Wie sieht der Journalismus von morgen aus? Was müssen Journalisten heute schon können? Und wie werden sie sich künftig finanzieren? Es passiert gerade ziemlich viel in der Medienwelt. Welche Richtung dies nimmt, weiß keiner so genau. Und trotzdem: Junge, talentierte Schreiber zieht es weiterhin in den Journalismus. Wir stellen sie in unserer Reihe Junge Journalisten vor: Redakteure, Reporter, Blogger und Publizisten unter 33, die sich schwerpunktmäßig vor allem mit der Online-Branche beschäftigen. Heute im Gespräch: Brian Rotter, Redaktionsassistenz in der Online Redaktion von t3n.

Brian Rotter

1. Seit wann steht für Dich der Berufswunsch Journalist fest? Was gab den Ausschlag?
Puh, gute Frage. Das war ein schleichender Prozess würde ich sagen. So mit 15 habe ich angefangen für die Lokalpresse Spielberichte meiner Handballmannschaft zu verfassen. Da saß ich dann immer auf den Rückfahrten von den Auswärtsspielen mit Block und Kugelschreiber im Bus und habe die Berichte geschrieben. Aber ausschlaggebend war vermutlich meine damalige Politiklehrerin, die meine Hausarbeit über Kroatiens EU-Beitritt nur mit einer Drei bewertete. Der Grund: Mein Sprachstil wäre journalistisch und nicht wissenschaftlich genug, sie könne sich aber vorstellen, dass ich später im Journalismus Erfolg haben könne. Da habe ich mir gedacht, okay, wieso eigentlich nicht und der Berufswunsch stand.

2. Ist Dein Arbeitsalltag wie Du ihn Dir vorgestellt hattest, oder gab es im positiven wie negativen Sinne Überraschungen?

