Social Media Gedöns – Sex, Doosh und Rock'n Roll
Altkanzler Gerhard Schröder war ein Freund markiger Formulierungen. Als Ministerium für „Frauen und Gedöns“ beschrieb er zu Regierungszeiten einmal den ministerialen Hort für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Auch wenn’s ihm heute leid tut, der Ausspruch war zu schön, um vergessen zu werden. Das Gedöns blieb und dient mir heute als Headline für die aktuellen Entwicklungen rund um Social Media.
Warum? Es wurde jede Menge Gedöns gemacht in den vergangenen Monaten rund um Social Media und den Wundern, die mit sozialen Netzwerken allerorten zu vollbringen sind: für die Markenbekanntheit, den Umsatz, die Kundenbindung und und und. Zeit, dass eine Studie mal ein Stimmungsbarometer auflegt, was von den Erwartungen der Journalisten, Pressestellen und Agenturen nach den ersten Erfahrungen geblieben sind. Das Fazit: Jede Menge Gedöns, aber sonst, na ja. Etwas exakter ausgedrückt: Für gut zwei Drittel haben sich die Erwartungen der immerhin knapp 1.500 befragten Journalisten und Kommunikations-Fachleute an Social Media (nur) „zum Teil“ erfüllt.
Social Media-Enthusiasmierte und -Enttäuschte halten sich auf deutlich niedrigerem Level in etwa die Waage. Woran liegt es, dass das Gros nicht so recht weiß, wie es die eigenen Aktivitäten in den sozialen Netzwerken bewerten soll: An zu hohen Erwartungen zum Start? An fehlenden Messgrößen für den „Erfolg“? An der Komplexität der Kanäle und den eigenen Gesetzmäßigkeiten? Oder an der Tatsache, dass nach dem Hype die praktischen Erfahrungen zu neuem Realismus führen? Auch das haben die Kollegen von newsaktuell und Faktenkontor abgefragt, mit diesmal deutlich einfacher zu interpretierenden Ergebnissen:
Wenn Social Media die Erwartungen nicht erfüllt, liegt es intern also an der mangelnden Unterstützung und Begeisterung. Und extern sind die User schuld: Sie interagieren, folgen und liken zu wenig.Die normalerweise vorhandene Angst vor kritischem Feedback fällt dagegen kaum ins Gewicht.
Die mangelnde Beteiligung, sowohl der User als auch der Mitarbeiter im eigenen Unternehmen, mag viele Gründe haben. Einer ist sicher: Um wirklich Resonanz zu erzeugen, muss ein Unternehmen in sozialen Netwerken mehr bieten als Gedöns. Dazu sind viele Firmen derzeit nicht willens (aufgrund ihrer Unternehmenskultur) oder nicht bereit (weil Ihnen das Wissen fehlt, welche Inhalte in sozialen Netzwerken verlangt werden). Dabei wäre es so einfach: entweder unterhaltsam, attraktiv oder relevant sollten die Inhalte sein, die Firmen und ihre Dienstleister für das Web produzieren.
Ein Beispiel gefällig? Sie entwerfen eine neuen Duschkopf names Doosh. Nicht spannend! Sie heißen Stefan Raab. Was, warum der? Dann überreden Sie Lena Meyer-Landrut als tätowierter Lara Croft-Verschnitt zu knackigen Rockklängen unter die Dusche zu steigen. Fertig ist der Viral- und PR-Erfolg mit knapp einer Million Views innerhalb weniger Tage.
Und wenn Sie ein cleveres Medium wie Focus Online sind, dann hängen sie sich an diesen Erfolg gleich ran und schicken die eigene Online-Reporterin nackt unter die Brause zum persönlichen Duschkopf-Test. Sex, Doosh und Rock’n Roll, so funktioniert Social Media.