Es ist wieder soweit: der 8. Mai steht kurz bevor – Muttertag! Eine Schachtel Pralinen und das obligatorische Blumensträußchen haben allerdings ausgedient. In diesem Jahr heißt es von den Werbetreibenden „Danke, Mama!“ – und zwar so emotional wie möglich. Hier kommt unsere Auswahl der besten Muttertagsspots für 2016 (Vorsicht, Spoiler: Taschentuchalarm!):
Ein Werbefilm eines Autoherstellers, der kaum Auto zeigt? Dass das funktioniert, beweist Opel mit seinem zweiminütigen Online-Spot #HerzSprung. Ganz nach dem Motto des Spots „Sie hat dir das Leben geschenkt – schenk‘ du ihr diesen Tag“ wagt ein Sohn mit seiner Mutter einen Tandem-Fallschirmsprung – trotz Höhenangst. Und für Alle, die ihrer Mutter auch einen unvergesslichen Tag schenken möchten, heißt es aufgepasst: Opel stellt für die Besten Ideen ein Auto zur Verfügung.
[embedyt] http://www.youtube.com/watch?v=fYQ-3cpjpG4[/embedyt]
Nivea hat schon 2013 sehr erfolgreich, da sehr süß und sehr emotional, „Danke, Mama“ gesagt. Damals bekam der Zuschauer Einblick in die Gedanken eines Kleinkinds, das noch nicht sprechen kann. In diesem Jahr setzt Nivea noch einen drauf: Der Spot „Für immer ein Teil von dir“ wird von einem ungeborenen Baby im Bauch der Mutter erzählt. Für uns erstmal ein bisschen gewöhnungsbedürftig…
[embedyt] http://www.youtube.com/watch?v=teimERD0Ubs[/embedyt]
Für die meisten Tränen im Büro sorgte aber Hipp mit dem Spot „Mama, ich hab dich lieb“. Unter einem Vorwand wurden Mütter in ein Studio gelockt. Dort warten ihre Kinder, um ihnen zu sagen, wie lieb sie ihre Mütter haben. Der Spot ist so einfach, wie emotional – und deshalb wunderschön. Unser Kunde NEVEREST übernahm übrigens die Produktion…
[embedyt] http://www.youtube.com/watch?v=rJp3f9SsijI[/embedyt]
Auch Banker können Emotionen: Die Commerzbank schickt ihren Spot gleich zu Mutter- und Vatertag ins Rennen. In gewohnter Manier wird durch das morgendliche Berlin gejoggt – doch nicht zum Job in die Bank, sondern zum Baby nach Hause . Das Kind ist zwar aus Sicht der Bankerin eine besonders risikoreiches „Investition“ – für Eltern aber „die beste Entscheidung unseres Lebens“.
[embedyt] http://www.youtube.com/watch?v=qbeEn-lF7MQ[/embedyt]
So fröhlich geht es bei Procter & Gamble zunächst einmal nicht zu: Im Muttertags- und gleichzeitig Rio-Auftaktspot „Stronger“ dankt P&G Müttern von Olympioniken aus aller Welt, die ihre Kinder trotz zum Teil schlimmen Erlebnissen zu dem gemacht haben, was sie heute sind: Starke Athleten. Die Kampagne wird international ausgestrahlt und kommt bei der Zielgruppe an: auf YouTube hat der Spot schon jetzt über 9 Millionen Views.
[embedyt] http://www.youtube.com/watch?v=MQ3k6BFX2uw[/embedyt]
Schlagwort: videos
Am Arbeitsplatz sitzen, das Handy neben sich, und (gemeinsam mit bis zu 600 Usern) die Pressekonferenz zum Ausstieg von Jürgen Klopp bei Borussia Dortmund im Live-Stream verfolgen. Faszinierende Sache. Oder: Sich mal eben von SPON-Netzwelt Reporter Matthias Kremp in zehn Minuten in bewegten Bildern auf dem Smartphone seine Erfahrungen mit der Apple Watch schildern lassen. Alles kein Problem, und mit maximal drei Klicks nutzbar durch den LiveStreaming-Dienst Periscope. Und: Periscope ist nicht alleine, der Wettbwerber heißt Meerkat (engl. für Erdmännchen).