So wie es momentan läuft kann ich mich echt nicht beklagen. Ich arbeite hier bei t3n mit einem motivierten, jungen Team zusammen und meine täglichen Aufgaben gestalten sich auch abwechslungsreich. Positive Überraschungen sind natürlich die Dinge die nicht alltäglich sind. Teamevents aller Art stehen bei uns hoch im Kurs, von Picknick-Ausflügen, einer Schnitzeljagd oder einfach einem spontanen Grillen in der Mittagspause haben wir hier schon jede Menge coole Dinge unternommen.
3. Was war Dein skurrilstes Erlebnis bisher in Deiner Berufslaufbahn?
Das war tatsächlich in meiner Zeit bei Antenne Niedersachsen. Für eine On-Air-Promotion bei der wir in ganz Niedersachsen Cabrios versteckt haben, war ich mit einem Kollegen mal wieder unterwegs. Unser Ziel war es die versteckten Kameras einzurichten, mit denen wir die späteren Gewinner filmten. Da das natürlich nicht tagsüber passieren konnte, stiefelte ich gegen vier Uhr morgens mit Kameraausrüstung, Mikrofon und Co. durchs Unterholz um den optimalen Platz für die Kameras zu finden, die den unter Heuballen versteckten Mini einfangen konnten. Dunkelheit, Bodenbeschaffenheit und meine eventuell vorhandene Tollpatschigkeit sorgten am Ende dafür, dass ich an irgendetwas hängen blieb und mit einem lauten Krachen im Unterholz verschwand. Aber das war nicht das Skurrile daran. Skurril wurde es erst als ich sah über was ich da gestolpert war. Mit Handytaschenlampe bewaffnet konnte ich die leicht verwesten Überreste eines Fuchses ausmachen in dessen Rippenbögen ich mich verfangen hatte. Das war tatsächlich ein sehr skurriles Erlebnis während der Arbeitszeit.
4. Inwieweit nutzt Du das Social Web für Themen-Recherche und -Inspiration?
Klar gibt es auch im Social Web immer mal wieder interessante Themen und Ansätze, aber aktiv suchen tue ich in diesem Bereich nicht. Da hole ich mir die Ideen eher aus meinem guten alten Feed-Reader.
5. Blogger werfen (bewusst) viele der althergebrachten Regeln über den Haufen. Sie schreiben viel subjektiver, kommentierender. Wie wird das den klassischen Fachjournalismus Deiner Meinung nach verändern?
Ich bin ein Freund von diesem Stil. Wichtig ist jedoch, dass man als Journalist seinen eigenen Stil entwickelt und dann unabhängig vom Medium wo die Artikel publiziert werden auch beibehält. Natürlich sollte gerade im Fachjournalismus eine gewisse Seriosität gewahrt werden, allerdings ist es für mich persönlich oft lesenswerter wenn Geschichten erzählt werden und nicht stumpf Fakten vermittelt werden.
6. Ein Artikel über Dich: Welche Überschrift müsste der haben?
„Große Klappe viel dahinter“ wäre denke ich passend. Ich bin nicht auf den Mund gefallen und spreche manchmal schneller als ich denken kann, aber dennoch hat alles was ich sage Sinn und Verstand. Meistens zumindest 😉
7. Was ist Dein Trick, um ruhig Blut vor dem Redaktionsschluss zu bewahren?
Eine gute Organisation ist für mich am Wichtigsten. Selbst wenn es stressig ist und kurzfristig Sachen umgeworfen werden, sollte man sich immer bewusst machen was die Hauptaufgaben sind und diese dann angehen. So ist bei uns am Ende immer alles rechtzeitig fertig gewesen. Gerade in der finalen Phase ist es auch wichtig, unwichtige Tasks abzugeben oder aufzuschieben um sich voll und ganz auf das Projekt konzentrieren zu können.
8. Wie schaltest Du vom Job ab, oder denkst Du rund um die Uhr an die Headline von morgen?
Das kommt immer ganz drauf an was gerade so auf meinem Schreibtisch liegt. Es gibt Tage da sitze ich in der Straßenbahn auf dem Weg nach Hause und plane schon den nächsten Tag durch, aber es gibt auch Tage wo ich mit dem ersten Schritt aus dem Büro Feierabend im Kopf habe. Noch habe ich mir auch noch keine Apps zugelegt die etwas mit der Arbeit zutun habe, auch um abschalten zu können, aber wer weiß wie lange das noch möglich ist. Ansonsten ist mein Abend und mein Wochenende fast immer verplant und ich bin viel unterwegs, da spielt die Arbeit dann auch keine große Rolle mehr und ich gehe motiviert in den nächsten Tag.
9. Wenn wir hier mal den besten Fachartikel küren würden: Welchen Deiner Berichte würdest Du einreichen? Und warum?
Dafür habe ich noch zu wenig Artikel geschrieben die ich hier einreichen könnte. Aber ich habe ein paar Ideen, ich kann mich ja nochmal melden wenn ich soweit bin 😉
10. Kein Mensch ist perfekt. Welchen Ratschlag wolltest Du Deinem Chefredakteur immer schon mal geben?
Wenn mir etwas auf dem Herzen liegt spreche ich das auch an, von daher habe ich gerade absolut nichts was ich ihm mit auf den Weg geben wollen würde 🙂
11. Was machst Du in fünf Jahren?
Wenn alles so läuft wie ich mir das wünsche bin ich irgendwo auf der Welt Sportjournalist. Aber selbst wenn das bis dahin nicht geklappt hat wäre ich schon zufrieden mit meinen dann immer noch jungen 28 Jahren einen festen Job in der Journalismusbranche zu haben.

Wie sieht der Journalismus von morgen aus? Was müssen Journalisten heute schon können? Und wie werden sie sich künftig finanzieren? Es passiert gerade ziemlich viel in der Medienwelt und der Kurs ist noch nicht ganz ausgelotet. Neudeutsch heißt das: Der Journalismus durchläuft gerade eine disruptive Phase. Wie die verläuft, wissen wir auch nicht. Aber wer die Medien in Zukunft gestalten wird, das wissen wir schon jetzt. Deshalb stellen wir Euch/Ihnen in unserer Reihe „Junge Journalisten“ Redakteure, Reporter, Blogger und Publizisten unter 33 vor, die die Branche kennen und lesen sollte. Heute im Gespräch: Lea Weitekamp, Redakteurin bei der t3n.
Seit wann steht für Dich der Berufswunsch Journalist fest? Was gab den Ausschlag? P8218475bSW_hochkant-Kopie

