Wer in diesen Tagen die Zeitung aufschlägt oder den Fernseher anmacht, wird von einer Welle des Mitgefühls erfasst. Da karren Privatpersonen horrende Mengen an Kleidung, Lebensmitteln und Hygieneartikeln zu den Bahnhöfen und Erstaufnahmelagern, um den ankommenden Flüchtlingen bei ihrer Ankunft in Deutschland den Start in ein neues Leben zu erleichtern. Und im Social Web verbreiten sich die Aufrufe zur Mithilfe wie ein Lauffeuer genauso wie die Pro-Zuwanderungs-Kommentare, zum Beispiel auf Facebook. Das bestätigt auch die aktuelle „Digital-Analyse Flüchtlings- und Einwanderungsdiskussion 2014-2015“ des Munich Digital Institute.
Hilfe für Flüchtlinge also, soweit das Auge reicht. So ist es auch kein Wunder, dass zahlreiche Blogger, YouTuber und Podcaster sich mittlerweile „Blogger für Flüchtlinge“ angeschlossen haben: Die Initiative wurde von den Food-Bloggern Paul Huizing und Stevan Paul sowie Politik- und Medien-Blogger Nico Lumma und der Literaturbloggerin Karla Paul ins Leben gerufen – Kooperationspartner ist die Crowdfunding-Spendenplattform betterplace.org. Ziel ist neben den Spendeneinnahmen, das Thema „Hilfe und Akzeptanz für Flüchtlinge“ möglichst breit im Netz zu streuen.
Was zunächst als Kontrapunkt zu den Ausschreitungen in Sachsen gemeint war, entwickelt sich immer mehr zur fest etablierten und länger andauernden Spendenaktion. Seit dem 24. August läuft das Projekt nun schon und das anfängliche Ziel von 4.000 Euro wurde jetzt schon weit übertroffen: Mittlerweile sind schon fast 100.000 Euro zusammengekommen! Das Spendenziel korrigieren die Initiatoren aufgrund der immensen Hilfsbereitschaft immer weiter nach oben: Es liegt zurzeit bei 250.000 Euro, die eingesammelt werden sollen. Das Besondere bei einer Spende: Jeder sieht, welchem Projekt sein Geld zugute kommt – von Kinderhilfsprojekten („Kinder stärken! Hilfe für Flüchtlingskinder“, Diakonie Düsseldorf) über Deutschkurse, Lehrbücher und ein Info-Café als Begegnungsstätte ist alles dabei. So wird niemand, der noch zögert zu spenden, von Intransparenz abgehalten. Das Geld kommt unterschiedlichsten Initiativen, Vereinen und Verbänden in ganz Deutschland zugute, die direkt und vor Ort wirken und helfen. Der Hashtag #BloggerfuerFluechtlinge verbreitet sich im Social Web rasant – mittlerweile gibt es unzählige Blogeinträge, die auf die Aktion hinweisen und eine eigene Facebook-Gruppe mit über 1200 Mitgliedern. Neben mehreren Tausend Bloggern beteiligen sich Verlage und Privatpersonen.
Blogger für Flüchtlinge ruft auf der Homepage auch zu Sachspenden auf und informiert mit Nachrichten zur Flüchtlingskrise sowie zum aktuellen Spendenstand. Jeder kann also einen kleinen oder auch größeren Beitrag leisten! Zur BetterPlace-Spendenplattform von Blogger für Flüchtlinge geht es hier.
Welcome to Dresden: App erleichtert Flüchtlingen die Ankunft in Deutschland
Ein weiteres tolles Projekt, das dringend finanzielle Unterstützung benötigt, ist Welcome to Dresden: Die zwei IT-Unternehmerinnen Peggy Reuter-Heinrich und Viola Klein haben eine App eigens für Flüchtlinge in Dresden entwickelt. “Welcome to Dresden“ liefert erste Infos nach ihrer Ankunft in der Stadt: So erhalten die Flüchtlinge Adressen und Telefonnummern von Behörden, detaillierte Informationen zum Asylverfahren und wichtige Hilfs- sowie Notfall-Kontakte. Zunächst ist die App nur in englischer Sprache erhältlich, weitere sollen folgen. Damit der Rollout auch für andere Städte erfolgen kann, hofft das Duo auf staatliche Unterstützung und arbeitet zudem an einem Sponsoring-Konzept, so dass sich auch andere Vereine oder Unternehmen beteiligen können.