Erstmals 2009 im irischen Dublin organisiert, hat sich der WebSummit innerhalb von zehn Jahren von einer kleinen lokalen Veranstaltung zu einer der größten Digitalkonferenzen entwickelt. Vom 5. bis 8. November lockten die Organisatoren 70.000 Teilnehmer aus 160 Nationen nach Lissabon, um gemeinsam mit großen Playern wie Apple, Microsoft oder den Vereinten Nationen über die wichtigsten Themen der Zukunft zu diskutieren.
Auch Esther Schwan, Marketing & Communcations Managerin bei der trbo GmbH, war vor Ort. Von ihren Eindrücke und Erfahrungen berichtet sie in ihrem Event-Report:
Tech-Konferenz der Superlative – Das war der WebSummit 2018
Superlative über Superlative. Die größte europäische Tech-Konferenz, die Hauptbühne in einer Fußballstadion-großen Arena, 1.000 Speaker, 2.000 Start-Ups, 70.000 Besucher: Der WebSummit sucht in Europa definitiv seinesgleichen. Aber bei allen Superlativen stellt sich dennoch die Frage: was kommt wirklich dabei heraus? Für uns war die Antwort leider: wenig. Aber dazu später mehr.
Mittlerweile zum dritten Mal fand der WebSummit in Lissabon statt. Gestartet als Tech-Konferenz mit 400 Besuchern in Dublin drängelten sich Anfang November Woche 70.000 Menschen durch Lissabon. Das bedeutet einen riesigen Organisationsaufwand, sowohl für die Veranstalter, als auch für die Stadt Lissabon selbst. Bis auf ein paar Kleinigkeiten lief die Organisation erstaunlich reibungslos. Hier können sich die Veranstalter anderer großer Digitalmessen sicherlich noch etwas abschauen.
Der erste positive Eindruck des WebSummits entstand am Flughafen – hier lief die Registrierung absolut unkompliziert und schnell. Einfach App mit Ticketcode und Ausweis vorgezeigt – schon hatte man das Teilnehmerbändchen ums Handgelenk und den Teilnehmerausweis um den Hals. Das Ganze in weniger als fünf Minuten.
Fußballstadion-Atmosphäre in der Center Stage
Am Montagabend ging es dann zur Eröffnung – mit einigen Umwegen. Die Anreise zum WebSummit lief per Uber oder Taxi problemlos – einen richtigen Stau gab es erstaunlicherweise an keinem der Veranstaltungstage. Die Wege vor Ort erinnerten dann aber doch ein wenig an „Das Haus, das Verrückte macht“ aus Asterix und Obelix. Die gleiche Strecke ging es mehrmals hin und her – erst auf der einen, dann auf der anderen Seite des Bauzauns, der die Besucher vom Rest der Welt trennte. Auf dem Sitzplatz in der Center Stage angekommen, verriet der Blick auf den Schrittzähler: ganze drei Kilometer gelaufen. Endlich kommen die Kellerkinder mal an die frische Luft!
Die Hauptbühne des WebSummit nimmt eine der insgesamt fünf Hallen bzw. eine Arena ein: die Altice Arena. Sie bietet Platz für 20.000 Menschen und war bei der Eröffnung bis fast auf den letzten Platz besetzt. Eine beeindruckende Kulisse. Auch bezüglich der Eröffnungsredner hatte sich der WebSummit nicht lumpen lassen. So war es doch passend, dass Tim Berners-Lee, der Erfinder des Internets himself, den ersten Vortrag des Abends hielt. Er stellte seinen Vertrag für das Web #ForTheWeb vor. Er soll das Internet vor Manipulation, Hass und Spaltung retten. Eine gute Idee, die aber nach einigen Minuten in einen etwas konfusen Vortrag abdriftete, bei dem es immer schwieriger wurde, zuzuhören. Es folgten Vorträge von Apple und Google – beide Firmen durften in ihren Vorträgen vor allem sich selbst loben. Apple arbeitet jetzt nachhaltig und umweltfreundlich, Google setzt sich für Frauen ein. Da waren die mahnenden Worte zu Herausforderungen und Risiken von Technologie von Antonio Guterres, UN-Generalsekretär, eine echte Erfrischung.