So richtig darauf hingearbeitet habe ich eigentlich gar nicht. Ich habe nur immer gerne schon geschrieben: als Kind Comics und Geschichten, später dann für kleine Publikationen on- und offline. So bin ich nach meinem geisteswissenschaftlichen Abschluss zur PR-Arbeit gekommen. Der Fokus auf technologielastige Wirtschaftsthemen hat mir extrem gut gefallen, weswegen ich schließlich zum t3n-Magazin gewechselt bin.
Ist Dein Arbeitsalltag, wie Du ihn Dir vorgestellt hattest oder gab es im positiven wie negativen Sinne Überraschungen?
Mein Alltag entspricht nur selten dem typischen Reporter-Klischee: Ich erhalte viele Informationen per Facebook, E-Mail, Chat oder Skype-Call. Daher bin ich nicht täglich „draußen“ unterwegs. Ein absoluter Vorteil des Jobs, den ich vorher unterschätzt habe, sind Konferenzteilnahmen. Nach zwei oder drei Tagen mit den spannendsten internationalen Köpfen der Digitalbranche bin ich immer super inspiriert und motiviert!
Was war Dein skurrilstes Erlebnis bisher in Deiner Berufslaufbahn?
Ich glaube, dazu bin ich noch nicht lange genug dabei. Auf ein skurriles Erlebnis warte ich noch!
Inwieweit nutzt Du das Social Web für Themen-Recherche und -Inspiration?
Enorm. Dort schwirrt eine ganze Menge an interessanten Aussagen herum, hinter denen sich gute Geschichten verbergen. Ich ziehe in der Regel mehrere Artikelideen am Tag aus meinem Twitter-Stream und versuche auch, das, was ich schreibe, durch pointierte oder unterhaltsame Content-Schnipsel aus sozialen Netzwerken aufzulockern.
Blogger werfen (bewusst) viele der althergebrachten Regeln über den Haufen. Sie schreiben viel subjektiver, kommentierender. Wie wird das den klassischen Fachjournalismus Deiner Meinung nach verändern?
t3n gehört wohl selbst eher zu denen, die den klassischen Fachjournalismus ordentlich aufpeppen. 🙂 Dem Leser auf seinem Fachgebiet Orientierung zu bieten, Neuheiten, Trends und Entwicklungen einzuordnen, das war ja schon immer eine wichtige Aufgabe. Heute sind wir als Autoren deutlich präsenter – das kann in Sachen Authentizität und Glaubwürdigkeit sogar ein Vorteil sein. Unabhängigkeit und saubere journalistische Arbeit stehen dabei nach wie vor an erster Stelle.
Ein Artikel über Dich: Welche Überschrift müsste der haben?
Vielleicht „Die Startup-Versteherin“. Irgendwas mit Startup-Röntgenblick wäre natürlich auch cool.
Was ist Dein Trick, um ruhig Blut vor dem Redaktionsschluss zu bewahren?
Die Printausgabe des t3n-Magazins erscheint quartalsweise, daher können wir uns genug Freiraum verschaffen, um Artikel in Ruhe zu Ende zu schreiben. Außerdem haben wir viele regelmäßige Status-Meetings mit der Redaktionsleitung. Wenn ich prokrastiniere, fällt das in der Regel schon früh auf.
Wie schaltest Du vom Job ab, oder denkst Du rund um die Uhr an die Headline von morgen?
Ich fahre, wann immer es geht, mit dem Rad zur Arbeit, das dauert eine gute halbe Stunde. Morgens nutze ich die Zeit, um wach zu werden, abends, um den Tag hinter mir zu lassen. Und am Wochenende vergesse ich den Rest der Welt im Bikepark.
Wenn wir hier mal den besten Fachartikel küren würden: Welchen Deiner Berichte würdest Du einreichen? Und warum?
Wahrscheinlich mein Portrait des Startups Jolla. Das Schreiben hat mir enorm Spaß gemacht, weil ich technologische und wirtschaftliche Aspekte beleuchten und trotzdem eine richtig schöne Geschichte erzählen konnte. Dass es den Lesern auch gefallen hat, haben die extrem guten Abrufzahlen gezeigt.
Kein Mensch ist perfekt. Welchen Ratschlag wolltest Du Deinem Chefredakteur immer schon mal geben?
Englisch tut nicht weh! Ich verstehe ja, dass man grundsätzlich mit „Denglisch“ und Buzzwords aufpassen muss, aber mit der Sprache kann man manchmal einfach besser spielen. Das würde ich z.B. in Überschriften gerne häufiger machen.
Was machst Du in fünf Jahren?
Momentan denke ich: Dann bin ich immer noch bei t3n. Aber ich fahre dann ein cooleres Bike.
 
