Wie sieht der Journalismus von morgen aus? Was müssen Journalisten heute schon können? Und wie werden sie sich künftig finanzieren? Es passiert gerade ziemlich viel in der Medienwelt. Welche Richtung dies nimmt, weiß keiner so genau. Und trotzdem: Junge, talentierte Schreiber zieht es weiterhin in den Journalismus. Wir stellen sie  in unserer Reihe Junge Journalisten vor:  Redakteure, Reporter, Blogger und Publizisten unter 33, die sich mit der Online-Branche beschäftigen. Heute mit Nadine Wenzlick, die als freie Autorin mit den Schwerpunkten Kultur und Unterhaltung tätig ist.
Sie volontierte beim WOM Magazin, damals Deutschlands meistgelesenes Musikmagazin. Seit 2007 ist sie als freie Autorin tätig und schreibt u.a. für Musikmagazine wie Visions, verschiedene Tageszeitungen wie Die Welt und das Hamburger Abendblatt, für NTV.de und für Werben&Verkaufen.

Nadine Wenzlick
Nadine Wenzlick

1. Seit wann steht für Dich der Berufswunsch Journalist fest? Was gab den Ausschlag?
Ich hatte tatsächlich schon immer Spaß am Schreiben: Schon als Teenager habe ich selbst kopierte Schülerzeitungen verteilt. Da ich außerdem eine große Leidenschaft für Musik habe, fing ich nach der Schule ein Praktikum bei einer Musikzeitschrift an. Eigentlich sollte das nur eine kurze Auszeit vor dem Studium sein. Die Arbeit hat mir allerdings so viel Spaß gemacht, dass ich mit dem Schreiben seitdem nicht mehr aufgehört habe.
2. Ist Dein Arbeitsalltag wie Du ihn Dir vorgestellt hattest, oder gab es im positiven wie negativen Sinne Überraschungen?
Seit Anfang 2007 bin ich Freiberuflerin – einen klassischen „Arbeitsalltag“ habe ich nicht. Insofern ist jeder Tag eine Überraschung. Meine Aufträge sind wahnsinnig abwechslungsreich, vom Lenny-Kravitz-Interview über das Haribo-Unternehmensportrait bis zur die Reisereportage über die Malediven. Natürlich bringt die Selbstständigkeit auch Risiken mit sich. Ich habe über die Jahre etliche Publikationen verschwinden sehen und dadurch auch böse Überraschungen erlebt. Aber wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich meist eine neue. Plötzlich kommt über zig Ecken ein Auftrag, mit dem man nie gerechnet hätte. Davon abgesehen genieße ich die Freiheit, die meine selbstständige Tätigkeit mit sich bringt.
3. Was war Dein skurrilstes Erlebnis bisher in Deiner Berufslaufbahn?
Ich war im Urlaub in Neuseeland als ich plötzlich einen Anruf bekam: Die neuseeländische Dependance der Plattenfirma Universal brauchte jemanden, um der Band Rammstein bei einem Interview als Übersetzer zur Seite zu stehen. Ohne groß nachzudenken, sagte ich zu. Was ich nicht wusste: Das Interview war für eine australische TV-Show. Als es schließlich stattfand, musste ich auf der Interviewcouch neben Gitarrist Paul Landers Platz nehmen. So war ich also plötzlich im australischen Fernsehen. Meine 15 Minuten Ruhm…
4. Inwieweit nutzt Du das Social Web für Themen-Recherche und -Inspiration?
Soziale Netzwerke sind auf jeden Fall ein gutes Hilfsmittel, um auf ungewöhnliche und spannende Themen zu stoßen, deshalb lasse ich mich dort gerne inspirieren. Auch bei der Interview-Recherche sind sie für mich eine wichtige Quelle.
5. Blogger werfen (bewusst) viele der althergebrachten Regeln über den Haufen. Sie schreiben viel subjektiver, kommentierender. Wie wird das den klassischen Fachjournalismus Deiner Meinung nach verändern?
Blogs sind meiner Meinung nach eine tolle Ergänzung zu klassischem Journalismus. Aber auch klassischen Fachjournalismus muss es geben – weil die immer größer werdende Flut an Informationen und Nachrichten den Bedarf an objektiver Einordnung, Sortierung und Bewertung erhöht.
6. Ein Artikel über Dich: Welche Überschrift müsste der haben?
Mit „Nadine Wenzlick bringt neues Musikmagazin auf den Markt“ könnte ich ganz gut leben.
7. Was ist Dein Trick, um ruhig Blut vor dem Redaktionsschluss zu bewahren?
Da braucht es keinen Trick. Je näher der Redaktionsschluss rückt, desto schneller und effektiver arbeite ich. Bisher ist immer alles rechtzeitig fertig geworden.
8. Wie schaltest Du vom Job ab, oder denkst Du rund um die Uhr an die Headline von morgen?
Die Grenzen zwischen Privatleben und Job sind bei mir oft fließend und ich springe auch nach Feierabend oder im Urlaub sofort an, wenn ich irgendwo eine tolle Geschichte entdecke. Ich finde das aber nicht schlimm. Ich bin generell ein neugieriger Mensch, habe immer tausend Fragen im Kopf.
9. Wenn wir hier mal den besten Fachartikel küren würden: Welchen Deiner Berichte würdest Du einreichen? Und warum?
Zählt ein Artikel über die Full Metal Cruise als Fachartikel? Dann vielleicht der. Im Ernst: Die meisten meiner Artikel stammen aus dem Bereich Unterhaltung, viele davon sind Interviews. Aber wenn das jemand küren möchte, nur zu!
10. Kein Mensch ist perfekt. Welchen Ratschlag wolltest Du Deinem Chefredakteur immer schon mal geben?
Ich bin ja zum Glück mein eigener Chef…
11. Was machst Du in fünf Jahren?
Hoffentlich immer noch spannende Geschichten aufschreiben!