Wie sieht der Journalismus von morgen aus? Was müssen Journalisten heute schon können? Und wie werden sie sich künftig finanzieren? Es passiert gerade ziemlich viel in der Medienwelt und der Kurs ist noch nicht ganz ausgelotet. Neudeutsch heißt das: Der Journalismus durchläuft gerade eine disruptive Phase. Wie die verläuft, wissen wir auch nicht. Aber wer die Medien in Zukunft gestalten wird, das wissen wir schon jetzt. Deshalb stellen wir Euch/Ihnen in unserer Reihe „Junge Journalisten“ Redakteure, Reporter, Blogger und Publizisten unter 33 vor, die die Branche kennen und lesen sollte. Heute im Gespräch: Thuy Linh Nguyen, Redakteurin bei der W&V.
Linh W&V Foto
Seit wann steht für Dich der Berufswunsch Journalist fest? Was gab den Ausschlag?
Ich denke, als ich beim “Unikat”-Magazin anfing. Dort habe ich gleich als Vorstand an der neuen Ausgabe mitgearbeitet und saß gefühlt ein ganzes Semester dafür am Schreibtisch. Am Ende hat es sich aber wirklich gelohnt und ich habe mich gefreut wie ein Schnitzel. Da dachte ich mir, das könnte man ja wirklich zum Beruf machen.
Ist Dein Arbeitsalltag wie Du ihn Dir vorgestellt hattest, oder gab es im positiven wie negativen Sinne Überraschungen?
Zum Anfang meines Volontariats war ich sehr oft unterwegs. Mittlerweile hat es sich ziemlich reduziert und das vermisse ich. Dafür haben wir wirklich sehr humane Arbeitszeiten, vor allem ich als Lehrling.
Was war Dein skurrilstes Erlebnis bisher in Deiner Berufslaufbahn?
Wirklich lang bin ich ja noch keine Vollzeit-Journalistin. Aber da es fast unmöglich ist, meinen Nachnamen auf Anhieb richtig zu schreiben, habe ich bereits viele Stunden mit Buchstabieren zugebracht. Nordpol, Gustav, Ulrich, Y, Emil, Nordpol 🙂
Inwieweit nutzt Du das Social Web für Themen-Recherche und -Inspiration?
Eigentlich bin ich während meiner Arbeitszeit permanent im Social Web unterwegs. Ich folge auf Xing und Facebook vielen relevanten Seiten, die mir am Tag mindestens eine Artikelidee liefern.
Blogger werfen (bewusst) viele der althergebrachten Regeln über den Haufen. Sie schreiben viel subjektiver, kommentierender. Wie wird das den klassischen Fachjournalismus Deiner Meinung nach verändern?
Ich denke jedes Medium sollte selbst entscheiden, inwieweit es die Regeln einhält oder bricht. Man sollte aber eine klare Linie fahren. Mittlerweile haben ja auch genug Fachjournalisten selbst einen Blog, das will schon was heißen.
Ein Artikel über Dich: Welche Überschrift müsste der haben?
Würde sicher jeder bestätigen, der mich schon live erlebt hat: “Klein” 😀
Was ist Dein Trick, um ruhig Blut vor dem Redaktionsschluss zu bewahren?
Bei uns in der Online-Redaktion ist ja eigentlich alle paar Stunden Redaktionsschluss. Daran habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Wenn ich aber mal eine größere Geschichte für das W&V-Magazin mache, dann versuche ich den Artikel einfach so früh wie möglich fertig zu bekommen. Da bleibe dann auch mal etwas länger. Ich arbeite nämlich am besten abends, wenn ich allein im Büro bin.
Wie schaltest Du vom Job ab, oder denkst Du rund um die Uhr an die Headline von morgen?
Während der Woche muss ich mich wirklich oft dazu zwingen, nach der Arbeit abzuschalten. Aber wozu gibt es ein Wochenende. Bei mir ist meistens ab Freitagabend bis zum Anfang der kommenden Woche Pause. Manchmal erwische ich mich aber trotzdem dabei, wie ich Sonntagabend schon mit der Themensuche für den nächsten Tag beginne…
Wenn wir hier mal den besten Fachartikel küren würden: Welchen Deiner Berichte würdest Du einreichen? Und warum?
Das ist echt nicht leicht. Ich schreibe jede Woche so viele Artikel, dass ich langsam selbst den Überblick verliere. Fürs Magazin habe ich mal ein Stück über Erklärvideos geschrieben. Es hat mich überrascht, wie simpel komplizierte Sachverhalte doch sein können.
