Dass die niederländische Fluggesellschaft KLM Vorreiter in Sachen Social Media ist, haben sie schon oft bewiesen (siehe Blogeintrag Mai). Dass auch ihre Kundenbetreuung via Facebook und Twitter hilfreich und schnell, aber auch individuell ist, demonstrierte KLM nun mit einer neuen Social-Idee, bei der es wahrlich menschelt: 140 Angestellte der Fluggesellschaft beantworteten Fragen von Facebook-Fans und Twitter-Followern persönlich – als lebendes Alphabet. Dabei ordnete sich die Belegschaft (ja, es sollen keine angeheuerten Studenten gewesen sein!) mit übergroßen Buchstaben entsprechend an und reagierte auf die gestellte Frage in Minutenschnelle. Und das Ganze war auch noch live zu verfolgen!



 

Die einmalige "Live Reply"-Aktion fand großen Anklang. Doch wir waren nicht die einzigen, die sich fragten, ob die Interaktionen wirklich echt oder doch computeranimiert sind. Ein skeptischer Follower sprach KLM direkt an – und bekam eine Antwort auf sehr sympathische Art und Weise: Die Mitarbeiter formten einen Satz, in dem absichtlich ein Rechtschreibfehler eingebaut war, der dann live korrigiert wurde (als Beweis, dass reale Personen unter den Schildern steckten) .

Das Spektakel hat über 1500 Leuten auf der KLM-Facebook-Seite gefallen, mehr als 200 Fragen wollten die Fans von dem lebenden Alphabet beantwortet haben. Dass dabei auch Außergewöhnliches gefordert wird, zeigt die Anfrage von "stevenv", der wissen wollte, ob die KLM-Crew denn auch tanzen könnte. Hier die Antwort:


 

Laut KLM wird auch außerhalb der Live Reply-Aktion jede Anfrage persönlich innerhalb kürzester Zeit bearbeitet – zwar ohne lebendes Alphabet, aber trotzdem schnell. Die deutsche Facebook-Seite des Unternehmens bestätigt dies: Ob Beschwerden, Schwierigkeiten oder reine Informationen, die KLM-Mitarbeiter haben bislang jeden Post innerhalb eines Tages beantwortet.

Wir finden die Live Reply-Aktion sehr amüsant und sind schon gespannt, was sich KLM als nächstes einfallen lässt! (Kristin Kellermann)

In einem gut funktionierenden Betrieb darf auch mal gestritten werden. Besonders, wenn es um Sinn und Unsinn der neuen Facebook-Timeline geht. Und damit die restlichen Kollegen nicht bei der Arbeit gestört werden, machen Christian Faltin und Myrjam Ansorge das lieber mal per Mail. Denn was Facebook angeht sind beide zwar auf einer Wellenlänge, aber eben nicht immer einer Meinung…

Leiste

Von: Christian Faltin
Gesendet: Dienstag, 11. Oktober 2011 12:08
An: Myrjam Ansorge
Betreff: Unser Facebook-Streit

Der Anfang:

Um es kurz zu machen: Ich bin dagegen. Nicht immer, aber diesmal. Zumindest, wenn es um das neue Timeline-Design von Facebook geht.

Zu kleinteilig, lauter kleine Infoblöcke und ein Bild als zentraler Blickfang, das zwar schön steht, aber auf Dauer langweilt. Wahrscheinlich bin ich für das Augenpulver zu alt.

 

MA: Ich kann mich nicht beklagen. Wurde doch Zeit, dass mal was Neues kommt! Endlich: Alle Unwegsamkeiten der vergangenen Jahre auf nur einem Zeitstrahl! Ganz bequem kann endlich nachgeklickt werden, wo ich eigentlich im Oktober letzten Jahres so unterwegs war, welche Musikvideos mir zu der Zeit gefielen, mit wem ich am Wiesn-Tisch saß und – ganz wichtig – was man damals so auf dem Frühstücksteller hatte. Mühseliges Tagebuch schreiben wird damit überflüssig. Einfach ganz entspannt durch Facebook blättern. Spart auch Papier und schützt die Umwelt. Und wem es zu unübersichtlich ist mit der Timeline, der kann ja immer noch im Activity Log-Modus nachschauen.

