Wie sieht der Journalismus von morgen aus? Was müssen Journalisten heute schon können? Und wie werden sie sich künftig finanzieren? Es passiert gerade ziemlich viel in der Medienwelt und der Kurs ist noch nicht ganz ausgelotet. Neudeutsch heißt das: Der Journalismus durchläuft gerade eine disruptive Phase. Wie die verläuft, wissen wir auch nicht. Aber wer die Medien in Zukunft gestalten wird, das wissen wir schon jetzt. Deshalb stellen wir Euch/Ihnen in unserer Reihe „Junge Journalisten“ Redakteure, Reporter, Blogger und Publizisten unter 33 vor, die die Branche kennen und lesen sollte. Heute im Gespräch: Christian Erxleben, Redakteur bei der INTERNET WORLD Business.
Seit wann steht für Dich der Berufswunsch Journalist fest? Was gab den Ausschlag?
In der neunten Klasse habe ich bei einer kleinen Lokalzeitung mein erstes Schülerpraktikum absolviert. Damals war ich 16. Als zwei Jahre später nach dem Abitur die Entscheidung anstand, entschied ich mich für ein Journalismus-Studium in München. Das Ausleben der eigenen Kreativität aber auch die Freiheiten des Berufs haben mich gereizt.Christian
Ist Dein Arbeitsalltag wie Du ihn Dir vorgestellt hattest, oder gab es im positiven wie negativen Sinne Überraschungen?
Bisher sah der Arbeitsalltag in jeder Redaktion, in der ich war, anders aus. Auch wenn das am Anfang häufig Umstellungen – auch im Privatleben – mit sich bringt, ist die Flexibilität und Spontanität, die der Journalismus erfordert, immer noch eine Freude. In jeder Redaktion gibt es Vor- und Nachteile, mit denen man sich einfach arrangieren muss. Was mich immer noch glücklich macht, ist den fertigen Artikel – ob gedruckt oder digital – in „Händen“ zu halten und die Reaktionen der Leser zu lesen.
Was war Dein skurrilstes Erlebnis bisher in Deiner Berufslaufbahn?
Das skurrilste Erlebnis war sicherlich der erste Tag eines Praktikums, an dem ich für die gesamte Redaktion Süßigkeiten und Getränke aus der Kantine holen durfte – mit einem Bollerwagen. Ansonsten hat es mich ehrlich gesagt überrascht, dass ich diese klassischen „Praktikanten-Jobs“ wie Kaffee kochen noch nie erledigen musste.
Inwieweit nutzt Du das Social Web für Themen-Recherche und -Inspiration?
Facebook und Twitter sind für mich die wichtigsten Recherchetools. Insbesondere Twitter eignet sich hervorragend, weil man mit einem Klick den Entscheidern und Influencern aus seiner Branche folgen kann. Auch auf Facebook habe ich mir eine Community aufgebaut, die mich mit den wichtigsten Nachrichten versorgt. Dieses Netzwerk ist für meine Recherche unabdingbar.
Blogger werfen (bewusst) viele der althergebrachten Regeln über den Haufen. Sie schreiben viel subjektiver, kommentierender. Wie wird das den klassischen Fachjournalismus Deiner Meinung nach verändern?
Ich glaube, dass beide Seiten voneinander profitieren können. Es wird eine Art Symbiose entstehen und man wird voneinander lernen.
Was ist Dein Trick, um ruhig Blut vor dem Redaktionsschluss zu bewahren?
Der Schlüssel liegt in einer guten Planung. Das ist zwar manchmal über vier oder gar sechs Wochen nicht so leicht, aber eine Tabelle mit Themen, Ausgaben und Terminen erleichtert die Arbeit deutlich. Wenn es doch einmal eng wird: Ein bisschen Schokolade essen, einen schwarzen Tee trinken und konzentriert an die Arbeit.
Wie schaltest Du vom Job ab, oder denkst Du rund um die Uhr an die Headline von morgen?
Es ist zwar nicht so, dass ich Tag und Nacht an nichts anderes als die nächste Headline denke. Dadurch, dass ich ständig im Social Web unterwegs bin, entdecke ich allerdings auch viele Geschichten. Und wenn ich um zwei Uhr nachts ein Thema finde, lässt es mich tatsächlich nicht mehr schlafen. Ich muss mir zumindest die ersten Notizen machen oder den Artikel anlegen. Über der Headline schlafe ich dann meistens ein … 😉
Wenn wir hier mal den besten Fachartikel küren würden: Welchen Deiner Berichte würdest Du einreichen? Und warum?
Puh, das ist eine schwierige Frage und kann ich so gar nicht beantworten. Vielleicht wäre es eine Reportage, weil diese Darstellungsform dich dazu zwingt, aufmerksam zu sein und zu beobachten. Ein Moment der Unachtsamkeit und schon fehlt dir eine wichtige Impression. Ansonsten sind einige Social-Media-Artikel sicherlich in der engeren Auswahl, weil sich diese Welt so schnell verändert und nie langweilig wird.
Was machst Du in fünf Jahren?
Die Vergangenheit hat mir mehrmals gezeigt, dass es keinen Sinn macht, solange im Voraus zu planen. Ich bin mir sicher, dass ich in einer Online- oder Printredaktion sitze, Artikel recherchiere und über Themen schreibe, die mein Interesse wecken.
 
Über Christian Erxleben
Christian Erxleben absolvierte ein Studium an der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation in München. Journalistische Erfahrungen sammelte er u.a. bei Focus Online, in der Online-Redaktion der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung. Seit 2015 schreibt er sowohl für die Print-Ausgabe als auch für das Online-Portal der INTERNET WORLD Business. Außerdem ist Christian festes Mitglied des Online-Magazins firstlife und wirkt dort als Redaktionsleiter für den Raum Süddeutschland.
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