Wie sieht der Journalismus von morgen aus? Was müssen Journalisten heute schon können? Und wie werden sie sich künftig finanzieren? Als Verlagsangestellte oder Self-Publisher, als Social Editor, Blogger oder Investigativreporter? Es passiert gerade ziemlich viel in der Medienwelt und der Kurs ist noch nicht ganz ausgelotet. Neudeutsch heißt das: Der Journalismus durchläuft gerade eine disruptive Phase. Wie die verläuft, wissen wir auch nicht. Aber wer die Medien in Zukunft gestalten wird, das wissen wir aber schon jetzt. Deshalb stellen wir Euch/Ihnen in unserer Reihe „Junge Journalisten“ Redakteure, Reporter, Blogger und Publizisten unter 33 vor, die die Branche kennen und lesen sollte. Heute im Gespräch: Ingo Rentz, Redakteur bei der Horizont.
Seit wann steht für Sie der Berufswunsch Journalist fest? Was gab den Ausschlag?
Schon seit dem Gymnasium. Ausschlaggebend war wohl, dass ich schon immer gerne geschrieben und ausprobiert habe, was mit Sprache möglich ist.
Ist Ihr Arbeitsalltag wie Sie ihn sich vorgestellt hatten, oder gab es im positiven wie negativen Sinne Überraschungen?
Ich schätze es sehr, wie viel Raum ich für eigene Kreativität bekomme. Allerdings kann der Job auch manchmal ganz schon hektisch werden. Aber im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden.
Was war Ihr skurrilstes Erlebnis bisher in Ihrer Berufslaufbahn?
Ich wurde von einem Unternehmen proaktiv angefragt, ob ich ihren Entertainment-Chef interviewen möchte. Nachdem ich zugesagt hatte wurde ich gefragt, was für ein Medium wir seien und worüber wir schreiben.
Inwieweit nutzen Sie das Social Web für Themen-Recherche und -Inspiration?
An Social Media sollte heutzutage kein Journalist mehr vorbeikommen. Ich habe Facebook, Twitter, Xing und Instagram permanent im Blick. Wichtig ist hierbei, das Wichtige vom Unwichtigen trennen zu können. Hierin sehe ich die Hauptaufgabe von Journalisten.
Blogger werfen (bewusst) viele der althergebrachten Regeln über den Haufen. Sie schreiben viel subjektiver, kommentierender. Wie wird das den klassischen Fachjournalismus Ihrer Meinung nach verändern?
Auch zu unserer Herangehensweise gehört es dazu, meinungsstark zu schreiben und unsere eigene Sicht der Dinge kundzutun. Aber Blogger sind für klassische Medien wahrscheinlich noch die geringste Herausforderung. Wie sich das eigene Geschäftsmodell mit den verlegerischen Initiativen von Facebook oder Snapchat in Einklang bringen lässt, ist meiner Ansicht nach die wesentlich drängendere Frage.
Ein Artikel über Sie: Welche Überschrift müsste der haben?
Mein Kollege Tim sagt: „Legende“ 😛
Was ist Ihr Trick, um ruhig Blut vor dem Redaktionsschluss zu bewahren?
Online gibt es keinen Redaktionsschluss 🙂 Aber wenn ich mal was für unser Heft mache heißt die Regel: Vertrauen in mich selbst und meine Kollegen haben.
Wie schalten Sie vom Job ab, oder denken Sie rund um die Uhr an die Headline von morgen?
Im Smartphone-Zeitalter abzuschalten, ist beinahe unmöglich. Ich muss zugeben, dass mir das seltener gelingt, als ich es mir vornehme.
Wenn wir hier mal den besten Fachartikel küren würden: Welchen Ihrer Berichte würden Sie einreichen? Und warum?
Au weia, das möchte ich nicht selbst beurteilen. Ich bin recht selbstkritisch und bin selten wirklich zufrieden mit meinen Texten 🙂
Kein Mensch ist perfekt. Welchen Ratschlag wollten Sie Ihrem Chefredakteur immer schon mal geben?
So etwas wird im persönlichen Gespräch geklärt 😉
Was machen Sie in fünf Jahren?
Da bin ich hoffentlich immer noch Journalist und beherrsche das traditionelle Handwerk, kann aber wesentlich besser mit Daten, Code und Algorithmen umgehen.
Über Ingo Rentz:
Ingo Rentz (Jahr 1982) studierte Geschichte und Germanistik in Tübingen und Freiburg. Erste journalistische Erfahrungen sammelte er als freier Mitarbeiter bei der Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung und Badischen Zeitung sowie als Praktikant in den Pressestellen von Daimer und der Universität Freiburg. 2011 zog ihn ein Volontariat bei der Horizont nach Frankfurt am Main. Dort schreibt er seit Mai 2013 als fester Redakteur für den Onlineauftritt des Fachmagazins.
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