Kein Mensch ist perfekt. Welchen Ratschlag wolltest Du Deinem Chefredakteur immer schon mal geben?
Im Gespräch sind wir beide immer ehrlich und direkt zueinander. Dafür bleibt es aber auch unter uns. 🙂
Was machst Du in fünf Jahren?
Hoffentlich bin ich dann eine gestandene Journalistin, die in ihren Artikeln eine klare Meinung vertritt. Momentan fällt mir das noch ziemlich schwer.
Nach ihrem Studium der Soziologie arbeitete Thuy Linh Nguyen in der Online-Redaktion von Regiondo. Es folgten Stationen als Pressereferentin bei UNICEF Deutschland und als Redakteurin bei Unikat Medien. Seit 2014 ist sie Volontärin bei W&V.

Wie sieht der Journalismus von morgen aus? Was müssen Journalisten heute schon können? Und wie werden sie sich künftig finanzieren? Es passiert gerade ziemlich viel in der Medienwelt und der Kurs ist noch nicht ganz ausgelotet. Neudeutsch heißt das: Der Journalismus durchläuft gerade eine disruptive Phase. Wie die verläuft, wissen wir auch nicht. Aber wer die Medien in Zukunft gestalten wird, das wissen wir schon jetzt. Deshalb stellen wir Euch/Ihnen in unserer Reihe „Junge Journalisten“ Redakteure, Reporter, Blogger und Publizisten unter 33 vor, die die Branche kennen und lesen sollte. Heute im Gespräch: Gabriella Bassu, Redakteurin bei der W&V.
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Seit wann steht für Dich der Berufswunsch Journalist fest? Was gab den Ausschlag?
Eigentlich wollte ich schon als Kind zur Zeitung. Später, nach dem Abitur, habe ich mich für ein geisteswissenschaftliches Studium (Kulturgeschichte) entschieden. Ich dachte, so kann ich über Praktika herausfinden, ob der Beruf auch zu mir passt. Den Weg habe ich weiterverfolgt und sowohl während meines Bachelorstudiums, als auch danach im Masterstudium (Internationale Beziehungen) als Praktikantin und freie Mitarbeiterin für Print- und Online-Medien gearbeitet. Einen ausschlaggebenden Moment gab es nicht – mich hat das Thema Schreiben eher konstant durch Leben und Studium begleitet.
Ist Dein Arbeitsalltag wie Du ihn Dir vorgestellt hattest, oder gab es im positiven wie negativen Sinne Überraschungen?
Ich glaube, ich hatte keine festgeschriebene Vorstellung, wie mein Berufsalltag konkret aussehen würde. Das geht wahrscheinlich vielen jungen Berufsanfängern so. Wahrscheinlich bin ich in den Beruf hineingewachsen, ohne ständig Vorstellung und Realität gegeneinander abzugleichen.
Inwieweit nutzt Du das Social Web für Themen-Recherche und -Inspiration?
Über Twitter informiere ich mich tagesaktuell zu Nachrichten aus Wirtschaft und Politik, Facebook und Instagram sehe ich als wichtige Inspirationsquelle für Themen, die die Menschen in meiner Umgebung bewegen.
Blogger werfen (bewusst) viele der althergebrachten Regeln über den Haufen. Sie schreiben viel subjektiver, kommentierender. Wie wird das den klassischen Fachjournalismus Deiner Meinung nach verändern?
Die Medienlandschaft als solche befindet sich in einem Veränderungsprozess. Das ist spannend für alle Beteiligten. Ich selbst sehe Blogs als Möglichkeit, mich für meine Arbeit inspirieren zu lassen – eigentlich in ähnlicher Form, wie das auch auf andere Medien zutrifft.
Was ist Dein Trick, um ruhig Blut vor dem Redaktionsschluss zu bewahren?
Eine gute Planung und Selbstorganisation helfen, den Stress zu minimieren. Ansonsten nützt es auch, kurz über etwas ganz anderes nachzudenken oder mit einem Kollegen zu reden. Das gibt im Kopf Raum für Neues. Auch wenn es manchmal schwerfällt: Eine kurze Ablenkung bringt mich am besten zur eigentlichen Sache zurück.
Wie schaltest Du vom Job ab, oder denkst Du rund um die Uhr an die Headline von morgen?
