Dass wohl einige Gesichter, Autokennzeichen und Häuser, deren Bewohner einen Antrag auf Unkenntlichmachung gestellt hatten, nicht verpixelt sein würden, hatte Google schon Tage vor dem gestrigen Start verkündet und sich dabei in weiser Voraussicht auch gleich schon mal entschuldigt.
Um der Flut von Beschwerden, welche über die Konzern-Website gemeldet werden können, Herr zu werden, stehen mehr als 100 Mitarbeiter seit Donnerstagmorgen bereit. Allerdings kann es dann noch einige Stunden und Tage bis zur Unkenntlichmachung der Bilder dauern.
Die Zeit nutzen wir einfach für eine kurze Dokumentation der wohl bisher skurrilsten Fälle an Google Street-View-Pannen.
Für den Hauptdarsteller des wohl seit gestern bekanntesten Falls kommt diese Möglichkeit des Pixelns sicher zu spät. Google Street View nahm Bilder eines Bordells auf, vor dessen Fassade ein scheinbar interessierter Kunde sich mit den Damen des Hauses angeregt unterhält. Wenig später ist er mit gezückter Brieftasche im Eingang des Hauses verschwunden. Das Fatale:
Während die scheinbaren „Freudendamen“ ordnungsgemäß verpixelt wurden, ist das Gesicht des Mannes deutlich zu erkennen. Bis Google die Bilder bearbeitet hatte, gingen diese allerdings schon durch das Web.
Im Gegensatz dazu, dürften die Mitarbeiter des Google-Büros in München recht enttäuscht über die Verpixelung ihres Gebäudes gewesen sein. Denn ausgerechnet einer der wenigen privaten Mieter im Haus wollte sich seine Privatsphäre nicht nehmen lassen und ließ damit auch den Bürotrakt in der Dienerstr. 12 im weißen Nebel erscheinen.
Für Geschmunzel und Furore sorgten zudem Bilder von dreibeinigen Passanten, einem, durch eine Hochzeitskutsche herbeigeführten, Stau auf einer Schnellstraße oder einer „Monsterzange“, die auf zahlreichen Aufnahmen aus dem Himmel zu kommen scheint. Letzteres wurde schnell als Überbleibsel von Reperaturarbeiten am Kameramast enttarnt. Die Zange blieb dabei ausgerechnet auf dem Objektiv der Kamera liegen.
Geschockt waren dagegen die Bewohner einer beschaulichen Straße in der mittelenglischen Stadt Worcester, als sie ihr Viertel bei Google Street View begutachteten. Am Straßenrand liegt, vollkommen reglos, ein Mädchen auf dem Bürgersteig. Das Gesicht nach unten, die Schuhe neben den Füßen. Doch Google wurde nicht gar Zeuge eines Gewaltverbrechens, sondern eines harmlosen Kinderscherzes. Wie sie später -quicklebendig wohlgemerkt- der Presse mitteilte, spielte sie an diesem Tag statt „Vater, Mutter, Kind“ einfach lieber „tot“.
Die Suche nach Pannen und Lachern der deutschen Street View-Aufnahmen scheint damit eröffnet, wir dürfen uns auf neue skurrile Bilder in den kommenden Tagen sicherlich freuen.
Patricia Langen