„Ich bin bis einschließlich 27. August  nicht in der Agentur.
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Krüger“
Diese hoch emotionale Antwort bekommen derzeit alle, die unserem Geschäftsführer Stefan Krüger eine Mail schreiben. Nicht nur Stefan ist in Urlaub. Wir befinden uns gerade mitten in der Abwesenheitsnotiz-Hochsaison und man hat als Mail-Verfasser das Gefühl, der einzige Mensch weit und breit zu sein, der seine Tage vor dem Computer fristen muss. Beinahe jede gründlich durchdachte, strategisch wertvoll aufgebaute Mail, wird mit einer automatischen Antwort gekontert – nicht selten mit dem Zusatz „ggf. komme ich nach meiner Rückkehr auf Sie zu“. Und man munkelt, es gäbe auch Menschen, die kategorisch alle Nachrichten löschen, die sie während ihrer Abwesenheit erreichen. Manche geben sogar offen zu, keine einzige davon zu lesen! Na, das sind ja glänzende Aussichten!
Während die Daheimgebliebenen sich also in ihrem Fernweh, das sich mit jeder empfangenen Abwesenheitsnotiz ins Unermessliche steigert, suhlen, lacht sich so manch ein urlaubender Absender ins cocktailbestückte Fäustchen: Schmort doch vor eurem PC, ihr Nervensägen!

Quelle: Pinterest

Ein bisschen was zu Lachen, gibt es aber auch für diejenigen, die bei den hohen Temperaturen nicht im Pool, sondern am Schreibtisch sitzen, denn einige Abwesenheitsnotizen haben es in sich. Es folgt nun eine kurze Typologie:
Ab ǀ  we ǀ sen ǀ heits ǀ no ǀ tiz, die; [aus d. neuarbeitsdeutschen]; (Plur. Abwesenheitsnotizen) beschreibt die meist unter Urlaubsvorfreude eingestellte Nachricht, die Verfasser von elektronischer Post in Kenntnis setzen soll, dass der oder die Angesprochene die Nachricht in einem bestimmten Zeitraum nicht lesen wird und gerade mit wesentlich Besserem beschäftigt ist.
So ähnlich könnte ein Lexikon-Eintrag für die Abwesenheitsnotiz klingen. Zu beachten ist dabei außerdem, dass die automatische Nachricht einige Hindernisse in den Weg legt und viel über deren Absender aussagt:

  1. Melden Sie sich gerne wieder bei mir … in einem Jahr

Hat nicht jeder schon einmal eine Abwesenheitsnotiz bekommen, die einen – rein physikalisch gesehen – vor eine Raum-Zeit-Herausforderung gestellt hat? Da wird aus dem Jahr 2017 gerne mal 2016 – beam me up, Scotty – oder man erhält am 22.08. die Nachricht, die betreffende Person sei bis einschließlich Juli im Urlaub … Das muss ja dann eher eine Weltreise sein. Wahrscheinlicher ist aber eher der Fall, dass derjenige vergessen hat, die Abwesenheitsnotiz einfach wieder auszuschalten. Shit happens! 🙂

  1. Schrödingers E-Mail

Wohl so ziemlich jeder, der einmal Big Bang-Theorie gesehen hat, kennt Schrödingers Katze. Selbiges Prinzip kann man auch auf Bankkonten („So lange ich mir keinen Kontoauszug hole, ist mein Konto auch nicht leer“) anwenden – oder eben auch bei Abwesenheitsnotizen und zwar nach dem Motto: „Ich bin zwar EIGENTLICH nicht da, aber ab und zu schaue ich in meine Mails – nur um sicher zu gehen.“ Da stellt sich die Frage: Ist der Abwesenheitsnotizler nun erreichbar oder nicht?

  1. Den Ersatzansprechpartner erreichen Sie mit Passierschein A38

Wer liebt sie nicht, die Passierschein A38-Szene aus „Asterix erobert Rom“? Genau wie die beiden Comic-Helden „im Haus, das verrückt macht“, kommt man sich auch manchmal vor, wenn man versucht einen anderen, vertretenden Ansprechpartner zu finden, nachdem man eine Abwesenheitsnotiz erhalten hat. Das passiert nämlich immer genau dann, wenn Absender A, Ansprechpartner B in der Mail als Ersatz nennt und dann ausgerechnet Ansprechpartner B den Absender A als Urlaubsvertretung für denselben Zeitraum angibt. Die Verwirrung ist ihrem Höhenpunkt und man fragt sich, ganz wie Obelix: „Wer soll sich denn da zurechtfinden?“.

  1. Her Majesty Elizabeth the Second, by the Grace of God, of the United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland and of her other realms and territories Queen, Head of the Commonwealth, Defender of the Faith – oder 3. Person Singular

Wie man in seiner Abwesenheitsnotiz ebenfalls heraussticht? Wenn man sich mal ganz blaublütig gibt und kein flapsiges „ich“ benutzt – das kann ja schließlich jeder –, sondern einfach mal in der dritten Person von sich spricht: „Wir sind nicht da!“. Ganz unvermittelt zieht so ein Hauch von Glamour auf, der einen bleibenden Eindruck hinterlässt.

  1. Der mehrsprachige Abwesenheitsnotizler von Welt

Ehrfürchtig blicken wir mit unseren hauptsächlich nationalen Kunden und Kontakten auf die Personen, deren zwei- oder fünf(!)sprachige Abwesenheitsnotizen uns erreichen. Mensch, denken wir uns, E-Mail-Verkehr mit der ganzen Welt müsste man haben. Dann könnte man auch endlich mal ein schönes „Dear all“ in die Nachricht schreiben.

  1. FNK – Freie Nachrichten Kultur

Jeder hat ja so seine eigenen Gründe für die Abwesenheitsnotiz: Manche urlauben auf Balkonien, am Strand von Bali, auf einem norwegischen Postschiff oder nutzen die freie Zeit für Praktisches, Umzüge oder Renovierungsarbeiten am Haus. Einige ziehen dann sogar blank und lassen auch die Mail-Absender an ihren Urlaubsfreuden teilhaben. Manche bitten den Leser sogar um mentale Unterstützung beim Angeln an der Nordsee (Ein paar Flundern wären nett) oder hoffen auf gute Wellen in Portugal. Man stellt sich das Gegenüber prompt in Watthosen und Gummistiefeln oder im hautengem Neoprenanzug vor – ob man will oder nicht. Einen Vorteil hat die FNK-Notiz: Man sammelt die unterschiedlichsten Urlaubsideen – ganz ohne Mérian, National Geographic und Co.
Hat man all diese Punkte gelesen, kommt man zu dem Schluss, dass Stefans Abwesenheitsnotiz ein gelungenes Meisterwerk ist – nicht zu viel, nicht zu wenig, auf den Punkt – die wortgewordene Essenz eines langjährigen Journalistenlebens. Oder das kleine Schwarze unter den Abwesenheitsnotizen. In diesem Sinne, wünschen wir: schöne Ferien, viel Freude und Entspannung und möge Sie Muse bei der nächsten Abwesenheitsnotiz küssen!