Sport, Natur, Familie und Freunde geben mir Kraft und Ideen für Neues.
Wenn wir hier mal den besten Fachartikel küren würden: Welchen Deiner Berichte würdest Du einreichen? Und warum?
Das können wahrscheinlich die Leser besser beurteilen. Ich kann eher sagen, was mir Spaß macht: Das sind Features und Reportagen. Am meisten mag ich es, wenn ich durch meine Arbeit Fragen beantworten kann, die für mich oder Menschen aus meiner Umgebung bis dahin unbeantwortet geblieben sind.
 
Über Gabriella Bassu
Nach dem Abitur studierte Gabriella Bassu Europäische Kulturgeschichte an der Universität Augsburg und der Universidad de Valencia. Danach absolvierte sie ihr Masterstudium der Internationalen Beziehungen an der Andrássy Universität Budapest. Bereits während des Studiums schrieb sie für zahlreiche Magazine und Portale als freie Mitarbeiterin (u.a. für die Budapester Zeitung, Zeitjung, Blogs und für das studentische NGO Young Citizens Danube Network). Seit 2013 ist sie Volontärin bei W&V.

Wie sieht der Journalismus von morgen aus? Was müssen Journalisten heute schon können? Und wie werden sie sich künftig finanzieren? Es passiert gerade ziemlich viel in der Medienwelt und der Kurs ist noch nicht ganz ausgelotet. Neudeutsch heißt das: Der Journalismus durchläuft gerade eine disruptive Phase. Wie die verläuft, wissen wir auch nicht. Aber wer die Medien in Zukunft gestalten wird, das wissen wir aber schon jetzt. Deshalb stellen wir Euch/Ihnen in unserer Reihe „Junge Journalisten“ Redakteure, Reporter, Blogger und Publizisten unter 33 vor, die die Branche kennen und lesen sollte. Heute im Gespräch: Linda Gondorf, Redakteurin bei meedia und absatzwirtschaft

Linda Gondorf
Linda Gondorf

Seit wann steht für Sie der Berufswunsch Journalistin fest? Was gab den Ausschlag?
Ich wollte schon als Kind Journalistin werden, habe Bücher verschlungen und fantasievolle Kurzgeschichten verfasst. Sportjournalistin war das Ziel, aber ich habe die Sportprüfung an der SpoHo in Köln nicht geschafft. Nun bin ich aber ganz froh, einen anderen Schwerpunkt gewählt zu haben.
Ist Ihr Arbeitsalltag wie Sie ihn sich vorgestellt hatten, oder gab es im positiven wie negativen Sinne Überraschungen?
In jedem Beruf gibt es Überraschungen. Journalistin zu sein, ist gerade in diesen Zeiten nicht immer leicht. Aber mein Arbeitsalltag findet nicht nur im Büro und am Schreibtisch statt und das finde ich ziemlich gut.
Was war Ihr skurrilstes Erlebnis bisher in Ihrer Berufslaufbahn?
Ich bin Segelflugzeug geflogen, habe einen 3D-Drucker bedient, im Stadion Fußballer interviewt, ein Biertasting und einen Lachanfall mit Christoph Maria Herbst überlebt. Skurril war es schon oft. Es bleibt spannend.
Inwieweit nutzen Sie das Social Web für Themen-Recherche und -Inspiration?
Wir sind jeden Tag auf den unterschiedlichsten Plattformen unterwegs. Das gehört doch heute dazu.
Blogger werfen (bewusst) viele der althergebrachten Regeln über den Haufen. Sie schreiben viel subjektiver, kommentierender. Wie wird das den klassischen Fachjournalismus Ihrer Meinung nach verändern?
Nicht immer, aber manchmal leidet die Qualität der Texte, weil das Grundgerüst, also wie man einen Text aufbaut und gut recherchiert, von Bloggern nicht gelernt wurde. Allerdings glaube ich auch, dass Journalisten von Bloggern noch einiges lernen können. Es kann nur eine Win-Win-Situation sein.
Ein Artikel über Sie: Welche Überschrift müsste der haben?
Puh.. das ist mir zu schwierig.
Was ist Ihr Trick, um ruhig Blut vor dem Redaktionsschluss zu bewahren?
Traubenzucker, Konzentration und Kollegen, die nicht in Panik geraten, sondern einem den Druck nehmen. Obwohl ich unter Druck noch besser arbeite 🙂 .
Wie schalten Sie vom Job ab, oder denken Sie rund um die Uhr an die Headline von morgen?
