Von quietschbunten Hemden und toten Vögeln

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Von quietschbunten Hemden und toten Vögeln

Teil 4 unseres Fünf-Jahres-Rückblicks:

Ich fang mal am Anfang an: Christian kenne ich schon lange. Unsere Wege kreuzten sich das erste Mal im Herbst 1993. Ich war Hamburg-Korrespondent der Werben & Verkaufen, er Redakteur im Ressort Medien – und später dann Ressortleiter. Das auf den ersten Blick Auffälligste an ihm waren damals zweifellos seine quietschbunten Hemden und sein – ich hoffe, ich erinnere mich richtig – Schnauzer. Ein bisschen auf Magnum also. Dafür hatte er eine recht lockere selbst-ironische Ader. Das gefiel mir. Bei der Wahl seiner Zweiräder fand ich ihn hingegen nie ganz stilsicher. Damals fuhr er Motorroller, heute BMW C1. Ich finde, das entwickelt sich in die falsche Richtung.
Davon abgesehen lief die Zusammenarbeit aber ziemlich reibungslos. Obwohl ich den Job nur ein Jahr machte, bekam ich ein recht nettes Zeugnis ausgestellt. Anschließend wechselte ich zu Gruner + Jahr in eine Entwicklungsredaktion, die gerade die Fernsehzeitschrift TV Today in der Mache hatte.

Entgegen dem Rat aller Personaler und Reputations-Manager hier eines meiner ersten Zeugnisse im Job – ausgestellt von einem Christian Faltin

Im Sommer 1998 klingelte mich ein gewisser Dr. Andreas Knaut an und fragte, ob ich Lust hätte, den Branchendienst Kontakter in München mit ihm neu aufzubauen. Ich hatte. Später erfuhr ich, dass Christian mich für den Job empfohlen hatte. Nette Geste. Er selbst etablierte zu der Zeit im selben Verlag gerade die Fachzeitschrift Media & Marketing. So nahm die Geschichte ihren Lauf.
Meinen Einstieg bei cocodibu baldowerten wir im Wesentlichen an mehreren Abenden bei einem Vorstadt-Italiener namens Tre Scalini im Frühjahr 2009 aus. Es war offenkundig, dass Christian in den Jahren eine wohl dosierte Vermarkter-Qualität entwickelt hatte. Er machte mir klar, dass cocodibu viel, viel mehr als nur eine PR-Agentur sei. Nahezu alle bahnbrechenden Neuerungen des Social Webs würden, so mein Eindruck, in der Kidlerstraße ausgeheckt. Damals führte er beispielsweise die erste grafische Twitter-Anzeige an, die die Agentur entwickelt hätte – ich glaube für die IWB. Mal ehrlich: So etwas lässt keinen kalt, gleichwohl ich die Bedeutung für die gesamte Kommunikationsbranche bis heute noch nicht 100-prozentig einschätzen vermag. Naja, wie’s mit solchen Sachen immer so ist: letztlich eine Bauchentscheidung. Ich sagte ohne größeres Zögern zu – trotz einiger Warnungen übrigens („Junge, das mit der PR ist doch nichts für Dich“).
Die erste Herausforderung in der Praxis war eigentlich die: In der Kidlerstraße saßen wir recht startup-mäßig dicht auf dicht. Ausgerechnet mir gegenüber: Sonja Zajontz. Sonja hatte ich erst einige Jahre zuvor für den Kontakter als Volontärin eingestellt. Sie hat sich dann recht schnell auf die Flucht gemacht und ist zu cocodibu rüber. Tja, und jetzt saß ich da also wieder. Nicht dass da jetzt ein falscher Eindruck entsteht: Über Sonja kann man auch nach längerem Nachdenken wirklich nichts Negatives sagen. Außer ihrem Musikgeschmack vielleicht. Wenn Sonja auflegt, verwandelt sie jeden Sommertag in Allerheiligen. Die Sonne verdunkelt sich, Nebel zieht auf, und die Vögel fallen tot vom Himmel. Das ist noch nicht einmal übertrieben. Ich bin mir sicher, dass 80 Prozent des Weltschmerzes in Sonjas Musiksammlung ihre Heimat haben. Wenn man die in Gorleben sicher endlagern könnte, hätte man sich einer ganzen Menge Probleme entledigt. Silke, ebenfalls damals PR-Beraterin bei cocodibu, war mir da schon lieber. Ihr Bruder hörte immerhin Hardrock. Bei Sarah musste ich allerdings immer an Scooter („Hyper, hyper“) denken. Ich weiß: Wahrscheinlich tue ich ihr damit unrecht.
Um die Gunst der Vielzahl an PR-Beraterinnen bei cocodibu zu erlangen, war mir seinerzeit kein Trick zu schäbig. Üblicherweise lud ich sie nach Büroschluss gegen 16 Uhr in die Eckkneipe „Zum 18er“ auf ein oder zwei Sundowner ein. Silke ist danach meist zum Sport weiter. Ich denke, diese ehrgeizige Ader hat sie behalten.
Aus Datenschutzgründen unkenntlich gemacht: Die PR-Beraterinnen Silke B. und Sonja Z. im 18er.

Das hat geholfen: Mit einem solchen Lächeln wurde ich morgens (fast) immer begrüßt.
Sonja hatte eigentlich immer gute Laune. Bis auf Montagvormittag. Aber das ist eine andere Geschichte.

2 Kommentare

  1. Wer an dieser Stelle ein Bild als Beleg für Hawaihemd und Schnauzer erwartet hat, den muß ich enttäuschen. Anfang der 90er Jahre wurde die Google-Bildersuche damit noch nicht gefüttert ;-). In dem ein oder andere gedruckten Exemplar aber soll es noch vereinzelt Belege geben.

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