Aber beginnen wir von vorne: Anfang 2015 wurde den Twitter-Usern in aller Welt mittels Meerkat eine völlig neue Form des Video-Micro-Bloggings eröffnet. Fortan konnte man nicht nur Tweets senden, Videos hochladen und retweeten, sondern auch seine Follower mit einem Live-Stream des eigenen Smartphones in Real-Time über persönliche Geschehnisse auf dem Laufenden halten. Jetzt mag manch einer gähnen: „Was bringt mir diese Funktion im Vergleich zum gewohnten Versenden von Videos?“. Eine ganze Menge sogar! Meerkat lässt jeden, der die App im App-Store herunterlädt (Geduld, liebe Android-Nutzer), zum Echtzeit-Reporter werden. Nach einer kurzen Betitelung des folgenden Live-Streams und der Bestätigung des Kamera-Buttons innerhalb der App, wird ein Link zum Stream direkt an die Twitter-Follower geschickt. Interessierte Follower können also in Echtzeit am aktuellen Geschehen teilnehmen. Der Clou: Dank der eingebauten Kommentarfunktion, können die Zuschauer mittels Anmerkungen, Fragen etc. direkt auf das Video oder den Filmenden Einfluss nehmen. Stört den Nutzer also die Kamera-Einstellung, so dürfte das Problem durch einen Kommentar und einen einsichtigen „Kameramann“ schnell gelöst sein. Beinhaltet der Stream ein Gespräch wie zum Beispiel ein Interview, so kann man als Zuschauer die Fragen in abgetippter Form live senden. Cool oder?
Genau das hat sich Twitter auch gedacht…
… und startet mit der für 100 Mio. Dollar aufgekauften App Periscope sogleich einen Angriff auf Meerkat. Mit Periscope und zahlreichen erweiterten Funktionen im Vergleich zum Kontrahenten stößt nun auch die Twitter-eigene App allmählich auf großen Zuspruch in der Community. Periscope erlaubt dem Nutzer nämlich nicht nur das Video live zu streamen, sondern es ebenso bis zu 24h zu speichern. Im Home-Bereich der App werden nicht nur die aktuellen Streams der eigenen Zwitscher-Freunde angezeigt, sondern auch alle anderen gerade laufenden Streams. Gefällt einem das Video, so drückt man ganz in Instagram-Manier mittels eines Finger-Tips auf das Video seinen Zuspruch für das Gesehene aus. Die Folge ist eine Herzerl-Wolke, die die positive Resonanz auch bei den anderen Zuschauern verbildlicht. Periscope dürfte den Wettbewerber aber nicht nur wegen der Updates, zum Beispiel der Schutzfunktion gegen feindliche Kommentare, zahlen- und usermäßig bald überholen. Die bessere Streaming-Qualität und die höhere Datenrate, dürfte ihnen dabei auch positiv in die Karten spielen.
Twitter überlässt trotz vermeintlich technischer Überlegenheit in diesem Duell jedoch nichts dem Zufall und hat dem Antipoden gleich einmal neue Spielregeln diktiert: Twitter hat Meercat gegenüber die offene Programmschnittstelle API, die das Auslesen von Nutzerdaten bei Twitter bisher erlaubte, gekappt. Meerkat-Usern ist es also fortan nicht mehr möglich, die Live-Streams automatisch an die eigenen Twitter-Kontakte zu senden.
