Öffentliche Hinrichtung eines Pressesprechers

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Öffentliche Hinrichtung eines Pressesprechers

Das Dasein als Pressesprecher ist nicht immer angenehm. Manchmal kann es aber auch richtig beschissen sein. So geschehen für Dr. Michael Offer, den Pressesprecher des Finanzministeriums. Der musste sich vor laufenden Kameras und versammelter Journalistenschar von seinem Minister Wolfgang Schäuble nicht nur abkanzeln lassen. Nein, Schäuble demontierte ihn wegen eines lässlichen Versäumnisses wiederholt und in einem Ton, der selbst hinter verschlossenen Türen eher unangebracht ist.

Da fühlten sich selbst die Kollegen von Bild.de, sonst eher wenig mitfühlsam mit PR-Kollegen, aufgerufen, den Pressesprecher zu verteidigen. Gut, dass die ZDF-Kollegen von heute.de das Video in ihrer Mediathek veröffentlichten und danach auch auf YouTube (mit über 320.000 Abrufen am 9.11. um 12 Uhr).

 

 

Die Diskussion des Themas bei heute.de auf Facebook empfinde ich allerdings als äußerst zwiespältig. Wie ticken Leute, die das lustig finden?

Dank Social Media ist zu erwarten, dass Schäuble diese Aktion noch sehr leid tun wird.

(Christian Faltin)    

 Weitere Quellen: Thomas Knüwer über den Aufstand der Hauptstadtjournalisten, Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach über "ein Arschloch",

P.S.: Dank Social Media war dies eine der Pressekonferenzen, die für die größte Medienresonanz innerhalb der schwarz-gelben Koalition sorgte. Nur wenige Tage nach der Eklat-PK hat Michael Offer am 8. November die Konsequenzen gezogen und seinen Rücktritt erklärt. Hier der offzielle Wortlaut seines Schreibens. Schäuble selbst hatte sich im übrigen für sein Verhalten nicht entschuldigt, sondern laut Medienberichten lediglich sein Bedauern ausgesprochen. Beobachter des politischen Berlins gehen davon aus, dass das Ausrasten Schäubles und sein Verhalten danach ihm mittel- und langfristig sehr schadet.

 

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