Wenn ich die Redaktion verlasse, dann ist Feierabend. Manchmal denke ich abends noch über Texte nach, aber eigentlich kann ich gut abschalten. Beim Sport auf jeden Fall.
Wenn wir hier mal den besten Artikel küren würden: Welchen Ihrer Berichte würden Sie einreichen? Und warum?
Ich habe als freie Redakteurin für das Magazin „mutti kocht am besten“ einen Text über die Jungs von Salt & Silver geschrieben. Die waren in Südamerika auf einem kulinarischen Surftrip und ich habe eine zweiteilige Die Küchensurfer (Reportage) verfasst. Bisher das längste Stück, auf das ich sehr stolz bin. Ansonsten gibt es schon viele Texte Online, die ich ganz gut finde.
Kein Mensch ist perfekt. Welchen Ratschlag wollten Sie Ihrem Chefredakteur immer schon mal geben?
Ach, der ist schon n ziemlich guter Typ und braucht keine Ratschläge. Mir könnte er aber noch ein paar geben 🙂 .
Was machen Sie in fünf Jahren?
Schreiben.
+++
Über Linda Gondorf
Linda Gondorf studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaften an der Universität Wien. Anschließend absolvierte sie ein zweijähriges Volontariat bei der Bauer Media Group. Seit 2014 schreibt sie als feste Redakteurin für das Medienportal meedia.de sowie das Fachmagazin absatzwirtschaft. Zudem arbeitet sie als freie Redakteurin für stern.de und das Mutti Magazin.
Linda Gondorf auf Xing und LinkedIn

Wie sieht der Journalismus von morgen aus? Was müssen Journalisten heute schon können? Und wie werden sie sich künftig finanzieren? Als Verlagsangestellte oder Self-Publisher, als Social Editor, Blogger oder Investigativreporter? Es passiert gerade ziemlich viel in der Medienwelt und der Kurs ist noch nicht ganz ausgelotet. Neudeutsch heißt das: Der Journalismus durchläuft gerade eine disruptive Phase. Wie die verläuft, wissen wir auch nicht. Aber wer die Medien in Zukunft gestalten wird, das wissen wir aber schon jetzt. Deshalb stellen wir Euch/Ihnen in unserer Reihe „Junge Journalisten“ Redakteure, Reporter, Blogger und Publizisten unter 33 vor, die die Branche kennen und lesen sollte. Heute im Gespräch: Ingo Rentz, Redakteur bei der Horizont.
Seit wann steht für Sie der Berufswunsch Journalist fest? Was gab den Ausschlag?

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Ingo Rentz

Schon seit dem Gymnasium. Ausschlaggebend war wohl, dass ich schon immer gerne geschrieben und ausprobiert habe, was mit Sprache möglich ist.
Ist Ihr Arbeitsalltag wie Sie ihn sich vorgestellt hatten, oder gab es im positiven wie negativen Sinne Überraschungen?
Ich schätze es sehr, wie viel Raum ich für eigene Kreativität bekomme. Allerdings kann der Job auch manchmal ganz schon hektisch werden. Aber im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden.
Was war Ihr skurrilstes Erlebnis bisher in Ihrer Berufslaufbahn?
Ich wurde von einem Unternehmen proaktiv angefragt, ob ich ihren Entertainment-Chef interviewen möchte. Nachdem ich zugesagt hatte wurde ich gefragt, was für ein Medium wir seien und worüber wir schreiben.
Inwieweit nutzen Sie das Social Web für Themen-Recherche und -Inspiration?
An Social Media sollte heutzutage kein Journalist mehr vorbeikommen. Ich habe Facebook, Twitter, Xing und Instagram permanent im Blick. Wichtig ist hierbei, das Wichtige vom Unwichtigen trennen zu können. Hierin sehe ich die Hauptaufgabe von Journalisten.
Blogger werfen (bewusst) viele der althergebrachten Regeln über den Haufen. Sie schreiben viel subjektiver, kommentierender. Wie wird das den klassischen Fachjournalismus Ihrer Meinung nach verändern?
Auch zu unserer Herangehensweise gehört es dazu, meinungsstark zu schreiben und unsere eigene Sicht der Dinge kundzutun. Aber Blogger sind für klassische Medien wahrscheinlich noch die geringste Herausforderung. Wie sich das eigene Geschäftsmodell mit den verlegerischen Initiativen von Facebook oder Snapchat in Einklang bringen lässt, ist meiner Ansicht nach die wesentlich drängendere Frage.
