Wie sieht der Journalismus von morgen aus? Was müssen Journalisten heute schon können? Und wie werden sie sich künftig finanzieren? Es passiert gerade ziemlich viel in der Medienwelt. Welche Richtung dies nimmt, weiß keiner so genau. Und trotzdem: Junge, talentierte Schreiber zieht es weiterhin in den Journalismus. Wir stellen sie  in unserer Reihe Junge Journalisten vor:  Redakteure, Reporter, Blogger und Publizisten unter 33, die sich schwerpunktmäßig vor allem mit der Online-Branche beschäftigen. Heute im Gespräch: Giuseppe Rondinella, Volontär in der Redaktion von HORIZONT.

Giuseppe-Rondinella
Redakteur Giuseppe Rondinella, Quelle: HORIZONT

1.  Seit wann steht für Dich der Berufswunsch Journalist fest? Was gab den Ausschlag?
Ich habe während des Abiturs bemerkt, dass ich gerne mit der deutschen Sprache spiele, mit Wörtern jongliere und an Formulierungen feile. Daraufhin habe ich Publizistik studiert. Der Weg in den Journalismus war dann nicht mehr weit.
 2. Ist Dein Arbeitsalltag wie Du ihn Dir vorgestellt hattest, oder gab es im positiven wie negativen Sinne Überraschungen?
Mein Arbeitsalltag ist tatsächlich so, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Wenn man vor, während oder nach dem Studium zahlreiche Praktika absolviert (Stichwort: Generation Praktikum), kann man ziemlich gut abschätzen, was später auf einen zukommt. Deshalb kann ich nicht von Überraschungen sprechen.
3. Was war Dein skurrilstes Erlebnis bisher in Deiner Berufslaufbahn?
Das war während meiner Zeit als freier Lokaljournalist. Ich war für ein Interview mit einem Vereinsvorsitzenden verabredet. Der erschien zwar pünktlich am vereinbarten Ort, war aber stark alkoholisiert. Das Interview musste verschoben werden. Ich hab’s mit Humor genommen.
4. Inwieweit nutzt Du das Social Web für Themen-Recherche und -Inspiration?
Ich nutze eigentlich fast alles, was nicht bei 3 wieder aus dem App-Store gelöscht wurde. Die wichtigsten Recherche-Plattformen für mich sind ganz klar Twitter, Facebook und Xing. Ich schreibe über die Marketing-, Medien- und Agenturenbranche – und die tummelt sich dort nun mal.

Journalisten brauchen eine klare Haltung

5. Blogger werfen (bewusst) viele der althergebrachten Regeln über den Haufen. Sie schreiben viel subjektiver, kommentierender. Wie wird das den klassischen Fachjournalismus Deiner Meinung nach verändern?
Diese Veränderung hat längst begonnen. Journalismus im Allgemeinen wird subjektiver, kommentierender. Das muss nicht unbedingt etwas schlechtes sein. In Zeiten der Informationsüberflutung im Internet fordern einige Leser bzw. Zuschauer genau das: eine klare Haltung des Journalisten. Nicht umsonst ist Anja Reschke vor kurzem für ihren berühmten Tagesthemen-Kommentar zur Journalistin des Jahres gewählt worden. Weil sie eine klare Haltung zeigte.
6. Ein Artikel über Dich: Welche Überschrift müsste der haben?
Irgendwas mit „Katze“, „Putin“ und „Ronaldo“ – damit der Artikel auch häufig geklickt wird.
7. Was ist Dein Trick, um ruhig Blut vor dem Redaktionsschluss zu bewahren?
Meine Lehrerin sagte mir einst, ich würde unter Druck die besten Arbeiten abgeben. Sie hat Recht. Insofern fiebere ich dem Redaktionsschluss immer entgegen.
8. Wie schaltest Du vom Job ab, oder denkst Du rund um die Uhr an die Headline von morgen?
An die Headline nicht, aber wenn man rund um die Uhr bei Facebook oder Twitter abhängt, stößt man immer wieder auf interessante Themen, die nicht selten auch zu Artikeln verarbeitet werden. Um wirklich abschalten zu können, muss ich eines tun: abschalten – und zwar Smartphone, Laptop und Fernseher.
9. Wenn wir hier mal den besten Fachartikel küren würden: Welchen Deiner Berichte würdest Du einreichen? Und warum?
Das ist echt nicht einfach. Angesichts der Vielzahl von Texten, die ich geschrieben habe, ist der Überblick mittlerweile verloren gegangen. Aber die sind natürlich alle Pulitzer-Preis-verdächtig.
10. Kein Mensch ist perfekt. Welchen Ratschlag wolltest Du Deinem Chefredakteur immer schon mal geben?
Sollte ich mal einen Ratschlag haben, werde ich ihn im privaten Gespräch äußern.
11.Was machst Du in fünf Jahren?
Atmen. Alles andere wird sich ergeben.