Über Lea Weitekamp
Nach Ihrem geisteswissenschaftlichen Studium an der Universität Bonn war Lea Weitekamp zunächst als PR-Beraterin tätig. Seit Anfang 2014 ist sie Redakteurin bei dem Fachmagazin t3n. Dort schreibt Sie über die digitale Wirtschaft in Deutschland  und dabei im Besonderen über die Startup-Welt. Auf Twitter kann man Lea unter @lojanna folgen.

Vor vier Jahren haben wir zum ersten Mal ein rudimentäres Ranking der Marketing/Medien-Fachmedien für Twitter veröffentlicht. Mittlerweile, einige zusätzliche Netzwerke und Plattformen später, ist das alljährliche Digitalranking der Kommunikations-Fachmedien ein fester Bestandteil dieses Blogs.
Aber ein Bestandteil, der uns in den vergangenen Tagen ein wenig den Schweiß auf die Stirn getrieben hat. Welche Angebote nehmen wir neu dazu? etailment und Clap (siehe unten auch t3n)! Welche Plattformen werten wir zusätzlich aus? Google+ und YouTube! Und bleiben wir bei unserem Punktesystem für quantitative Zahlen, wohl wissend, dass dies qualitativ wenig aussagen muss? Ja, aber wir haben diesmal die Kanäle etwas genauer in Augenschein genommen. Und obwohl wir ein Ranking aufbereitet haben, geht es uns weniger um Zahlenklauberei bei einzelnen Medien, sondern mehr um generelle Entwicklungen im Markt. Aber ganz von vorne!
Ranking Aug 2013
w&v vor meedia, IWB und Horizont
An der Spitze der Punkteliste hat sich gegenüber dem Ranking 2012 wenig verändert. w&v bleibt vorne, gefolgt von einem knapp beieinander liegenden Trio aus Meedia, Internet World Business und Horizont. Die IWB hat Boden gut gemacht, der Aufsteiger der Jahres aber heißt auf Rang 9 etailment, ein clever gestaltetes Newsletter-Angebot für Trends und Analysen im eCommerce. Paradoxon für die Top-Titel: Obwohl die Fan-, Follower- und View-Zahlen in den sozialen Netzwerken in den vergangenen zwölf Monaten zum Teil sehr deutlich gestiegen sind, hat sich das nicht erkennbar auf die Zugriffszahlen der Webseiten auswirkt. Bei den Visits liegen die Fachmedien meist minimal über oder unter dem Niveau des Vorjahres. Funktioniert Social Media nicht als Trafficlieferant? Bricht an anderer Stelle etwas weg, was durch Social ersetzt wird? Die Gründe kennt vielleicht das jeweilige Analytics-Tool.
Hier eine Zeitreihe der Visits aus der Meedia-Datenbank
Bei den fast ausschließlich newsorientierten Medien verzeichnet der Twitter-Account meist mehr Follower als Facebook-Fans, bei w&v, Horizont, der Internet World und der Absatzwirtschaft liegt Facebook vor Twitter. Die Facebook-Fanschar (+45,4 % im Schnitt- 8/12 bis 8/13) wächst schneller als die Zahl der Twitter-Follower (+28,5 %). Beide Kanäle werden überwiegend als Teaserkanal für Meldungen von der Webseite benutzt. Eigene Inhalte, die nur für die Social Kanäle erstellt werden, sind grundsätzlich eher die Ausnahme.
Das Digitalranking Komm.Fachmedien 2013 als PDF (mit hinterlegten Links)
Twitter statt oder parallel zum Newsletter
Der Weg zu aktueller Information im Fachbereich hat sich dramatisch gewandelt. Früher war der gedruckte wöchentliche Dienst (Kontakter, Kress, New Business & Co.) ein zentrales Newsmedium, heute ist es Twitter. Folgt man den „richtigen“ Multiplikatoren (und das müssen nicht zwangsweise Medien sein), ist der persönliche Newsstream das Nachrichtenmedium Nummer eins. Meist kommt der Newsletter der Medien viel später als der Tweet von Eingeweihten und Aufmerksamen. Weil die Medien hier aber Nachrichten bündeln, haben sich ihre Followerzahlen im vergangenen Jahr noch einmal deutlich erhöht. Im Schnitt liegen sie 28,5 Prozent höher als noch vor zwölf Monaten.