Ein Artikel über Sie: Welche Überschrift müsste der haben?
Mein Kollege Tim sagt: „Legende“ 😛
Was ist Ihr Trick, um ruhig Blut vor dem Redaktionsschluss zu bewahren?
Online gibt es keinen Redaktionsschluss 🙂 Aber wenn ich mal was für unser Heft mache heißt die Regel: Vertrauen in mich selbst und meine Kollegen haben.
Wie schalten Sie vom Job ab, oder denken Sie rund um die Uhr an die Headline von morgen?
Im Smartphone-Zeitalter abzuschalten, ist beinahe unmöglich. Ich muss zugeben, dass mir das seltener gelingt, als ich es mir vornehme.
Wenn wir hier mal den besten Fachartikel küren würden: Welchen Ihrer Berichte würden Sie einreichen? Und warum?
Au weia, das möchte ich nicht selbst beurteilen. Ich bin recht selbstkritisch und bin selten wirklich zufrieden mit meinen Texten 🙂
Kein Mensch ist perfekt. Welchen Ratschlag wollten Sie Ihrem Chefredakteur immer schon mal geben?
So etwas wird im persönlichen Gespräch geklärt 😉
Was machen Sie in fünf Jahren?
Da bin ich hoffentlich immer noch Journalist und beherrsche das traditionelle Handwerk, kann aber wesentlich besser mit Daten, Code und Algorithmen umgehen.
Über Ingo Rentz:
Ingo Rentz (Jahr 1982) studierte Geschichte und Germanistik in Tübingen und Freiburg. Erste journalistische Erfahrungen sammelte er als freier Mitarbeiter bei der Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung und Badischen Zeitung sowie als Praktikant in den Pressestellen von Daimer und der Universität Freiburg. 2011 zog ihn ein Volontariat bei der Horizont nach Frankfurt am Main. Dort schreibt er seit Mai 2013 als fester Redakteur für den Onlineauftritt des Fachmagazins.
Ingo Rentz auf Xing, LinkedIn und Twitter

Wie sieht der Journalismus von morgen aus? Was müssen Journalisten heute schon können? Und wie werden sie sich künftig finanzieren? Als Verlagsangestellte oder Self-Publisher, als Social Editor, Blogger oder Investigativreporter? Es passiert gerade ziemlich viel in der Medienwelt und der Kurs ist noch nicht ganz ausgelotet. Neudeutsch heißt das: Der Journalismus durchläuft gerade eine disruptive Phase. Wie die verläuft, wissen wir auch nicht. Aber wer die Medien in Zukunft gestalten wird, das wissen wir aber schon jetzt. Deshalb stellen wir Euch/Ihnen in unserer Reihe „Junge Journalisten“ Redakteure, Reporter, Blogger und Publizisten unter 33 vor, die die Branche kennen und lesen sollte. Heute im Gespräch: Brigitte Bauer, Redakteurin bei Werben&Verkaufen und Kontakter.
Seit wann steht für Dich der Berufswunsch Journalist fest? Was gab den Ausschlag?

Brigitte Bauer
Brigitte Bauer

Jetzt muss ich leider ein Klischee bedienen – aber es hat sich wirklich so zugetragen. Als Kind hat mich ein rasender Reporter in meiner kleinen Heimatstadt in der Oberpfalz inspiriert. Ich fand seine Arbeit total spannend. Als Teenager lieferte ich dann für die „Amberger Nachrichten“ ein paar Texte ab. Ungefähr zur selben Zeit erstellten wir in der Schule eine Projektarbeit. Da ging es darum, Texte einzusprechen und im Ton-Studio beim örtlichen Radio-Sender Aufnahmen zu machen. Die Ton-Experten dort waren angetan von meiner Stimme und ich war angetan vom Studio. Da war für mich klar – Vertonen und mit dem Mikro flirten, DAS will ich machen.
Zwei Jahre später stand ich schon wieder im Tonstudio. Diesmal mit meiner Band. Somit war nach dem Abi klar, welchen Studiengang ich einschlage. Schon während des Studiums vertonte ich für den Radiosender Charivari Projekte und arbeitete viel mit Ton- und Filmschnitt. Später kam das Praktikum bei Antenne Bayern und das Volontariat beim Deutschen Anleger Fernsehen. Dort arbeitete ich über drei Jahre als rasende Reporterin vor der Kamera. Danach kam ein kurzer Cut: Ich ging nach München und war in einer Werbeagentur tätig. Aber Corporate Publishing, Anzeigen texten und Tonbänder besprechen, war mir zu wenig. Somit schließt sich der Kreis, warum ich jetzt als Print-Journalistin für die W&V über die Agentur-Branche berichte. Insgesamt bin ich schon seit sechs Jahren als Journalistin tätig. Und ich liebe es.