Foto: Esther Schwan

Zum Glück funktioniert das WLAN
Am Dienstag startete der WebSummit dann in den ersten vollen Tag. Der Einlass funktionierte trotz des großen Andrangs sehr reibungslos und schnell. Allerdings nur für diejenigen, die den QR-Code auf ihrem Teilnehmerausweis vorzeigen können – denn dieser wird überall gescannt (er dient übrigens gleichzeitig auch zum netzwerken – ein interessantes Feature). Aber: der Vorname meiner Kollegin Anna-Katharina war leider zu lang, weshalb der QR-Code nicht mehr auf das Badge passte. Sie musste also immer die WebSummit-App öffnen, den QR-Code laden und scannen lassen. Das stellte sich als etwas nervig heraus. Zum Glück funktioniert das WLAN auf dem Gelände aber stabil und erstaunlich schnell. Bei 70.000 Teilnehmern eine echte Leistung. Da können sich andere große Digitalmessen noch eine Scheibe abschneiden.
Hochkarätige Speaker – wenig Inhalt
Wer einmal das Programm mit 2.000 Speakern durcharbeitet, der stolpert über unzählige große Namen und spannend klingende Vorträge. Ein paar haben wir uns angesehen, aber scheinbar haben wir die falschen erwischt. Denn allzu oft drifteten die Inhalte ins Banale ab. Selbst die Vorträge auf kleineren Bühnen wie SaaS Monster oder der Startup University. Hier zum Beispiel das Panel „How to become an UXpert“ – klang erstmal gut. Die Tipps des Panels waren aber eher halbgar. Man solle doch am besten eine Testperson vor die Website setzen und eine Aufgabe ausführen lassen. Dabei sollte man ganz genau und persönlich zusehen, wie schwer sie sich tun. Aha.
Dann also raus aus dem Vortrag und rein ins Getümmel, die Stände in den vier Hallen ansehen. Und hier wurde uns klar, dass die Veranstaltung für unser Unternehmen einfach nicht relevant ist. Wer kein Early Stage Start Up und nicht auf der Suche nach Entwicklern oder Investoren ist, hat nicht viel zu besuchen.
Ein Paradies für Start Ups, Entwickler und Investoren
Für kleiner Start Ups, die abklopfen möchten, ob ihr Produkt wirklich für den Markt geeignet ist, oder die nach Investoren suchen, lohnt sich der Web Summit definitiv. Die täglich wechselnden Start Up-Stände waren mit Abstand am besten besucht, hier herrschte teilweise großes Gedränge. Auch Unternehmen, die nach Entwicklern suchen, werden unter den 70.000 Teilnehmern sicherlich fündig geworden sein. Allerdings konnte man an den größeren Ständen viel zu oft gelangweilt auf dem Smartphone daddelnde Aussteller beobachten, die kaum Laufkundschaft bekamen. Ohne auffälliges Standdesign gehen die Unternehmen in der Masse des Angebots und der Masse an Teilnehmern, die sich durch die Gänge schieben, einfach unter.
Netzwerk-Gelegenheit Side Events und Parties
Wie so oft, lohnen sich auch auf dem WebSummit vor allem die Side Events und Parties zum netzwerken. Denn für wirklich gute Gespräche ist die eigentliche Veranstaltung einfach zu voll. So besuchten wir beispielsweise das German Appartment von fischer Appelt. Hier lernten wir einige interessante Leute kennen und konnten gute Gespräche führen – so war die Reise nach Lissabon (abseits der Parties) also nicht ganz umsonst.
An Tag eins wurde bekannt gegeben, dass der WebSummit für die nächsten zehn Jahre in Lissabon stattfinden wird. In den nächsten Jahren allerdings wohl eher ohne uns. Bei geplanten 100.000 Besuchern für 2020 ist das für die Veranstalter aber sicherlich zu verschmerzen.

