So geht Telefonakquise für Agenturen
Egal ob Media-, Kreativ-, Digital-, PR-, Content- oder Social Media-Agentur: Der Wettbewerb in der Agenturbranche ist hart und intensiv. Wenn man als Agentur nicht in die Empfehlungsfalle tappen will („Wir verlassen uns weitestgehend darauf, dass uns zufriedene Kunden weiterempfehlen“), ist strategisches Eigenmarketing eine zwingende Basis für die Akquise von Neugeschäft. Theoretisch steht dafür auch das komplette Marketing-Instrumentarium zur Verfügung. Neben den Standards (PR, Suchmaschinenwerbung und eine mobil- und suchmaschinenoptimierten Webseite, Events, Webinare, Whitepaper & Co.) erwärmen sich viele Agenturen nur ungern oder zögerlich für die sogenannte Kaltakquise.
Dabei kann man potentielle Kunden auf Xing anschreiben, handschriftliche Briefe oder ausführliche Mailings verfassen.Man kann aber auch den Hörer in die Hand nehmen. Christina Brandoni, Gründerin und Inhaberin der Firma Erstkontakter, ist seit gut zehn Jahren auf die Telefonakquise für Agenturen spezialisiert. Wir fragen sie, wie man in der Praxis vorgeht:
Christina, Du rufst einen Marketingleiter an, der hörbar schlechte Laune hat. Vielleicht hatte er Streit mit seiner Frau, vielleicht hat ihn sein Chef genervt. Wie eröffnest Du das Gespräch?
Christina Brandoni: Je nach Gesprächspartner intuitiv: Hallo Herr …, kann es sein, dass sie gerade nicht bester Dinge sind ;)? Die Sonne scheint :)! Erwische ich Sie ungünstig? Oder überrasche ich Sie mit meinem Anruf? Vielleicht stecken Sie gerade gedanklich in irgendwelchen Excel-Statistiken..? Kann ich Sie aufheitern 🙂 ? Oder soll ich zu einem späteren Zeitpunkt wieder anrufen?
Das klingt nach sonnigem Gemüt und freundlich. Jetzt arbeitet Ihr bei „Erstkontakter“ hauptsächlich in der Telefonakquise für Agenturen und Dienstleister aus dem Bereich Marketing? Ist die Werbung eine besonders schwierige Branche für Kaltakquise?
Christina Brandoni: Es ist eine besonders schöne Branche: Spannend, lebendig, dynamisch. Wir lieben es Menschen in „unserer Agenturlandschaft“ zu verbinden. Vor gut zehn Jahren habe ich mich bewusst für die Werbebranche entschieden und würde es genau so wieder machen!
Was muss Euch eine Agentur zuliefern, bevor ihr mit der Akquise für sie startet?
Christina Brandoni: Ein ausführliches Briefing mit klarer Positionierung, eventuell vorhandene Adressen, Präsentationen, einen Email-Account inkl. Signatur und eine Kalenderübersicht.
Und dann ruft Ihr einmal an und das Neugeschäft ist im Kasten, oder?
Christina Brandoni: Au ja! Das würde mir auch Spaß machen! Das ist aber eher ein Glückstreffer und die große Ausnahme. Ein erfolgreiches Akquiseergebnis ist das Resultat gut aufgebauter Kontakte und Beziehungen. Wir bleiben kontinuierlich, sympathisch und verbindlich dran und passen den richtigen Zeitpunkt ab. Beziehungsweise erinnert sich der potentielle Kunde bei Bedarf an uns und kommt auf uns zu. „Früher oder später kriegen wir euch“ – Welche Werbung war´s? 😉
Gerade gegoogelt! Darauf einen Fruchtzwerg ;-)! Trotzdem wollen Eure Kunden doch ziemlich sicher von Euch wissen, wie lange es im Schnitt dauert, bis der erste Neukunde im Kasten ist! Gibt es da einen Erfahrungswert?
Christina Brandoni: Das ist von vielen Faktoren abhängig. Je besser die potentiellen Kunden ausgewählt sind und zur Agentur passen und je überzeugender die Agentur beim Ersttermin ist, desto schneller ist ein Auftrag im Kasten.Das Erfolgsrezept ist der kontinuierliche und langfristige Aufbau der Kontakte. Auch weil die potentiellen Kunden nicht immer sofort bei Anruf Bedarf haben oder vielleicht noch in bestehenden Agenturverträgen stecken. Anhand unserer ausführlichen (und manchmal amüsanten) Gesprächsdokumentationen merken unsere Kunden sehr schnell, dass wir was bewegen und dass New Business kein Zufall sein muss!
Du hast Dich an der Stelle diplomatisch um eine konkrete Antwort gedrückt, deshalb geht’s jetzt an Eingemachte! Wie viel muss man monatlich investieren, damit sich der Erfolg einstellt? Und bekommt Ihr Provision für jeden Neukunden?
Christina Brandoni: Ab einem Volumen von 10 Stunden im Monat kann man uns zu einem fixen Stundensatz zzgl. einer Provision bei erfolgreichem Neugeschäft beauftragen.
Jetzt haben Agenturen ja oft eine ganz eigene Positionierung und Vorstellung davon, was sie kreativ und sonst so leisten. Wie nehmt Ihr den Auftraggebern die Skepsis, ob Ihr den USP der Agentur im Akquisegespräch auch wirklich rüberbringt?
Christina Brandoni: Am wenigsten oder gar nicht skeptisch sind Agenturen, die ihren USP kennen und diesen selbst gut vermitteln können! Je konkreter das Briefing und die Kernaussage desto einfacher ist es für uns, überzeugend und authentisch die Kompetenzen der jeweiligen Agentur zu transportieren. Manche Agenturen machen sich aufgrund der bevorstehenden Akquise noch mal konkret Gedanken über ihren USP. Im Zweifelsfall würden wir ihnen einen Workshop bei euch empfehlen 🙂
Wie wird man erfolgreiche Telefonakquisiteurin. Studieren kann man das ja wahrscheinlich nicht, oder?
Christina Brandoni: Die wichtigsten Eigenschaften als Erstkontakter sind: Authentizität, Schlagfertigkeit, Empathie um den Gesprächspartner zuhören zu können und sofort zu wissen, wo wir ihn gerade abholen. Echtes Interesse am Gegenüber! Außerdem eine schnelle Auffassungsgabe und Flexibilität für die Inhalte der einzelnen Projekte. Sympathische Beharrlichkeit ohne aufdringlich zu sein, Zuverlässigkeit und natürlich eine gute Ausdrucksweise inklusive angenehmer Telefonstimme.
Weil wir hauptsächlich Werbeagenturen und Kreativdienstleister bedienen, ist Knowhow im Bereich Marketing oder Agentur von Vorteil. Apropos: ich bin gerade auf der Suche nach weiteren Erstkontaktern! Falls sich jemand angesprochen fühlt und richtig Lust auf den Job hat, gerne eine Email an kontakt@erstkontakter.de
Dann danken wir für das Gespräch, Christina. Oder wie beendet man ein Gespräch am besten so, dass sich der Gesprächspartner gerne an einen erinnert?
Christina Brandoni: Auch Dankeschön für das Gespräch! Und ich freue mich schon auf´s nächste Mal 🙂
P.S.: Und wenn Telefonieren oder Mailen doch keinen Erfolg bringt, überrascht man den Kunden „auf Augenhöhe“ im Büro.