Ist Dein Arbeitsalltag wie Du ihn Dir vorgestellt hattest, oder gab es im positiven wie negativen Sinne Überraschungen?
Dadurch, dass ich viele Praktika vor und während des Studiums absolviert habe, hatte ich bereits einen Eindruck, wie es im Bereich Radio, TV und Print abläuft. Jede Sparte hat ihre faszinierenden Seiten, aber eines ist Fakt: leicht ist der Job auf gar keinen Fall. Beim Kontakter, dem Schwestertitel der W&V, müssen wir jede Woche aufs Neue spannende News aus der Werbe- und Marketingbranche auftreiben. Das ist nicht immer leicht. Mir macht es aber wahnsinnig Spaß, viel mit Leuten aus der Branche zu telefonieren und mich breit zu vernetzen. Doch wenn man nicht kommunikativ und sehr neugierig ist – das gilt für Radio und TV genauso – dann ist man für den Job einfach nicht geeignet. Jeder, der sich dafür entscheidet, sollte für seinen Beruf brennen. Und: man darf nicht so naiv sein und annehmen, dass in diesem Berufsfeld das große Geld winkt. Eher füllt einen der Job aus und macht einen glücklich – das ist bei mir der Fall. Ich stehe morgens gerne auf und freue mich darauf, was der neue Tag bringt. Das ist für mich ein Geschenk.
Was war Dein skurrilstes Erlebnis bisher in Deiner Berufslaufbahn?
Ich würde nicht unbedingt das Wort skurril wählen. Seltsam ist die Medien- und die Agentur-Branche, über die ich berichte, sehr oft. Generell wird man als Journalist nicht immer nett behandelt. Vor allem, wenn man – wie ich im Kontakter – Sachverhalte aufdeckt. Aber ein Erlebnis ist im Kopf geblieben: Beim Fernsehen lautete mein Auftrag, EU-Kommissar Günther Oettinger zu interviewen. Auf einem Kongress habe ich ihn vor die Kamera bekommen und mit ihm gesprochen. Als er offenbar keine Zeit mehr hatte, lief er plötzlich aus dem Bild und ließ mich stehen. Aber ich bin cool geblieben 😉
Inwieweit nutzt Du das Social Web für Themen-Recherche und -Inspiration?
Ich nutze das Social Web immer. Facebook, Twitter, LinkedIn, Xing, Foren und Blogs – da erfährt man so einiges. Meine Aufgabe ist es, Geschichten zu finden. In Kommentaren auf Facebook oder unter Blog-Einträgen finden sich oft spannende Hinweise.
Blogger werfen (bewusst) viele der althergebrachten Regeln über den Haufen. Sie schreiben viel subjektiver, kommentierender. Wie wird das den klassischen Fachjournalismus Deiner Meinung nach verändern?
Ich würde sagen, dass es den Fachjournalismus weniger verändert, sondern vielmehr bereichert. Der News-Charakter wird in den speziellen Fach-Titeln auch in Zukunft beibehalten. Ich fände es merkwürdig, wenn Magazine ihren Duktus ändern würden. Die Leserschaft schätzt ja gerade den Fachjargon. Außerdem muss Fachjournalismus überhaupt nicht langweilig sein. In der W&V schreiben wir tolle Magazin-Geschichten, die alles andere als tröge sind und die sehr viel Meinung enthalten. Aber Blogger sind für Hintergrundgespräche und Trend-Artikel enorm wichtig. Denn sie sind am Puls der Zeit und können schnell auf bestimmte Themen und Strömungen reagieren. Ich schreibe selbst in einem Blog hin und wieder über Themen, die mich interessieren. Ich mag sowohl die kommentierende Schreibe, als auch den Newscharakter, den ich im Kontakter vertrete.
Ein Artikel über Dich: Welche Überschrift müsste der haben?
Powerfrau und Weltenbummlerin setzt sich neue Ziele
Was ist Dein Trick, um ruhig Blut vor dem Redaktionsschluss zu bewahren?
