis 1.9 – hatten etliche Leute einen ganz bestimmten Tick. "Ja, wie tickst Du denn?", gehörte zum normalen Alltags-Vokabular. In der Branche der Gegoogelten und Mitteilsamen, also in unserer, wird das jetzt abgelöst von "Wie twitterst du denn?"  Gemeint ist: Mehr beruflich – also alle möglichen Links verbreitend, die belegen, dass man absolut auf der Höhe der Zeit ist? Fotos von den letzten stressigen Auslandsreisen aus New York, Singapur und Dubai einstellend bzw. wahlweise auf die Deutsche Bahn oder die Lufthansa schimpfend? Oder vielleicht mehr privat – also Restaurant-Tipps verbreiten, Stimmungslagen weitergeben oder Kind/ Hund/Katze/Maus verarzten?
Was für ein Twitter-Typ sind Sie? Und wieso? Warum gibt es noch kein persönliches Twitter-Horoskop? Und warum twittern Agenturen Aufstellung von Off-The-record bzw. Kommunikationsleute Aufstellung von Nicole Simon ?    
Fragen über Fragen, die Sie uns wahrscheinlich auch nicht beantworten werden. Wenn doch dann bitte an www.twitter.com/cfaltin. 

Und wer mehr als 140 Zeichen lesen will,  dem empfehlen wir das Buch von Nicole Simon zum Thema.