Video-Live-Streaming über Twitter eröffnet für Unternehmen faszinierende Möglichkeiten: Pressekonferenzen können so einfach für nicht anwesende Journalisten übertragen werden. Live-Berichte von Markenevents sind genauso denkbar wie kurze Blicke hinter die Kulissen. Gestern streamte ein User auf Periscope gleich mal eine Predigt aus dem Mailänder Dom. Und damit sind wir – typisch deutsche Bedenkenträger – beim Problem der Live-Streamerei angelangt: den Urheberrechten. Denn seitdem Mitte April vier bisher unveröffentlichte Folgen der US-Kultserie „Game of Thrones“ live gestreamt wurden, befürchten Produzenten und Urheber weltweit die massenhafte Verletzung von Copyrights. Die Landesmedienanstalten haben bereits die Frage in den Raum gestellt, ob auf Live-Streams Rundfunkgebühren zu erheben sind. Schließlich könne bei einer Followerzahl von über tausend Usern nicht mehr wirklich von einer Vervielfältigung des Materials im privaten Sinne gesprochen werden.
Mal schauen, was die Juristen so ausbrüten. In der Zwischenzeit können Marken munter mit Meerkat oder Periscope und den vielfältigen Möglichkeiten des Easy-Live-Streamings experimentieren.
Foursquare habe ich gelöscht, weil mir der Job als Major meines Lieblingscafes nichts einbrachte. Die spannende Infografik auf Pinterest habe ich verpasst, weil ich vor Wochen zuletzt eingeloggt war. Ich habe keine Ahnung, wo mein Klout-Score steht, für Instagram habe ich mich gar nicht erst angemeldet. Und das letzte Quizzduell liegt Wochen zurück. Geblieben sind in meinem persönlichen Social Media-Portfolio dauerhaft nur Facebook, YouTube, Google+ (in Maßen) und Twitter (immer aufs Neue spannend). Bin ich als PR- und Social Media Professional ein (bedauernswerter) Einzelfall, der die neuesten Trends verschläft? Oder gibt es unter den „normalen“, also nicht nur beruflich mit Social Media befassten Menschen, ein paar mehr, denen es ähnlich geht wie mir? Sind wir nicht alle ein bißchen Social Müdia?
Interaktionsraten schwinden, Sharing geht zurück
Um es vorwegzunehmen: Es gibt Zahlen, die das ungebrochene Wachstum von Social Media belegen. Das sind meist vor allem Angaben zu absoluten Nutzerzahlen. Und es gibt Daten, die eher in Richtung „Social Müdia“ deuten. Ein paar Beispiele:
Von den derzeit existierenden 947 Millionen Twitter-Accounts weltweit haben 44 Prozent bisher keinen einzigen Tweet verschickt. Nur 13 Prozent der Accounts haben mehr als 100 Tweets verfasst, so eine Untersuchung aus USA. Netzökonom Holger Schmidt meldete vor kurzem für den deutschsprachigen Bereich, „dass etwa 70 bis 80 Prozent der Menschen, die sich bei Twitter anmelden, im Laufe der Zeit wieder abspringen. Nur etwa drei Prozent der Menschen, die sich jemals bei Twitter im deutschsprachigen Raum angemeldet haben, sind heute noch täglich als Schreiber aktiv.“
Die Interaktionsrate bei Facebook liegt derzeit, je nach Typ des Posts, zwischen 0,11 Prozent (Link) und 0,25 Prozent(Foto). Angesichts der Tatsache, dass Facebook die organische Reichweite vieler Marken-Fanpages bewusst runterfährt, bedeutet dass: Die absolute Zahl der Interaktionen auf Facebook wird abnehmen, sofern die Marke nicht massiv mit Facebook Ads gegensteuert. Bei einer Page mit 100.000 Likes (wo vielleicht noch 3.000 bis 4.000 Fans den Post zu Gesicht bekommen) bleiben vielleicht zwischen 4 und 8 Interaktionen pro Post. Fanpage Karma hat gerade errechnet, dass 41 Prozent der deutschen Seiten mehr als die Hälfte ihrer Reichweite verloren haben. Schon heute müssen die Facebook-Experten also ordentlich trommeln, um ein nennenswertes Engagement zu erreichen, das über den harten Kern der Fans hinausgeht.