Ach, ein wenig Adrenalin im Blut macht die Texte noch spritziger. Wer kurz vor Abgabe völlig ruhig ist, hat meiner Meinung nach nicht den richtigen Spirit. Oft ergeben sich erst kurz vor Redaktionsschluss die spannenden Wendungen, interessanten Gespräche und wichtigen Zitate. Es kommt oft vor, dass sich völlig unerwartet beim letzten Telefonat eine neue Story auftut, die noch mit ins Heft muss. Ich liebe die Action in der Produktion.
Wie schaltest Du vom Job ab, oder denkst Du rund um die Uhr an die Headline von morgen?
Abschalten fällt mir ehrlich gesagt schwer. Aber ich werde ja auch rund um die Uhr im Alltag mit Werbung konfrontiert. Auf dem Weg zur S-Bahn, Bannerwerbung beim Online-Shopping, über Screens beim Sport oder beim Fußballspiel im TV. Eigentlich tippe ich ständig Infos in mein Handy, wenn mir neue City-Light-Plakate auffallen oder ich eine Werbung besonders interessant finde. Auf Facebook schaue ich auch, was die Branche treibt. Aber wenn ich richtig abschalten will, mache ich das auf meinen Reisen. Mit Rucksack und Zelt in der abgeschiedenen Wildnis unterwegs zu sein und an die eigenen Grenzen zu stoßen. Dort draußen hat man kein Internet, keine Werbung, sondern nur Berge, Wälder, Flüsse. Auf einem Gipfel denke ich nicht mehr an den Job, da ist mein Kopf völlig frei – und dann tanke ich auf.
Wenn wir hier mal den besten Fachartikel küren würden: Welchen Deiner Berichte würdest Du einreichen? Und warum?
Da wir jede Woche eine tolle Leistung bringen und jede Woche stolz auf unsere Arbeit sein können, würde ich jeden Artikel einreichen. Ich hatte allerdings einmal ein sehr spannendes Interview mit Gerhard Weber, damals noch der CEO von Gerry Weber. Mir gegenüber hatte er die Umsatz-Prognose noch einmal angehoben. Das war natürlich eine Exklusiv-Meldung, die bei uns damals rauf und runter lief. Da war ich schon stolz.
Kein Mensch ist perfekt. Welchen Ratschlag wolltest Du Deinem Chefredakteur immer schon mal geben?
Da Jochen Kalka wirklich ein toller Chefredakteur ist, kann ich hier gar nicht auf den Putz hauen. Eher kann ich an dieser Stelle einfach mal Danke sagen dafür, dass er uns so motiviert und immer das Gefühl gibt, einen guten Job zu machen. Ich glaube, solche Chefs sind selten. Einen Wunsch habe ich allerdings: Jochen, ich würde unglaublich gerne mal mit dir Schuhe shoppen gehen! (wir stehen nämlich beide auf ausgefallenes Schuhwerk)
Was machst Du in fünf Jahren?
Wenn ich in fünf Jahren nicht mehr bei der W&V sein sollte, was ich nicht hoffe, dann bin ich vielleicht eine bekannte Reise-Beauty-Bloggerin und schreibe meine Artikel von überall auf der Welt. Immer mit den Füßen im feinen Sand oder auf irgendeinem Berggipfel. Es gibt noch so viel auf der Welt zu erkunden.
Über Brigitte Bauer:
Brigitte Bauer (Jahrgang 1984) studierte Germanistik an der Universität Regensburg. Nach ihrem Magister-Abschluss 2009 sammelte sie als Reporterin vor der Kamera journalistische Erfahrung beim Deutschen Anleger Fernsehen. Anschließend war sie als Beraterin und Texterin für die Werbeagentur Heller & Partner in München tätig. Seit November 2013 schreibt sie als festes Redaktionsmitglied für das Advertising-Ressort von W&V und Kontakter.
Brigitte Bauer auf Xing, LinkedIn

Wie sieht der Journalismus von morgen aus? Was müssen Journalisten heute schon können? Und wie werden sie sich künftig finanzieren? Als Verlagsangestellte oder Self-Publisher, als Social Editor, Blogger oder Investigativreporter? Es passiert gerade ziemlich viel in der Medienwelt und der Kurs ist noch nicht ganz ausgelotet. Neudeutsch heißt das: Der Journalismus durchläuft gerade eine disruptive Phase. Wie die verläuft, wissen wir auch nicht. Aber wer die Medien in Zukunft gestalten wird, das wissen wir aber schon jetzt. Deshalb stellen wir Euch/Ihnen in unserer neuen Reihe „Junge Journalisten“ an dieser Stelle künftig in schöner Regelmäßigkeit Redakteure, Reporter, Blogger und Publizisten unter 33 vor, die die Branche kennen und lesen sollte. Den Anfang macht Susanne Gillner, Redakteurin bei der INTERNET WORLD Business.

