Für alle, die sich gerade erst an Instagram als das nächste große Ding in Sachen Social Media angefreundet haben, kommt hier schon der nächste Trend – Snapchat! Eine Messenger-App, mit der man Bilder und Videos, so gennannte Snaps an andere Nutzer verschicken kann. Wer jetzt skeptisch ist, sollte die Zahlen auf sich wirken lassen: 2014 führt die App mit plus 57 Prozent die Rangliste der am schnellst wachsenden Apps an und hat nach offiziellen Angaben monatlich 100 Millionen aktive Nutzer, die täglich 700 Millionen Snaps verschicken. Mittlerweile wird aber gemunkelt, dass es sogar bis an die 200 Millionen aktive User sind. Für Deutschland gibt es bis jetzt keine offiziellen Nutzerzahlen. Aber aus einer aktuellen Umfrage großer YouTuber geht hervor, dass sie mit ihren Snaps bis zu 170.000 Aufrufe erreichen.
Wie funktioniert Snapchat?
Mit Snapchat kann man Snaps an andere Nutzer verschicken. Das sind Bilder oder vor allem Videos. Was die Sache dabei von anderen Messengern unterscheidet: Die Inhalte verfallen automatisch, nachdem man sie angeschaut hat. Wie lange der Empfänger den Snap nun einmalig betrachten kann, lässt sich mit der Zeiteinstellung bestimmen. Bis zu zehn Sekunden kann man seinen Fans dafür Zeit geben. Die eigenen Aufnahmen kann man zusätzlich mit Texten und eigenen Zeichnungen versehen. Zusätzlich stehen auch ein paar Bildfilter zur Verfügung. Wer seine Inhalte länger zur Verfügung stellen möchte, kann sie zu einer „Story“ zusammenfassen. Diese bleiben dann ganze 24 Stunden verfügbar. Dabei kann man vorher festlegen, ob nur Freunde die Inhalte sehen können oder sie ganz öffentlich von jedem abgerufen werden können. Leider ist Snapchat nicht ganz so intuitiv und kann beim ersten Einsatz ganz schön verwirren. Eine ausführlich Einführung in alle Funktionen der App findet man beim YouTuber Philipp Steuer.
Mit Discover bietet Snapchat seit 2015 sogar Platz für redaktionelle Inhalte, die in ihrem Aufbau komplett der App angepasst sind. Mit an Bord sind große Namen wie CNN, Cosmopolitan oder National Geographic. Sechs verschiedene Storys können die Anbieter dabei hinterlegen und dabei Texte mit Musik und Videos kombinieren. Nach 24 Stunden verschwinden diese Inhalte wieder.
Wer nutzt Snapchat?
Zugegeben, den soliden Mittelstand mit großer Kaufkraft erreichen sie mit Snapchat nicht. Aber dafür seine Kinder. Der Durchschnittsnutzer der App ist etwa 18 Jahre alt. Eine US-Studie hat College-Studenten zu ihrer Snapchat-Nutzung befragt. Und siehe da, 77 Prozent der Befragten snappen jeden Tag. Auch das hartnäckige Vorurteil, Teenager würden sich via Snapchat eh nur schlüpfrige Bilder hin und her schicken, konnte die Umfrage nicht bestätigen. Lediglich zwei Prozent habe das im Sinn, wenn Sie die App nutzen. 37 Prozent der Studenten schätzen stattdessen das kreative Potential des Dienstes.
Was aber macht Snapchat für junge Menschen so interessant? Außer der Tatsache, dass man auf Facebook mittlerweile Gefahr läuft, den eigenen Großeltern zu begegnen und auch auf Instagram kreative Mütter Einzug gehalten haben, ist es vor allem die Vergänglichkeit von Snapchat. Die Inhalte verschwinden. Ein sehr entscheidender Aspekt in der heutigen Zeit. Ich muss mir keine Sorgen darüber machen, dass mein Foto noch auf irgendeinem Server gespeichert ist, obwohl ich es schon lange aus meinem Profil gelöscht habe. Snapchat entfernt die Bilder auch immer von den Servern. Die einzige Möglichkeit um Snaps zu sichern, ist einen Screenshot davon zu machen. In diesem Fall wird man von Snapchat darüber benachrichtigt.
