Horst, Facebook, Shakespeare und ich

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Horst, Facebook, Shakespeare und ich

Es sollte eine riesen Sause werden. Von Flashmobs war die Rede, Konteraktionen, Ausnahmezustand oder – naja – mindestens ein handfestes Verkehrschaos vor dem P1 sollte es geben, dort wo gestern Horst Seehofers Facebook-Party stattfand.
Auf dem Social Network hatte Bayerns Ministerpräsident Ende April zur großen Kennenlernparty aufgerufen. CSU 2.0 quasi. „Ich freue mich sehr darüber, dass wir auf meiner Facebook-Seite direkt miteinander in Kontakt sind und meine Fangemeinde jeden Tag wächst. Jetzt möchte ich möglichst viele von Euch persönlich kennenlernen“, schrieb er auf seiner Seite. 970 Freunden gefiel das. Innerhalb nur weniger Tage hatten sich über 2.500 Facebooker auf der Eventliste eingetragen. Die Freundesliste von „Horsti“ – wie ihn die Netzgemeinde nennt – ist innerhalb von zwei Wochen von 5400 auf über 12.000 Liker angeschwollen. Nicht schlecht, für jemanden der gerade die ersten Schritte im Netz tut – die „technische“ Umsetzung der Postings erledigt noch sein Team.
Die Party-Einladung ging wie ein Lauffeuer durchs Netz. Breiteste klassische Berichterstattung folgte – selbst MTV hat sich zu einem Beitrag hinreißen lassen. Die Ernüchterung kam dann gestern um 20 Uhr:
Gähnende Leere vor den Türen. War es etwa doch ein PR-Gag? Gibt es keine Party? Gefühlte 200 Journalisten standen umher und suchten händeringend nach Zitatgebern – es musste sich also um den Presseeingang handeln. Leider falsch, und von tobenden Massen und Tessa-artigen Zuständen war der Event weit entfernt. Spaß hatten wir trotzdem.
Foto
Der Einlass ging entsprechend schnell von statten. Die Gästeliste war nach Vornamen sortiert, was viele sympathisch fanden. Überhaupt wurde an alles gedacht, von Facebook-Party-Bierdeckel mir QR-Code und Mitgliedsantrag auf einem Bierdeckel bis zur Logo-Wand und eigenem Hashtag (#hsparty).
CSU-Bierdeckel
Jeder bekam ein Freigetränk seiner Wahl, und die kleinere Meute an Gästen machte es sich zwischen Presseleuten, CSUlern und Piraten auf der Terrasse gemütlich. Gegen 22 Uhr kam Horst Seehofer von der Staatskanzlei gegenüber ins – mittlerweile gut gefüllte – P1, um seine Fans zu begrüßen.
Auch mir hat der Ministerpräsident freundlich die Hand geschüttelt und mich persönlich gleich als Zugewanderte enttarnt: „Grüß Sie“ – stammelte ich auf die Schnelle im Pseudo-Bayrisch. „Wo kommen Sie denn her?!“ brummte er zurück.
Und die hoch geschürten Erwartungen der Medien? Um es mit Shakespeare zu sagen: Viel Lärm um Nichts.

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