Susanne Gillner
Susanne Gillner

1. Seit wann steht für Dich der Berufswunsch Journalist fest? Was gab den Ausschlag?
Ich habe mich schon immer gerne mit Wörtern, Sprache und Büchern beschäftigt. In meinem Germanistik-Studium wurde mir dann klar, dass ich in die Verlagsbranche gehen möchte.
2. Ist Dein Arbeitsalltag wie Du ihn Dir vorgestellt hattest, oder gab es im positiven wie negativen Sinne Überraschungen?
Im Großen und Ganzen hab ich mir den Redaktionsalltag so vorgestellt, wie er auch tatsächlich ist. Dinge, die man vor Berufsstart natürlich nicht weiß oder anders einschätzt, sind beispielsweise, wie viel Arbeit in einer Heftproduktion wirklich steckt, wie viel Organisation nötig ist und wie schwierig es manchmal ist, bei der rasanten Entwicklung im Digitalbereich in Sachen News nicht den Anschluss zu verlieren. Im positiven Sinne unterschätzt hatte ich, wie toll es ist, seinen eigenen Heftartikel in den Händen zu halten bzw. seinen Artikel online zu lesen.
3. Was war Dein skurrilstes Erlebnis bisher in Deiner Berufslaufbahn?
Skurrile Erlebnisse gab es vor allem in meinen Praktika. Da gab es durchaus Vorgesetzte, die PraktikantInnen gerne zum Erledigen persönlicher Aufgaben einsetzen wollten, beispielsweise Rezepte abholen oder Einkaufen.
4. Inwieweit nutzt Du das Social Web für Themen-Recherche und -Inspiration?
Ich bin für Themen-Recherche und -Inspiration täglich mehrere Stunden im Social Web unterwegs. In Sachen News finde ich vor allem Twitter und Facebook hilfreich, auch auf Xing findet man dazu viel. Ansonsten lasse ich mich auch gerne auf Pinterest inspirieren, Unternehmen posten dort beispielsweise oft spannende Charts. Zudem gibt es gute US-Blogs zu speziellen Themenbereichen, die ich regelmäßig durchforste.
5. Was ist Dein Trick, um ruhig Blut vor dem Redaktionsschluss zu bewahren?
Im Idealfall hat man natürlich gut vorgearbeitet und alle Artikel fertig, sodass es keinen Grund gibt nervös zu werden. Ansonsten einfach nochmal viel Kaffee und schnell in die Tasten hauen.
6. Wie schaltest Du vom Job ab, oder denkst Du rund um die Uhr an die Headline von morgen?
Manchmal ist es tatsächlich schwer abzuschalten, vor allem wenn wichtige Events anstehen. Aber grundsätzlich bekomme ich beim Sport, mit Freunden und Familie oder in der Natur gut den Kopf frei.
7. Wenn wir hier mal den besten Fachartikel küren würden: Welchen Deiner Berichte würdest Du einreichen? Und warum?
Schwierige Frage, da kann ich keinen Speziellen nennen. Ich führe gerne Interviews, da ergeben sich dann oft – für mich – schöne und interessante Artikel, ansonsten schreibe ich gerne über Social-Media- und Online-Marketing-Themen, weil ich die Entwicklung hier sehr spannend finde.
8. Was machst Du in fünf Jahren?
Hoffentlich immer noch mit viel Spaß an der Sache für den Print- und/oder Online-Kanal schreiben und Themen recherchieren, die mich auch privat interessieren.
Über Susanne Gillner:
Susanne Gillner (Jahrgang 1987) studierte Germanistik und Anglistik an der Universität Augsburg. Nach Ihrem Magister-Abschluss 2011 sammelte sie journalistische Erfahrungen bei der Zeitschrift Telecom Handel. Seit 2014 ist sie festes Mitglied der Online-Redaktion der INTERNET WORLD Business, wo sie bereits ein zweijähriges Volontariat absolvierte.
Susanne Gillner auf Xing, LinkedIn, Twitter und Google+