 

CF: Will ich Facebook wirklich als Tagebuch nutzen? Ne! Ich poste in Facebook sowieso nur völlig unbedenkliche Dinge, die ich jedermann – auch dem Verfassungsschutz – jederzeit offenlegen würde. Weil: Bei Facebook habe ich zu 99 Prozent berufliche Kontakte, also eher Bekannte unterschiedlicher Nähegrade.  Meine realen Freunde sind in einer Altersgruppe, in der man sich noch anruft, trifft oder anderweitig kommuniziert (Mail). Über Facebook kommuniziere ich privat höchstens mit meinem Nachwuchs oder meinen Neffen und Nichten. Oder hinterlasse mal einen Post bei anderen Bekannten und jobaffinen Seiten. Was soll denn jetzt bei Facebook bitteschön besser sein als vorher? Der Mensch ist doch ein Gewohnheitstier, der hat es nicht gerne, wenn sich alle Halbjahre die Nutzer-Oberfläche massiv ändert.   

 

MA: „Der Veränderung die Tür verschließen, hieße das Leben selber aussperren.“, sagte schon der alte Walt Whitman. OK, zugegeben: Vielleicht ein bisschen hoch gegriffen. Aber mal ehrlich: Hätten sich auch die Kommunikationsmittel – dazu gehören auch die Netzwerke mit ihren neuen Funktionen und Nutzeroberflächen – nicht ständig verändert und weiterentwickelt, dann würden wir heute unseren Freunden noch aufwändige Mails tippen. Auch hätten sich viele Möglichkeiten, Kontakte, Gespräche, Treffen etc. nie ergeben. Und geht nicht bei jeder Neuerung das gleiche Theater los? Stichwort E-Mail. Damals hörte man auch oft „Brauch ich nicht. Wenn ich was von jemandem will, dann ruf ich an“. Wer wie wann und wo Facebook nutzt – beruflich, privat oder als Alter-Ego – das bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Und was den Verfassungsschutz angeht: Der hat ja ohnehin seinen Trojaner…

 

CF: Wer, bitte schön, ist Walter Whitman? Aber gut. Weißt doch, ich bin ja nicht grundsätzlich gegen alle Neuerungen. Aber muss es wirklich in so schneller Abfolge sein? Immer dann, wenn ich mir mühsam die neueste Office-Version zu 10 Prozent erschlossen habe, kommt eine neue. Jetzt treib ich mich auf Facebook, Twitter, Google +, Xing und LinkedIn rum und investiere viel zu viel Zeit in meine Social-Kanäle. Das muss sich ändern! Also bitte kurz und knapp ein paar Gründe, warum das neue Facebook wirklich Sinn macht. Merci!


MA: Ich finde nicht unbedingt, dass es sich ändern muss. Wahrscheinlich liegt das vor allem daran, dass ich mich hauptsächlich auf Facebook beschränke. Ob etwas Sinn macht oder nicht liegt meiner Meinung nach im Auge des Users. Ich mag das neue Facebook. Vor allem, weil es endlich einfacher geworden ist Inhalte zu verwalten: Anstelle mühselig durch den kompletten Stream zu scrollen kann ich jetzt meine gesammelten Bilder, Posts und was eben sonst noch die letzten Jahre angefallen ist, schön gemütlich mit ein paar Klicks vom Activity-Log aus verwalten. Außerdem finde ich die Gesamtdarstellung angenehmer: Anstatt fünf zusammengestückelte Fotos zu haben beschränkt es sich jetzt auf ein großflächiges Cover-Bild hinter dem Portrait. Gefällt mir.

Gut ein Jahr ist inzwischen vergangen, seit wir das erste Mal das Ranking der Kommunikations- und Marketing-Fachmedien durchgeführt haben. Was hat sich seitdem verändert? Bei uns zum Beispiel die Erhebungsmethode. Bislang haben wir die Facebook- und die Twitter-Präsenz sowie die Website-Visits der Marketing- und Kommunikationsfachmedien untersucht. Neu aufgenommen haben wir diesmal die Rubrik Apps, deren Punktevergabe auf Grund des Prinzips „Vorhanden oder Nicht-Vorhanden“ erfolgt ist. Und vielleicht beziehen wir künftig auch noch die Abonnentenzahlen der eMail-Newsletter ein.

Interessanter als die Reihenfolge der Medien, die seit Anfang der Erhebung relativ konstant bleibt, ist für uns die Entwicklung der neuen digitalen Kanäle. 

