An Daten mangelt es nicht. An dem Wissen, sie richtig zu nutzen häufig schon. Genau aus diesem Grund trafen sich am 28. Januar 2016 Data-Experten und Marketing-Verantwortliche zum ersten W&V Data Marketing Day, um unter dem Motto „Verstehen. Anwenden. Profitieren.“ über die Herausforderung Big Data zu diskutieren.
Los gings mit Jochen Schlosser von Adform, der eloquent und kenntnisreich auch durch das gesamte Programm führte. Gleich zu Beginn versammelte er Experten von Nestlé, Siemens, Payback und .companion zu einer gemeinsamen Podiumsdiskussion. Dabei wurden vor allem eine Herausforderung besonders deutlich: Wie soll man als Unternehmen mit der extremen Datenflut umgehen? Daraus resultiert auch die Frage, was eigentlich alles gesammelt werden soll. „Die Kunst ist zu wissen, was man nicht braucht“, meint Nestlé-Manager Thomas Philipp bringt das viel gepriesene Smart Data ins Spiel. Auch hier gilt Qualität vor Quantität. Nur mit den richtigen Daten kann ein Unternehmen seine Zielgruppenansprache effizienter gestalten und gleichzeitig eine besseres Verständnis für Kundenbedürfnisse entwickeln.

W&V Data Marketing Day
Podiumsdiskussion mit (v.l.) Dr. Jochen Schlosser, Thomas Philipp, Michael Sternberg, Dr. Christian Bachem und André Pallinger (Quelle W&V)

Ein entscheidender Faktor bleibt jedoch auch im Zeitalter der Daten und Automation weiterhin bestehen: der Mensch, sprich: die Mitarbeiter eines Unternehmens. Gerade den Generationenkonflikt, der sich durch die Digitalisierung der Arbeitswelt auftut, ist eine zentrale Herausforderung. Laut André Pallinger von Payback gilt es, die ältere Generation zu schulen und das Team gleichzeitig mit „neuen Talenten“ aufzustocken. Daten richtig zu verstehen ist nämlich die oberste Voraussetzung, um daraus einen Storytelling-Ansatz kreieren zu können, so Michael Stenberg von der Siemens AG.

Facebook ist eine Goldgrube für Profilinformationen

Um eine relevante Story erzählen zu können, wird vor allem eines benötigt: kreative Impulse, die den Kunden begeistern. Wie es um das Zusammenspiel von Data und Kreation steht, wurde beim Schlagabtausch diskutiert. Zoja Paskaljevic, CEO des Dentsu Aegis-Networks, äußerte gleich zu Beginn eine steile These: Kein Unternehmen sei überhaupt in der Lage von Big Data zu sprechen, da schlicht weg niemand genügend eigene Daten zur Verfügung hat. Darum gilt es, einzelne Datenquellen zu verbinden. Facebook ist seiner Meinung nach eine Goldgrube, wenn es um relevante Kundeninformationen geht. Wie erfolgreich die Verbindung zwischen Data und Kreation bereits heute sein kann, verdeutlichte Thjnk-Gründer Michael Trautmann an den Beispielen von Nike und Dove. Während Dove die Tweets von Frauen auswertete, in denen die Unzufriedenheit mit dem eigenen Äußeren thematisiert wurde, nutzte Nike Daten aus der eigenen App, um personalisierte Animationsfilme zu produzieren.

W&V Data Marketing Day
Schlagabtausch mit (v.l.) Ralf Pfister, Dr. Michael Trautmann, Nils Hartje und Zoja Paskaljevic (Quelle W&V)

Das Nachmittagsprogramm des Data Marketing Day wurde von praxisbezogenen Themen bestimmt. Frédéric Cuny von Kienbaum Management Consultants referierte über die Relevanz von Big Data für das Recruiting und analysierte die Frage, ob Algorithmen die besseren Recruiter sind. Das Best Practice Beispiel der Commerzbank zeigte den Besuchern, wie Daten schon heute ein Unternehmen voran bringen kann. Durch ein intelligentes Datenmanagement und eine zentrale Analytik, schaffte es die Bank aus dem „Next Best Offer aus Bankensicht“ den „Next Relevant Content aus Kundensicht“ zu machen. Und das mit großem Erfolg. Bereits in den ersten vier Wochen nach Personalisierung ihrer Website brachte es der Commerzbank ein Plus von neun Prozent an Vertragsabschlüssen ein.
Prof. Dr. Gerhard Riegl von der Hochschule Augsburg zeigte einen weiteren Data-Megatrend auf dem Podium. Wie lässt sich über Emotionen das Verhalten der Verbraucher entschlüsseln? Casinos in Las Vegas sammeln und werten bereits seit Jahren die Emotionen der Spieler aus und reagieren darauf vorrausschauend, um die Spieler am Tisch zu halten. Derartige Mechanismen lassen sich auch auf die Online-Branche übertragen. In seiner Vision wird Nudging zukünftig das Marketing ablösen. Das Erschließen von Emotionen bezeichnet Prof. Riegl als die Raketenstufe der Digitalisierung. Autos seien dabei die Hotspots für das Messen von Gefühlen.
Mehr zur Podiumsdiskussion und zum Schlagabtausch bei W&V Data Marketing Day 2016 gibt es auf wuv.de