Teil 3 unseres Fünf-Jahres-Rückblicks:
Gerade als neu gegründete Agentur pendelt man ja anfangs heftig zwischen aufkeimender Euphorie (dem Jubel über jede Kundenanfrage) und drückenden Alltagssorgen (Mitarbeiter, Büro und vieles mehr zahlen) – und hofft, dass sich dieser Zustand mit fortgeschrittener Marktpräsenz in einen stabilen Fluß gleichmäßiger Auftragseingänge wandeln möge. Sie ahnen es: Auch mit mehr Mitarbeitern, zusätzlichen Kunden, einer schöneren Webseite und neuen Kontakten bleibt in unserer Branche der stetige Wandel die einzige Konstante.
Das trifft auch auf cocodibu zu. Nach rund anderthalb Jahren Untermiete in bester Lage (im Nachhinein hätten wir die Mittagspause doch öfter im englischen Garten verbringen sollen) war klar, die Büro-Gemeinschaft würde mittelfristig aufgelöst werden. Wir brauchten im Spätherbst 2008 ein neues Domizil. Welch glückliche Fügung, dass sich unser damaliger Internet-Dienstleister (dem wir auch unsere derzeit noch aktuelle Webseite verdanken) ebenfalls ein neues Zuhause suchen mußte – und bereits etwas gefunden hatte: Einen Traum von einem Haus. Ruhig und an geschichtsträchtiger Stätte gelegen: vor 300 Jahren tobte dort die Sendlinger Bauernschlacht.
Im Haus selbst: Wandtapeten aus den Originalstoffen des Nymphenburger Schlosses, verwinkelte Auf- und Abgänge, ein Laden als Konferenzraum, drei Räume nur für uns und als Vermieter ein Einrichtungsprofi, der jahrelang Schlösser und Theater ausstattete. Beste Voraussetzungen auch durch unseren Hauptmieter, die Agentur zur schönen Gärtnerin, die langjährige Web- und Programmierungskompetenz in die neue WG mitbrachte. Und einen Namen, gegen den cocodibu geradezu einfach und simpel zu erklären war. Denn die schöne Gärtnerin pflanzte nichts an, war fast ausschließlich männlich (bis auf Annette) und pflegte Kontakt zu den Augustiner Mönchen, wo in einer der Schankstätten auch der Name entstanden war.
Aus der WG entwickelten sich im Laufe der Zeit gemeinsame Projekte und die Erkenntnis, dass Programmierer und PRler doch teilweise unterschiedliche Vorlieben pflegen, zu denen bei cocodibu weniger die abendlichen Multi-Player-Shooter zählten. Dem Jahr 2008 verdanken wir außerdem persönliche Begegnungen mit einem Doyen des deutschen Werbegeschäftes, Eberhard Wensauer, in dessen Ludwigsburger Agentur wir häufiger zu Gast waren. Und die Bekanntschaft mit Jochen Wegner, dem damaligen Focus Online-Chefredakteur. Außerdem lernte ich Uwe Heinrich, den Chef der hiesigen Agentur Signalwerk, kennen und schätzen, mit dem ich bis heute nicht nur gemeinsame Projekte, sondern auch harte Tennismatches austrage.
Apropos hart: 2009 hatte da Einiges zu bieten. Beispielsweise die Premiere der dmexco, für die wir zum Start die Kommunikation und die Kongressorganisation übernommen hatten. Wer die Rivalität zwischen Köln und Düsseldorf kennt, kann sich ungefähr vorstellen, was passiert, wenn Deutschlands zentrale Messe für digitales Marketing den Standort am Rhein wechselt. In einem Pitch hatte die Kölnmesse im Frühjahr 2008 die Spitzen von OVK und BVDW überzeugt, ihr den Zuschlag zu geben. Die Düsseldorfer IGEDO freilich wollte nicht kampflos aufgeben und mit der „alten“ OMD (deren Pressearbeit wir lange Jahre zuvor betreut hatten) die neue „dmexco“ (deren Pressearbeit wir zum Start betreuten) aus dem Feld schlagen. Klar war: Es kann (auf Dauer) nur eine Messe geben. Im Dezember 2008 strich die OMD die Segel, die Aussteller hatten das Konzept der dmexco favorisiert. Heuer findet die dmexco erst zum vierten Mal statt und ist unbestritten Europas führende Messe für digitales Marketing mit großem internationalem Flair. An die OMD werden sich nur noch wenige erinnern, Lorbeer welkt manchmal schnell.
Die Herausforderungen 2009 führten auch mich persönlich an eine Grenze, an der auch mit Disziplin und Willen, dem Körper nicht mehr alles zugemutet werden konnte. Es war Zeit, cocodibu auf eine breitere Basis zu stellen und die nächste Phase einzuläuten. Die Agentur brauchte einen neuen Partner!
In der nächsten Folge lesen Sie: Warum Stefan Krüger einsteigt und welche Rolle eine Eckkneipe in unserer Agenturgeschichte spielt.
Schlagwort: OMD
Teil 2 unseres Fünf-Jahres-Rückblicks:
Der Kicker fehlt – bis heute. Und einen Tretroller, Agenturhund oder Privatmasseur hatten wir auch noch nie. Irgendwie war cocodibu von Anfang an kein hippes Start-Up, in dem sich gutgelaunte Anfangszwanziger in Liegekissen tummelten. Das lag zum einen am fortgeschrittenen Alter des Gründers (43 damals). Das Agenturgeschäft war gelernt, das Netzwerk vorhanden und das Businessmodell im Vorleben lange Jahre erprobt. Zum anderen lag es auch am Selbstverständnis als Agentur, dass, wer eine gute Beratung liefern will, auch (Berufs-)Erfahrung braucht.
Deshalb war ich besonders stolz, dass es mir gelang, nur wenige Monate nach dem Start zwei erfahrene und gestandene Kolleginnen aus bestehenden Arbeitsverhältnissen loszueisen (danke Silke, danke Sonja!), die cocodibu in den ersten beiden Jahren die nötige Power verliehen.
Mit verstärkten Team ging es von Null los, aber gleich in die Vollen: mit der damals größten Messe für Onlinemarketing, der OMD in Düsseldorf, die wir als externe Pressestelle betreuten und als kleine Feuertaufe vor Ort das Pressezentrum managten. Die Messe war ein großer Erfolg, und trotzdem gibt es sie heute nicht mehr. Auch daran sind wir ein kleines bisschen mit Schuld, aber dieses Thema klären wir noch im Laufe der Woche auf.
Ein bisschen stolz sind wir als Team heute auch, dass wir im Laufe des Jahres 2008 zwei Kunden gewinnen konnten, die uns bis heute treu geblieben sind: Valueclick Deutschland und die webguerillas. Die Buzz-Guerilleros um David Eicher haben sich in den vergangenen Jahren zur größten Full-Service-Agentur für nichtklassische Werbung im deutschsprachigen Raum (D-CH) entwickelt, Valueclick seine Position als einer der führenden Onlinevermarkter in Deutschland, Europa und den USA behauptet.
Weil der Kicker fehlte, war noch Platz in der Agentur für ein paar Accessoires, die sich im Lauf der Jahre angesammelt. Hier ein kleiner Überblick:
Und morgen lesen Sie endgültig: Warum die schöne Gärtnerin nichts anpflanzt und wie wir mit der serbischen Unterwelt in Kontakt kamen.