 

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Nach wie vor führt w&v unverändert vor Meedia sowie kress und Horizont, eigentlich dialogorientierte Medien wie acquisa und OnetoOne sind im Web keine Macht.

Von Social Media-Müdigkeit ist bei den meisten der untersuchten Kommunikations-Fachmedien wenig zu spüren.So lässt sich ein stetiger Zuwachs an Facebook-Fans und Twitter-Followern erkennen. Teilweise übersteigt die digitale Fan- oder Followerschar bereits die Zahl der verkauften Printexemplare. Den größten Anstieg seit August 2010 verzeichneten bei Facebook Meedia und die Absatzwirtschaft, deren Fanzahlen um mehr als das 6-fache angestiegen sind. Auch bei Twitter ist die Zahl der Follower von Meedia am meisten angewachsen. (Kristin Kellermann)

Hh_wg2
Mit diesem Slogan wirbt die Hamburger Marketing GmbH für ihre neueste Idee: Vier junge Talente sollen ab September für ein Jahr in die „wahrscheinlich schönste WG der Welt“, also nach Hamburg, einziehen. Welches Talent man hat, spielt dabei keine Rolle.

Per Online-Casting kann man sich um einen der begehrten Plätze bemühen. Doch Achtung: Einsendeschluss ist heute, der 8. August. Wer also dabei sein möchte, sollte schnellstens ein aussagekräftiges Video über sich drehen, dieses bei YouTube hochladen und das Bewerbungsformular auf www.hh-wg.de ausfüllen, um dann sein eigenes Video so gut wie möglich zu promoten. Ob bei Facebook, Twitter oder an der Pinnwand der Uni: Vollkommen egal, Hauptsache das Video bekommt mehr als 100 Votes. Wer diese Hürden gemeistert hat, wird nach Einsendung seiner Zeugnisse und Qualifikationen von einer Jury genauestens unter die Lupe genommen. Wer dann noch die Interview-Session via Skype besteht und nochmals kräftig für sein Video wirbt, hat gute Chancen auf einen WG-Platz.

Den Siegern des Wettbewerbs winkt nicht nur mietfreies Wohnen in einer schicken Unterkunft, sondern auch die Unterstützung beim Start in die Hamburger Netzwerke sowie die Aussicht auf ein attraktives Jobangebot eines der namhaften Partnerunternehmen, wie beispielsweise OTTO, der Sparda-Bank oder Radio Hamburg.

Umgesetzt wird das Projekt durch die Revolutions Advertising GmbH. Was kann man erwarten, wenn eine Stadt so eine Aktion im Social Web durchführt? Den Trailer zur Aktion, der seit Mitte Mai auf YouTube zu sehen ist, haben inzwischen fast 9.000 Personen geklickt, bei Facebook hat #hh_wg  über siebentausend Likes, auf Twitter jedoch nur 161 Follower. Für die Millionen-Metropole eine nicht unbedingt hohe Beteiligungsrate. Vielleicht liegt das auch daran, dass sich die neuen Bewohner der WG mit der Teilnahme verpflichten, regelmäßig bei Facebook, Twitter und Co über ihr neues Leben in der Hansemetropole zu berichten. Oder auch nur daran, dass viele Nutzer des Social Web zunehmend beteiligungsmüde werden. Schließlich konnte man schon vor zwei Jahren bestens bezahlt das Great Barrier Riff erkunden.

(Kristin Kellermann)

Wer den demographischen Wandel mit einem Dönerspieß vergleicht, um den zunehmenden Personalmangel zu erklären, neigt entweder zur Extravaganz oder heißt Bernd Schmitz. Der Mann, dem Namensvetter Bernd das Brot nach eigenen Angaben den Google-Thron schuldet, hat in den letzten sieben Jahren die HR-Marketingaktivitäten der Bayer AG kräftig umgekrempelt. Beim Social Media Club in München begeisterte er mit einem praxisnahen Vortrag über Employer Branding.

Konkret sieht das dann so aus:

8.000 selbsternannte Wissenschaftler arbeiten insgesamt 36.000 Stunden beim virtuellen Bayer-Konzern in Fliplife und erleben dabei Unternehmenskultur und Produkte hautnah. Wer sich ins Gespräch bringen will, muss kreativ sein – so die Kernthese von Schmitz. Doch wie lockt man genügend User auf die eigenen Seiten? Mit einer direkten Freundschaftsanfrage auf Facebook bei der Zielgruppe mit der Tür ins Haus zufallen, ist jedenfalls keine gute Idee.

