Cloudera-Gründer und CTO Amr Awadallah hatte einen wichtigen rat für Gründer parat: Don't drink too much beer!
Cloudera-Gründer und CTO Amr Awadallah hatte einen wichtigen Rat für Gründer parat: Don’t drink too much beer!

Ein (Opern)singender CEO (Peter Hamilton von Tune), millionen- schwere Gründer in der kurzen Krachledernen auf der Bühne, Kabarettist Django Asül und Extremkletterer Thomas Huber als Motivatoren, die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner in Tracht (wie viele der Gäste) und ein mit gut 2000 Menschen aus der Digital/Gründerszene vollbesetzter Löwenbraukeller. Auch Tage nach der zweiten Auflage bin ich mir immer noch nicht ganz sicher, was die Bits&Pretzels 2015 eigentlich war. Eine Gründer-Wiesn für Einsteiger? Ein DLD-Vorglühen für Onliner? Digital-Dating im Wirtshaussaal? Ein Werbeveranstaltung des bayerischen Wirtschaftsministeriums? Keine Ahnung. Ist aber eigentlich auch egal, denn vor allem war Sie gutes Networking und ein starkes Standort-Marketingevent. Eine Kampfansage an die Gründerszene jenseits des Weißwurst-Äquators, dass München/Bayern nicht mehr gewillt ist, Berlin den Titel als Startup-Hauptstadt kampflos zu überlassen.
Was die Organisatoren der Bits&Pretzels, Andreas Bruckschlögl (onPage.org), Bernd Storm van’s Gravesande (Aboalarm) und ihr Team, da auf die Rampe geschoben haben, Chapeau! Top-Referenten von Cloudera, Shazam, Tinder, Tune und Eventbrite haben den Gründern und anderen Pretzels einen Tag lang gezeigt, dass sie es geschafft haben – der Weg bis dahin aber durchaus steinig, hart und lang war. So hart, wie es für die Referenten auch auf der Bühne war, sich gegen den Lärmpegel einer durchaus schwatzhaft networkenden Community zu behaupten. Ohne den mehrfachen, wortgewaltigen Einsatz von Moderator Richard Gutjahr wäre aus dem Löwenbräukeller bald der Löwenbrüllkeller geworden.
Was mir sonst noch aufgefallen ist? 1. Die Table-Captains an den gesetzten Tischen waren eine prima Idee, um die naturgemäß etwas stockende Kommunikation in einer Runde mit Menschen, die sich selten kennen, etwas aufzulockern. 2. Es waren zu viele Lederhosen und zu wenig Dirndl auf der Bits&Pretzels. Das lag weniger am Outfit der Frauen, die vor Ort waren, sondern eher am niedrigen Anteil der anwesenden Weiblichkeit und daran, dass es generell zu wenig Gründerinnen gibt. 3. Außerdem mutige Startup-Pitcher, die mal eben vor 2.000 Leuten in 90 Sekunden ihre Konzepte erläuterten. Das müsste einer der größten und ungewöhnlichsten Aufzüge sein, in dem jemals gepitcht wurde.
Der Sieger des StartUP-Pitches, Jörg Blumtritt von datarella, im goldenen Konfettiregen
Der Sieger des StartUP-Pitches, Jörg Blumtritt von datarella, im goldenen Konfettiregen

Der Sieger des Pitches, Jörg Blumtritt von Datarella, durfte sich dann zum Ende der Veranstaltung fühlen wie ein Spieler vom FC Bayern, mit hochgerecktem Pokal im güldenen Konfettiregen vor jubelnden Massen. Nimmt man den Twitter-Stream parallel als Maßstab, dann war die erste Bits&Pretzels in diesem Jahr (von kleinen Kinderkrankheiten in der Orga abgesehen) ein voller Erfolg. Und das trotz Hütten-Deko auf der Bühne mit Lagerfeuer vom HD-Screen. Weil die Bayern ja meistens groß denken (was viele der Gründer auch tun sollten), haben die Organisatoren der Bits&Pretzels für das nächste Event im September (27.-29.9.2015) gleich mal 3.500 Plätze im Schottenhamel-Zelt auf dem Oktoberfest reservieren lassen. Dann wird die Bits&Pretzels definitiv zur Gründer-Wiesn. Was den großen Vorteil hat, dass man als Besucher in Tracht nicht mehr auffällt. Ganz anders als jetzt: Gehen Sie mal in der Lederhosn Mitte Januar durch München. Das ist selbst für Fasching viel zu früh.
P.S. Rückblicke gibt es auch bei der Gründerszene und bei wuv.de.
Kurze Grußworte steuerten Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner und Münchens Bürgermeister Josef Schmid bei
Kurze Grußworte steuerten Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner und Münchens Bürgermeister Josef Schmid bei