In unserer Rubrik „Endlich Wochenende“ gewähren uns Entscheider und Manager aus Wirtschaft und Medienwelt einen Einblick in ihre Wochenendgestaltung. Heute im Talk: Felix Schirl, Geschäftsführer und CTO von trbo, einem Münchner Technologie-Unternehmen.

Felix Schirl, Geschäftsführer von trbo
Felix Schirl, Geschäftsführer von trbo

1.) Wann beginnt heute für Sie der Feierabend?
Genau jetzt (Das Interview führten wir letzten Freitag kurz vor 18 Uhr).
2.) Was ist üblicherweise Ihre letzte Tätigkeit, bevor Sie den Computer runter fahren?
Das TGIF-Bier austrinken.
3.) Nehmen Sie Arbeit mit ins Wochenende? Wenn ja: Was?
Wie in jedem Startup natürlich. Meistens nutze ich das Wochenende für die Aufgaben, die über die Woche liegen geblieben oder zu kurz gekommen sind.
4.) Schalten Sie Ihr Handy am Wochenende ab oder sind Sie always on?
Das Handy bleibt immer an.
5.) Apropos abschalten: Wie können Sie am besten entspannen, wenn Sie heute Abend nach Hause kommen?
Mit Freundin, Freunden und Gemütlichkeit.
6.) Mit wem werden Sie dieses Wochenende verbringen?
Kann ich noch nicht sagen, da ich meistens erst am Freitag Abend/ Samstag das Planen fürs Wochenende anfange.
7.) Reden Sie mit Ihrem Partner/Freundeskreis am Wochenende üblicherweise über Ihren Job?
Auf jeden Fall. Das hilft auch, runter zu kommen. Und man frisst nichts in sich rein bzw. man bekommt auch oft eine andere Sichtweise auf die Dinge.
8.) Worauf freuen Sie sich dieses Wochenende am meisten?
Entspannen.
9.) Gibt es ein Ritual, das Sie üblicherweise jedes Wochenende begehen (zum Beispiel das samstägliche Autowaschen)?
Eigentlich kein wirkliches Ritual, aber ein gutes Frühstück mit den Semmeln meines bevorzugten Bäckers muss sein, da ich unter der Woche nicht zum Frühstücken komme.
10.) Gibt es eine Marotte an Ihnen, die Ihren Partner/Ihre Familie am Wochenende regelmäßig auf die Palme bringt?
Ich hoffe nicht, aber da müsst Ihr vielleicht mal mit meiner Verlobten sprechen.
11.) Was machen Sie am Wochenende, von dem Ihre Kollegen/Ihr Team sagen, würde/n: Donnerwetter, das hätte ich jetzt nicht erwartet?
Eigentlich nichts, das spare ich mir für die Woche auf.
12.) Jogginghose oder Designer-Klamotten: Was ist am Wochenende Ihr Lieblingskleidungsstück?
Definitiv Jogger, auch wenn das Herr Lagerfeld nicht gerne hört.
13.) Stichwort Indoor-Aktivitäten: Welche Musik werden Sie dieses Wochenende auf jeden Fall hören, welche TV-Sendung sehen und welches Buch bzw. welche Zeitung/Zeitschrift werden Sie lesen?
Charivari Party-Hitmix am Freitag-/ Samstagabend. Zum Lesen komme ich leider nur im Urlaub.
14.) Stichwort Outdoor Aktivitäten: Welchen Berg werden Sie dieses Wochenende besteigen, welchen Marathon laufen und welches Theaterstück/Konzert bzw. welchen Kinofilm werden Sie besuchen?
Golfen hilft sehr beim Entspannen. Auch wenn man des Öfteren mal genervt den Platz verlässt, weil der kleine Ball einfach nicht das machen wollte, was man ihm vorher „gesagt“ hat.
15.) Freuen Sie sich schon auf Montag?
Natürlich, dann ist dieses sinnlose Vegetieren vom Wochenende endlich vorbei.