Den Schlüssel zum Erfolg halten die Unternehmen bereits in der Hand: ihre Mitarbeiter. Diese verbreiten ihre Erlebnisse und Gefühle im digitalen Freundeskreis und tragen so als Multiplikator wesentlich zum Image des Unternehmens bei. Schmitz rät: Lassen Sie Ihre Mitarbeiter für das Unternehmen sprechen und erlauben Sie Ihnen die Social Media Nutzung während der Arbeitszeit. Und wer weiß, vielleicht lautet der nächste Post dann: Max Mustermann gefällt Bayer. Max Mustermann hat seinen Arbeitgeber geändert.

(Stefanie Promm)

Zugegeben, die Idee ist nicht mehr neu, aber immer noch erregt sie Aufsehen im Social Web: Bekannte Marken bedanken sich bei ihren Facebook-Fans für die Treue und Unterstützung, indem sie deren Namen auf ihren Produkten verewigen. So geschehen Ende 2010 bei Porsche. Als der deutsche Autohersteller die magische Fan-Grenze von einer Million geknackt hatte (mittlerweile sind es über 1.5 Millionen Fans), ließ er ein individuelles Fahrzeug mit über 27.000 Fan-Namen bekleben. Seit März 2011 kann man – egal ob Facebook-Fan oder nicht – den Porsche 911 GT3 R Hybrid im Porsche-Museum in Stuttgart bestaunen.

Porsche

 

Eine andere Marke, die ihre Facebook-Fans mit einer Sonderedition lockt: Nivea in der Schweiz. Der Kosmetik-Hersteller bringt demnächst eine besondere Crème-Dose auf den Markt. Noch bis zum 8. Mai 2011 kann man Fan werden und am Wettbewerb um einen der 500 Plätze auf der blauen Dose teilnehmen. Wer es mit seinem Namen auf das Crème-Töpfchen schafft, erhält ein kostenloses Exemplar als Andenken. Auch wenn's die Schweizer diesmal nicht erfunden haben, ein Ansporn sollte das sein!

Nivea2

(Susanne Hertenberger)

Wenn Firmen sich auf Facebook wagen, kommt an die Dienstleister und Berater relativ schnell die Frage nach den Fanzahlen. Wie schnell schaffe ich es, eine relevante Gemeinde auf meiner Firmen-Fanpage zu versammeln? Eine branchen und firmenübergreifend gültige Antwort zu geben, fällt leider sehr schwer. Was für Kunden im Erstkontakt meist unbefriedigend ist. Auch deshalb haben wir mal unter die Lupe genommen, wie schnell es Burger King, eine nicht ganz unbekannten Marke, zu über 40.000 Fans geschafft hat. 

Seit gestern, Dienstag, dem 12. April, läuft der Herd heiß beim Facebook-Auftritt der Bulettenkönige. Der Ansatz der betreuenden Agenturkollegen von Interone war dabei nicht wirklich innovativ: Wenn nix mehr geht, ein Gewinnspiel geht immer. Also verschenkt Burger King Deutschland seit gestern 50.000 Whopper an jene Nutzer, die erst Fan der Page werden und sich dann einen Gutschein ausdrucken.

Burger-gutschein

Der Wert eines Fans = 1 Whopper!

Die Kollegen von allFacebook.de haben sich dazu auch ein paar Gedanken gemacht und eine Grafik zum Verlauf der Aktion geliefert. Leider wird daraus die Dynamik einer solchen Aktion über den Tag hinweg nicht ganz deutlich. Deshalb hier ein paar Zahlen, die wir zu bestimmten Stichzeiten ermittelt haben:

12.April

10:00 = 6.700 Fans

14:00 = 14.950

16:00 = 18.400

18:30 = 23.000

13. April

9:00 = 30.800 Fans

11:00 = 31.900

13:40 = 33.800

17:00 = 40.000

14. April

8:00 = 46.000 Fans

15. April

8:00 = 54.900 Fans

Als Kritikaster könnte man jetzt einwerfen, dass Burger King mehr als zwei Tage braucht, um 50.000 Whopper zu verschenken. Wer selbst eine Facebook-Fanpage einer kleineren Marke betreut, wäre erfreut über diese Dynamik: 34.000 Fans in 31 Stunden. Wie viel User auf Facebook nach der Aktion bleiben und ob mehr als ein Prozent davon gelegentlich mit der Marke interagieren, werden wir zu einem späteren Zeitpunkt klären.