Nutzer teilen Videos seltener: Die durchschnittliche Sharing Rate aller Clips (der Prozentanteil der Menschen, die einen Clip anschauten und dann teilten) ging im zurückliegenden Quartal von 2,9 auf 2,6 Prozent zurück, haben die Social Video-Experten von Unruly in einer aktuellen Erhebung vom April 2014 herausgefunden.
Zum Schluß noch ein, nicht durch repräsentative Zahlen belegbares persönliches Gefühl: Immer mehr Crowdfunding-Projekte scheitern beim Sammeln von Geldern. Es gibt anscheinend schon zu viele Projekte, die Geld vom Netz wollen – ohne eine Rendite zu versprechen.
Woher kommt die neue Zurückhaltung in sozialen Netzwerken? Meine Vermutung: die gestiegene Medienkompetenz und das Überangebot. Zugespitzt gesagt: Der User muss nicht überall mehr dabei sein. Und wenn er in ein neues Angebot hineinschnuppert, entscheidet er sehr schnell, ob er dafür zusätzliches Zeitbudget zur Verfügung stellt oder dafür etwas anderes aufgibt. Außerdem kann er/sie mittlerweile relativ gut entscheiden, welchen Mehrwert ein neues Netzwerk liefert. Und der Aufstieg von WhatsApp& Co. mit 31 Mio. Nutzern in Deutschland belegt, dass nach dem Peer-Posing à la Facebook und Twitter nun wieder der persönliche Dialog stärker gefragt ist. Social Media ist – das haben alle Altersgruppen im Netz mittlerweile gelernt – auch ein Zeitkiller, der zudem mit anderen Tätigkeiten im Wettbewerb steht.
Möglich wurde die Social-Euphorie vor allem durch die Smartphones, mit denen man die Angebote in neuen Situationen (beim Essen, beim Warten, auf der Toilette u.a.) und an neuen Orten (in der Arbeit, im Verkehrsmittel u.a.) nutzen kann. Rund 150 mal am Tag innerhalb eines Tages checkt ein Nutzer sein Smartphone, so zitiert der Mobile-Experte Tomi Ahonen eine AT&T-Untersuchung vom Mai 2013. Auf 60 bis 80 mal täglich kommt eine aktuelle, repräsentative Studie unter deutschen Smartphone-Nutzern. Weil das Angebot an Social Apps aber ausufert und der Tag endlich ist, steigt nicht nur die Zahl der Unfälle mit Laternenmasten in Fußgängerzonen. Durch die häufige Parallelnutzung wird auch die Reizschwelle, um mobil überhaupt noch Aufmerksamkeit zu bekommen, nach oben verschoben.
Was bedeutet das Social Müdia-Phänomen für Social Media-Verantwortliche in Agenturen oder Unternehmen, die als Interaktions-Animateure für Engagement sorgen sollen? Meines Erachtens wird es künftig wesentlich schwerer und teurer, Menschen in sozialen Netzwerken zu erreichen und zum Mitmachen zu aktivieren. Deswegen werden Aktionen zunehmend durch Social Advertising flankiert. Das widerspricht eigentlich dem viralen Gedanken, rettet kurzfristig aber die KPIs, die man als Fanpage-Verantwortlicher dem Management in Aussicht gestellt hat. Und es verbessert massiv die Bilanz von Facebook. Langfristig helfen aber nur außergewöhnliche Inhalte und Ideen, die sich so deutlich vom Social-Mainstream unterscheiden, dass sie ohne große Anschubfinanzierung zum Viral-Hit werden. Wenn das mal keine Herausforderung für die kommenden Monate ist.
P.S.: Diesen Artikel habe ich für die Kollegen von www.lead-digital.de verfasst. Dort wurde er innerhalb von gut vier Stunden 950 mal geteilt. Entweder lag ich mit meiner These nicht ganz so falsch oder die Crowd hat durch das rege Sharen mich ad absurdum geführt. Bitte selbst entscheiden.