Twitter
account
Follower Aug 2013 Differenz absolut
zu Aug. 2012
Veränd. in %
DWDL 33666 12290 57,5
Meedia 38.036 12204 47,2
kress 39.342 12555 46,9
Horizont 17.326 4516 35,3
turi2 23.437 5145 28,1
Internet World 19.838 4175 26,7
marconomy 2759 492 21,7
One to One 2187 376 20,8
Acquisa 8458 1408 20,0
Absatzwirtschaft 638 106 19,9
adzine 2387 346 17,0
w&v 48.704 6646 15,8
ibusiness 2728 333 13,9
clap 7663 kVm. kVm.
new business 2756 kVm. kVm.
etailment.de 1810 kVm. kVm.
LEAD digital* läuft über W&V
©cocodibu 2013

Die prozentual und absolut höchsten Zuwächse verbuchen schnelle Newsmedien wie DWDL, Meedia und kress. An der Followerspitze liegt w&v vor Meedia und kress.
Das Twitterranking als PDF

Die schönste Optik aller Facebook-Fanpages bietet der Kress mit einem Bild seines Gründers
Die schönste Optik aller Facebook-Fanpages bietet der Kress mit einem Bild seines Gründers

Facebook: 1,4 Kommentare pro Post
Während Twitter vor allem schnell ist, kann man auf Facebook darüber reden. Hier haben w&v, Horizont und die Internet World bisher die meisten Likes kassiert. Jeweils deutlich mehr als die (kostenpflichtigen) Printauflagen der Titel. Prozentual haben sich auf Facebook im vergangenen Jahr Lead Digital, iBusiness und die Absatzwirtschaft am meisten gesteigert, wenn auch auf deutlich niedrigerem absolutem Niveau. Alle Fachmedien zusammen haben 45 Prozent mehr Likes als noch vor einem Jahr.
Likes sind eine Sache (die man sich ja auch leicht kaufen kann, was wir aber niemandem der Beteiligten unterstellen wollen), die Interaktion eine andere. Deshalb haben wir uns die jeweils aktuellsten zehn Facebook-Posts aller Fachmedien mal angesehen und die durchschnittliche Interaktionsquote errechnet. Fazit: Meedia führt mit 26 Likes pro Post vor Kress (23) und w&v (13). Der durchschnittliche Post aller Medien kommt auf 6 Likes. Naturgemäß darunter liegen die Werte bei den Kommentaren. Da erhält der Durchschnittspost aller Kommunikations-Fachmedien 1,4 Kommentare. Hier führt Horizont (3,6) vor Meedia (3,4), w&v (2,5) und DWDL (2,3). Und das angesichts der Tatsache, dass wir uns in der eher selbstverliebten, durchaus eitlen und eigentlich immer geschwätzigen Kommunikationsbranche befinden. Spricht es gegen die Medien oder gegen Facebook als Plattform, dass die Interaktionsquoten im 0,0x-Prozentbereich liegen?

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Stand Aug. 2013
Differenz abs. zu August 2012 Veränd. in %
LEAD digital 5122 2698 111,3
ibusiness 2519 1099 77,4
Absatzwirtschaft 4481 1791 66,6
kress 13.534 4495 49,7
DWDL 16600 5322 47,2
One to One 1030 290 39,2
marconomy 2088 576 38,1
Internet World 23.494 6475 38,0
Horizont 35.236 8661 32,6
Acquisa 347 82 30,9
w&v 51.409 11836 29,9
Meedia 17.303 3632 26,6
turi2 2.783 560 25,2
adzine 1737 322 22,8
etailment.de 1075 kvm. kVm.

Das Facebook-Ranking als PDF
Google+ läuft bei vielen nur nebenher
Wie gehen die Kommunikations-Fachmedien mit Google+ um? Glauben Sie an das soziale Netzwerk als Ergänzung oder Alternative zu Facebook? Die aktuelle Erhebung bringt für Google+ eher ernüchternde Ergebnisse: Während viele Facebook-Seiten aktuell gepflegt werden und gelegentlich auch eigenständige Dialoge enthalten, wird Google+ eher lieblos als Teaserkanal für Meldungen von der eigenen Webseite genutzt. Sinnigerweise passiert bei zwei Seiten mit vielen Plus-Bewertungen (Horizont und Internet World Business) gar nichts. Der letzte Post von Horizont stammt beispielsweise von Ende 2011 und Lead Digital hat noch nicht einmal einen Post abgesetzt. Einzig der Newcomer etailment bespielt Facebook und Google+ gleichwertig und verzeichnet auch ähnliche Likes bzw. Plus-Zahlen.