Die kritischen Themen auf der Pinnwand von Burger King freilich widmen sich zwei handwerklichen Ungereimtheiten der Aktion: Den Gratis-Whopper gibt es nur zwischen 2. und 4. Mai in "teilnehmenden" Restaurants. Na ja. Und scheinbar hatten viele User Probleme mit dem Ausdrucken des Gutscheins, was zu häufigem Frust führte. Vielleicht genehmigen sich die vielen neuen Gutscheinbesitzer ja Anfang Mai noch ein Cola zum Burger, dann stimmt die Rechnung wieder. Zu den 185.000 Fans von McDonalds Deutschland auf Facebook fehlen aber noch ein paar Gratis-King Boxen.   (Christian Faltin)

Nachtrag: Drei Tage nach dem Start der Aktion, am Freitag den 15.4.,  waren noch 11.300 Whopper übrig.So billig scheinen sich Fans doch nicht einkaufen zu lassen. Nachtrag 2: Rund einen Monat nach der Ende der Aktion verzeichnete die Fanpage gut 72.000 Fans. Ohne Aktion, also so gut wie kein Wachstum mehr.

Zur Wochenmitte ein kleines Ratespiel: Welche „Person des öffentlichen Lebens“ hat nach seinem Facebook-Beitritt am Dienstag bereits über 50.000 Fans und bei seinen sieben Posts eine „Gefällt mir“-Interaktionsquote von 26,8%? Keine Ahnung, wer dieses Social Media Wunder sein soll? Wir sagen’s euch: Es ist "Beast". Der Hund von Mark Zuckerberg und seiner Freundin Priscilla Chan. Seit knapp einem Tag kann man nun mitverfolgen, wenn der schneeweiße Welpe beim Tierarzt war oder einen Haufen gemacht hat. Neben vielen Fotos gibt es bereits ein Video mit dem Titel "Kampf mit dem Türstopper". Ob das wirklich jemanden interessiert? Momentan sehr viele. In den letzten fünf Stunden haben knapp 50 Leute aus aller Welt etwas an die Pinnwand des kleinen "Beasts" gepostet. Die einen finden ihn wahnsinnig süß, die anderen danken Zuckerberg für Facebook. Auch Freundschaften mit anderen Hunden wurden ihm vorgeschlagen – ja, es sind tatsächlich mehr Haustiere online als man denkt. Die Liebe zum Haustier macht also vor dem Internet lange nicht halt. Dies zeigen auch Fanseiten wie "VIVATier: Haustier Community" oder "Ich vermisse mein geliebtes Haustier" mit immerhin 101 Mitgliedern. Demnächst gehen wir vielleicht mit George dem Kamel auf Wüstensafari oder erkunden mit Nemo den Ozean.

 
Beast2

Wohin wird das führen? Ist Facebook ursprünglich nicht als Kommunikationsplattform zwischen Freunden gedacht gewesen? Beast kann als Person des öffentlichen Lebens keine Freundschaften schließen oder Nachrichten verschicken. Man kann lediglich auf "Gefällt mir" klicken und lesen, was Zuckerberg Neues postet. Als Auflockerung des Arbeitstages sicher gut geeignet, niedlich zum Anschauen ist der Welpe ja. Mit dem Einzug ins Hause Zuckerberg war eine Facebook-Karriere schon programmiert. Aber noch erkundet "Beast" erstmal die reale Welt.

Als "Bo", der Hund von US-President Barack Obama, ins Weiße Haus zog, konnten sich Tierheime und Züchter vor dem Ansturm kaum retten. Jeder wollte plötzlichen einen Hund haben. Vielleicht wird dank "Beast" auch einigen Hunden ein neues Zuhause gegeben, dann hätte die Seite auch im realen Leben einen Nutzen. (sm)

Vor einigen Tagen habe ich an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die Mitgliederzahl der Pro und Contra-Guttenberg-Fanseiten auf Facebook auf ausführlichstes Medieninteresse gestoßen ist. Umso interessanter war die Frage: Wie hoch ist die Conversion Rate in die reale Welt? Oder anders formuliert: Wie viele von den Menschen, die sich mit nur einem Klick zu den Guttenberg-Unterstützern zählen, gehen für ihr Idol auch wirklich auf die Straße?