Vorteile von Snapchat
„Was soll ich mit einer App, die meine Inhalte nach maximal 24 Stunden wieder löscht?“, fragen sie sich jetzt vielleicht. Aber wie fast überall, gibt es auch bei Snapchat Vor- und Nachteile. Klar, ihr Content ist schnell wieder weg. Aber da jede Message, die via Snapchat verschickt wird, als direkte Nachricht an die Nutzer geht, verliert sie sich nicht in einer Fülle an Meldungen, wie etwa in einem Newsfeed von Facebook oder Twitter. Zudem hat Sie ja jeder ihrer Fans ganz bewusst als Kontakt hinzugefügt und garantiert damit ein ganz konkretes Interesse. Und wenn auch Facebook ihre Inhalte für immer und ewig speichert, heißt es ja nicht automatischen, dass User jemals wieder einen Blick drauf werfen, wenn sie aus ihrer Timeline verschwunden sind. Der Aspekt der permanenten Speicherung schafft sogar einen erheblichen Nachteil: Man schaut gar nicht mehr so genau hin. Kann man ja auch später machen, wenn mal mehr Zeit ist. Tut man aber eben meistens doch nicht. Aus den Augen, aus dem Sinn. Bei Snapchat hat man in den meisten Fällen nur einen einzigen Augenblick und schaut darum mit höherer Aufmerksamkeit hin.
Wie setze ich Snapchat für mich ein?
Wer Snapchat in seine Kommunikationsstrategie integrieren möchte, sollte zu aller erst ein tun: Seine Fans und Follower über die bestehenden Social Media-Kanäle darüber informieren. Denn hier hat die Messenger-App einen kleinen Schwachpunkt. Um jemanden in seine Freundesliste aufzunehmen, muss man den exakten Account-Namen wissen und ihn manuell eintippen. Und damit ihr eure potenziellen Kunden auf Snapchat erreichen könnt, müssen sie euch zunächst als Freund hinzufügen. Und dann kann es los gehen!
Wie wäre es mit einem Wettbewerb? Lassen Sie Fans ihrer Marke etwas Kreatives mit ihrem Produkt gestalten. Um die Interaktion mit ihren Snapchat-Freunden zu verlängern, kann ein Screenshot gemacht werden, den man dann über Facebook & Co. laufen lässt und auf diesem Weg einen Sieger wählt. Oder stellen Sie ganz exklusiv einen neues Produkt oder ein neues Teammitglied über Snapchat vor. Auch für das Verschicken von Gutscheinen eignet sich die Messenger-App. Schickt ihnen ein Kunde einen Snap mit ihrem Produkt, können Sie ihn mit einem Rabatt-Code belohnen. Mit einem Blick hinter die Kulissen ihres Unternehmens oder einer aktuellen Veranstaltungen, zu denen Externe sonst keinen Zugang haben, geben sie ihren Fans das persönliche Gefühl Teil ihrer Marke zu sein. Hat man Lust und das passende Budget, kann man natürlich ein professionell produziertes Video seinen Fans präsentieren.
Wenn Sie schon mal unglaublich kreative Snaps gesehen haben und sich gefragt haben, wie Influencer das eigentlich hinkriegen, gibt hier ein paar Snapchat Hacks, mit denen das angeblich jedem gelingt. Shaun McBride aka Shonduras, selbst ernannter Snapchat Artist/Enthusiast, hat die App so gut im Griff, dass mittlerweile auch Marken auf sein Talent aufmerksam geworden sind, wie z.B. Disney In Deutschland sind es vor allem Blogger und YouTube-Größen, die Snapchat einsetzen um ihre Fans auf dem Laufenden zu halten und ihnen einen größeren Einblick in ihren Alltag zu geben.
Fazit
Visual Content ist eines der stärksten Kommunikationsmittel. Auch wenn Snapchat nicht das nächste Facebook wird, so bietet es eine neue Content-Plattform, mit der Bilder effektvoll in Szene gesetzt werden können. Vor allem, wenn Young Digitals im Zentrum ihrer Marketingstrategie stehen, könnte die App ihre Chance sein. Denn Snapchat ist keine weitere Social Media-Plattform, es ist ein Messenger mit einer integrierten neuen Form von Entertainment. Und da gerade alle noch in der Experimentierphase mit diesem neuen Angebot sind, kann man also wenig falsch machen!