etailment nutzt konsequent Google+ als eines der wenigen Fachmedien
etailment nutzt konsequent Google+ als eines der wenigen Fachmedien

YouTube: Baustelle Bewegtbild
Die ganze Branche spricht davon, wie wichtig Videoinhalte für das Web werden. Auch die Kommunikations-Fachmedien schreiben seitenweise darüber. Aber de facto sind YouTube & Co. derzeit die größte Baustelle für alle. Scheinbar sind die Kosten für spannende Bewegtbildinhalte nicht zu refinanzieren, denn selbst die großen Fachmedien unserer Branche verzichten weitgehend auf Eigenproduktionen. w&v und Horizont haben vor allem die neuesten Werbespots von Marken in ihrem YouTube-Kanal oder Berichte über eigene Veranstaltungen. Die Internet World Business setzt als einziges Medium hauptsächlich auf Interviews, die sie meist auf Veranstaltungen führt. Und wer es mit eigenständigen Formaten versuchte (z.B. turi2.tv und adzine.tv), gab nach wenigen Folgen auf. Ungewöhnlich, dass es in einer Branche, die so stark von bewegten Bildern lebt, kein tragfähiges Bewegtbildformat für die Branche entstanden ist. Zumal die Videowerbeerlöse laut OVK im vergangenen Jahr um 23 Prozent gewachsen sind. Tendenz, weiter steigend.
Auch auffallend: Während bei Zeitungen und Zeitschriften – positiv umschrieben – gerade eine Welle der Konsolidierung tobt, haben sich die allermeisten Kommunikations-Fachmedien über die Jahre hinweg halten können. Konsolidierungstendenzen sind zwar auszumachen, aber vorerst kein Fachmediensterben. Die Handelsblatt-Gruppe, zu der auch die Absatzwirtschaft gehört, hat jüngst meedia übernommen. Der Deutsche Fachverlag betreibt neben Horizont nun auch etailment und zum Einzugsbereich der Südwestdeutschen Medienholding zählen neben w&v, Kontakter und Lead Digital (w&v-Verlag) auch die Internet World Business (Neue Mediengesellschaft Ulm). Der Kress wanderte schon 2008 zu Haymarket Media (u.a. PR Report). Gleichzeitig schaffen es von Großverlagen unabhängige Seiten wie DWDL, adzine und turi2 in Nischen vorne mitzuspielen. Blogger und Berater füllen mit quailitativ guten Seiten noch kleinere Nischen aus. Obwohl der B2B-Werbekuchen für Kommunikationsfachmedien geschrumpft ist, gibt es  – zumindest vorübergehend – mehr Angebot.
Christian Faltin, Monja Strotbek (Daten)
P.S.: Diese Ranking sagt nichts (aber auch gar nichts) über die Umsatzsituation der einzelnen Fachmedien aus.
P.P.S.: Ein Nachtrag zum Ranking. Bisher nicht erfasst hatten wir die Kollegen von t3n, da sich das Magazin und seine Webangebote stark mit der Schnittstelle zwischen Kommunikation und Technologie beschäftigen. Im nächsten Ranking, das für Dezember 2013 geplant ist, werden wir den Titel aber komplett ausweisen, da er sich auch – was die Zahlen betrifft – in der Spitzengruppe einsortiert. In der beigefügten Übersicht sind alle Einzelwerte nachträglich aufgeführt. Mit den aktuellen Vergleichswerten, die allerdings später erhoben wurden, löst t3n w&v als Spitzenreiter sogar ab. Allerdings sind die Zahlen von t3n NICHT in die Durchschnittswerte aller Fachmedien nachträglich eingeflossen. Das holen wir in der nächsten Erhebung nach. Versprochen!
 Nachtrag Ranking t3n 2013 – 13.8.2013
Zur Erhebungsmethode: 
Ergänzt haben wir unsere Auswertung (im Vergleich zum August 2012) dieses Mal um die Publikationen Clap und etailment (und nachträglich um t3n) sowie um die Plattformen Google+ und YouTube. Die Erhebungsmethode blieb gleich: Für alle Kategorien gibt es Punkte für die Position im Ranking (die Zahl der Punkte variiert, je nachdem wie viele Titel jeweils mit Daten gelistet sind) und für e-Paper und Apps gibt es jeweils einen Sonderpunkt.