Fachleute wie der Off-the-Record-Blogger Olaf Kolbrück tippten auf eine Conversion Rate von zwei bis drei Prozent.Ich persönlich war eher skeptischer. Nach weitgehend übereinstimmenden Medienberichten haben am Wochenende in Summe vielleicht gut 3000 Menschen für (und einige auch gegen) KTG demonstriert, davon gut 2000 in seiner Heimatgemeinde. Bei rund einer Million Fürsprecher (585.000, die zu Guttenberg zurück wollen, und 412.000, die "die Jagd auf ihn" ablehnen) eine eher bescheidene Quote von 0,3 Prozent.

Was könnten die Ursachen sein?

a) Es war Samstag und Fasching
b) Guttenbergs Fanklientel fehlt die Demoerfahrung
c) Gefällt mir-Klickstatements bei Facebook werden grundsätzlich überschätzt
d) Der Freiherr ist eher ein Medienthema, das in der Realität wenig Menschen bewegt
e) Flashmobs sind für Adlige nicht standesgemäß

"Die Liebe stößt auf Grenzen" vermeldet denn auch das Handelsblatt. Dem ist an dieser Stelle nichts mehr hinzuzufügen.

(Christian Faltin)

Wer die Stimmung der Bürger ermitteln will, gibt normalerweise Politbarometer oder sonstige repräsentative Bevölkerungsumfragen in Auftrag. Diese wandern dann durch alle Medien und werden von schlauen Kommentatoren analysiert und auf ihre Konsequenzen hin durchleuchtet. Durch die Causa Guttenberg entdecken die Medien derzeit ein neues Stimmungsbarometer und Voting-Tool: Facebook.

Kaum ein Artikel, keine Diskussionsrunde über den Zurückgetretenen ohne den Hinweis auf die jeweiligen Fanzahlen von Gegnern und Befürwortern. Da wird sogar der Gründer der Gruppe "Gegen die Jagd auf Karl Theodor zu Guttenberg" (393.000 Fans) ein Medienthema und ins ZDF zu Markus Lanz eingeladen. Und die Fanpage, die zu Guttenberg zurückhaben will, findet fast eine halbe Million Unterstützer (alle Zahlen von heute 9 Uhr). 

Facebook KT

Während das Pro-Lager seine Kräfte in zwei Fanpages bündelt, ist die Kontra-Seite eher in mehrere kleine Pages zersplittert. 10.860 finden "Guttenberg muss gehen", "Für die Jagd auf Karl-Theodor" sind 9300 und "Wir wollen Guttenberg nicht zurück" sagen 26.000 Facebooker. Bei der Fanpage der Studenten und Akademiker gegen KT haben sich 6.200 Personen versammelt.

Während also auf Facebook die Stimmung scheinbar Pro Guttenberg ist, zeigt eine Übersicht von Spiegel Online, dass die Online-Umfragen vieler meinungsbildender Medien zu einem ganz anderen Ergebnis kommen. So kann jeder Publizist das ihm passende Ergebnis zitieren.

Warum ist Facebook als Stimmungsbarometer so gefragt bei deutschen Medien? Per Klick ein Statement abzugeben ist schnell, einfach und unkompliziert. Die Kommentare auf Facebook sind die modernen Leserbriefe. Journalisten können O-Töne sammeln, ohne sich von ihrem Bürosessel erheben zu müssen. Und: Anders als Infratest, GfK oder Forschungsgruppe Wahlen kostet Facebook die Medien nichts.  

Das Netz hat Guttenberg maßgeblich mit zu Fall gebracht. Wird Facebook jetzt zum Sprungbrett oder ist es lediglich eine flüchtige Meinungsbekundung? Wieviel ein Gefällt mir-Klick in der realen Welt wirklich wert ist, zeigt sich am Samstag, wo Initiatoren Demonstrationen Pro Guttenberg angekündigt haben.    

Christian Faltin

P.S.: Netter Wortwitz gestern zum Thema bei quer im Bayerischen Fernsehen: "Man kann auch als nicht Habilitierter rehabilitiert werden." 

P.S. 2: Die Kollegen von meedia haben noch viel mehr amüsante Beispiele dafür gefunden, wer noch alles wen zurück will.