Content Marketing: Derf's a bisserl mehra sein?
Sie kennen die Situation vom Metzger Ihres Vertrauens (so Sie kein Veganer sind): Da packt die Fleischerei-Fachverkäuferin 118 Gramm Gelbwurst auf die Waage (sie arbeitet nicht bei Edeka!), obwohl Sie nur 100 bestellt haben. Es folgt in Bayern die Frage: Derf’s a bisserl mehra sein?
Was das mit Content Marketing zu tun hat? Eine ganze Menge! Derzeit stellen sich nämlich immer mehr Unternehmen die Frage, ob es ein bißchen mehr sein darf. Mehr an eigenen Inhalten, die man für die moderne Netzwelt so dringend benötigt. Für das Web, insbesondere das Social Web, taugen nämlich die herkömmlichen Broschüren, Pressemitteilungen, das Imagevideo und andere offiziöse Materialien weniger bis gar nicht. Die Facebook-Fans wollen unterhalten und mit besonderen Angeboten verwöhnt werden, die Twitter-Follower mit Nachrichten oder Insides versorgt werden, die Blogleser erwarten ein fundiertes Wissen, praxisnahe Tipps oder zumindest eine lockere, unterhaltende Schreibe und und und.
Unternehmen müssen sich nicht nur für neue Kanäle technisch öffnen. Sie müssen sich vor allem bei der Produktion ihrer Inhalte umstellen: Bilder werden wichtiger, Texte kürzer.. Nicht nur, weil sich die Mediennutzung der Menschen ändert. Auch die Arbeitsweise und die Quellen der Medien ändern sich gerade ziemlich drastisch. Ein Beispiel aus meinem ganz persönlichen Arbeitsalltag: Noch vor 15 Jahren habe ich, damals als Journalist, meine Informationen überwiegend aus gedruckten Nachrichtendiensten, Magazinen, Radio, Fernsehen und persönlichen Gesprächen bezogen. Heute entnehme ich News am schnellsten meiner Twitter-Timeline, lese Sach- und Fachkundiges am liebsten in Blogs und auf Webseiten (auch von Fachmedien). Printmedien werden gelegentlich auf der Couch, in der Tram oder vorm Einschlafen genutzt. Radio höre ich nur noch morgens und samstags nachmittags, für Wortbeiträge nutze ich ausschließlich Podcasts und TV gibt es (außer bei Live-Sport) nur noch on-Demand vom Festplattenrecorder. Wenn ich Fragen an ein Unternehmen habe, nutze ich für den Erstkontakt vorrangig das (Social) Web.
iBusiness–Herausgeber Joachim Graf hat vor kurzem prognostiziert: “ Je mehr Google und andere Suchmaschinen zwischen tatsächlich relevanten Inhalten und lediglich SEO-optimiertem Webschrott unterscheiden können, umso wichtiger werden Inhalte für Website-Betreiber.“ Das sehen wir genauso.
Aber was bitte bedeutet „Content Marketing“ für Unternehmen? Bisher gibt es meist nur relativ verschwurbelte, eher theoretische Definitionen, die für den oder die Praktiker/in eher ungeeeignet sind.
Berater zeichnen Blumen…
…oder schöne Infografiken
Wirklich weiter helfen einem diese bunten Schaubilder in der Praxis nicht.Deshalb widmen wir uns diesem Blog in den kommenden Wochen ganz konkreten Beispielen für gelunges und weniger gelunges Content Markting.
Apropos: Ich hasse das Wort „Content“! Es ist abstrus anonym und suggeriert, dass man Inhalte kiloweise, am Meter oder stundenweise einkauft. Gehen Sie mal in den Laden und kaufen zwei Kilo Bücher von schwedischen Autoren. Die Bandbreite zwischen Astrid Lindgren und Stig Larsson ist nicht ganz unerheblich. Und versuchen Sie mal ein fades Imagevideo à la „Wir sind ein ganz tolles Unternehmen“ im Netz zu teilen.
Wir finden, dass interessante, spannende und unterhaltsame Inhalte viel besser klingt als Content! Wenn Sie schöne Beispiel für unsere Reihe haben, immer her damit. Parallel gehen wir mal selbst auf die Suche.
Bis dahin viel Spaß mit der diesjährigen Preisträgerin des Salzburger Stiers, der Kabarettistin Martina Schwarzmann, und ihrer Interpretation von „Derfs a bisserl mehra sein“:
Jaja, Inhaltsmarketing ist gut. Sehr erfrischende Sicht. Bedingt jedoch: Dass sich da auch Inhalt befindet und nicht nur Content. Die Wörter Content und Container klingen sehr ähnlich. In Letzteren kann man Müll werfen.
Danke Tom. Im Französischen heißt „content“ froh, wunschlos, glücklich. Vieleicht sollten wir Inhalte eher à la francias erstellen 😉