Junge Journalisten: Lea Weitekamp
Wie sieht der Journalismus von morgen aus? Was müssen Journalisten heute schon können? Und wie werden sie sich künftig finanzieren? Es passiert gerade ziemlich viel in der Medienwelt und der Kurs ist noch nicht ganz ausgelotet. Neudeutsch heißt das: Der Journalismus durchläuft gerade eine disruptive Phase. Wie die verläuft, wissen wir auch nicht. Aber wer die Medien in Zukunft gestalten wird, das wissen wir schon jetzt. Deshalb stellen wir Euch/Ihnen in unserer Reihe „Junge Journalisten“ Redakteure, Reporter, Blogger und Publizisten unter 33 vor, die die Branche kennen und lesen sollte. Heute im Gespräch: Lea Weitekamp, Redakteurin bei der t3n.
Seit wann steht für Dich der Berufswunsch Journalist fest? Was gab den Ausschlag?
So richtig darauf hingearbeitet habe ich eigentlich gar nicht. Ich habe nur immer gerne schon geschrieben: als Kind Comics und Geschichten, später dann für kleine Publikationen on- und offline. So bin ich nach meinem geisteswissenschaftlichen Abschluss zur PR-Arbeit gekommen. Der Fokus auf technologielastige Wirtschaftsthemen hat mir extrem gut gefallen, weswegen ich schließlich zum t3n-Magazin gewechselt bin.
Ist Dein Arbeitsalltag, wie Du ihn Dir vorgestellt hattest oder gab es im positiven wie negativen Sinne Überraschungen?
Mein Alltag entspricht nur selten dem typischen Reporter-Klischee: Ich erhalte viele Informationen per Facebook, E-Mail, Chat oder Skype-Call. Daher bin ich nicht täglich „draußen“ unterwegs. Ein absoluter Vorteil des Jobs, den ich vorher unterschätzt habe, sind Konferenzteilnahmen. Nach zwei oder drei Tagen mit den spannendsten internationalen Köpfen der Digitalbranche bin ich immer super inspiriert und motiviert!
Was war Dein skurrilstes Erlebnis bisher in Deiner Berufslaufbahn?
Ich glaube, dazu bin ich noch nicht lange genug dabei. Auf ein skurriles Erlebnis warte ich noch!
Inwieweit nutzt Du das Social Web für Themen-Recherche und -Inspiration?
Enorm. Dort schwirrt eine ganze Menge an interessanten Aussagen herum, hinter denen sich gute Geschichten verbergen. Ich ziehe in der Regel mehrere Artikelideen am Tag aus meinem Twitter-Stream und versuche auch, das, was ich schreibe, durch pointierte oder unterhaltsame Content-Schnipsel aus sozialen Netzwerken aufzulockern.
Blogger werfen (bewusst) viele der althergebrachten Regeln über den Haufen. Sie schreiben viel subjektiver, kommentierender. Wie wird das den klassischen Fachjournalismus Deiner Meinung nach verändern?
t3n gehört wohl selbst eher zu denen, die den klassischen Fachjournalismus ordentlich aufpeppen. 🙂 Dem Leser auf seinem Fachgebiet Orientierung zu bieten, Neuheiten, Trends und Entwicklungen einzuordnen, das war ja schon immer eine wichtige Aufgabe. Heute sind wir als Autoren deutlich präsenter – das kann in Sachen Authentizität und Glaubwürdigkeit sogar ein Vorteil sein. Unabhängigkeit und saubere journalistische Arbeit stehen dabei nach wie vor an erster Stelle.
Ein Artikel über Dich: Welche Überschrift müsste der haben?
Vielleicht „Die Startup-Versteherin“. Irgendwas mit Startup-Röntgenblick wäre natürlich auch cool.
Was ist Dein Trick, um ruhig Blut vor dem Redaktionsschluss zu bewahren?
Die Printausgabe des t3n-Magazins erscheint quartalsweise, daher können wir uns genug Freiraum verschaffen, um Artikel in Ruhe zu Ende zu schreiben. Außerdem haben wir viele regelmäßige Status-Meetings mit der Redaktionsleitung. Wenn ich prokrastiniere, fällt das in der Regel schon früh auf.
Wie schaltest Du vom Job ab, oder denkst Du rund um die Uhr an die Headline von morgen?
Ich fahre, wann immer es geht, mit dem Rad zur Arbeit, das dauert eine gute halbe Stunde. Morgens nutze ich die Zeit, um wach zu werden, abends, um den Tag hinter mir zu lassen. Und am Wochenende vergesse ich den Rest der Welt im Bikepark.
Wenn wir hier mal den besten Fachartikel küren würden: Welchen Deiner Berichte würdest Du einreichen? Und warum?
Wahrscheinlich mein Portrait des Startups Jolla. Das Schreiben hat mir enorm Spaß gemacht, weil ich technologische und wirtschaftliche Aspekte beleuchten und trotzdem eine richtig schöne Geschichte erzählen konnte. Dass es den Lesern auch gefallen hat, haben die extrem guten Abrufzahlen gezeigt.
Kein Mensch ist perfekt. Welchen Ratschlag wolltest Du Deinem Chefredakteur immer schon mal geben?
Englisch tut nicht weh! Ich verstehe ja, dass man grundsätzlich mit „Denglisch“ und Buzzwords aufpassen muss, aber mit der Sprache kann man manchmal einfach besser spielen. Das würde ich z.B. in Überschriften gerne häufiger machen.
Was machst Du in fünf Jahren?
Momentan denke ich: Dann bin ich immer noch bei t3n. Aber ich fahre dann ein cooleres Bike.
Über Lea Weitekamp
Nach Ihrem geisteswissenschaftlichen Studium an der Universität Bonn war Lea Weitekamp zunächst als PR-Beraterin tätig. Seit Anfang 2014 ist sie Redakteurin bei dem Fachmagazin t3n. Dort schreibt Sie über die digitale Wirtschaft in Deutschland und dabei im Besonderen über die Startup-Welt. Auf Twitter kann man Lea unter @lojanna folgen.