Die guten Vorsätze
Ich sitze hier am Schreibtisch. Und ich hab's wieder nicht geschafft. Eigentlich wollte ich diesmal nicht der Letzte sein, der das Licht ausmacht bzw. die Kerze ausbläst. Aber, wie das so ist mit den guten Vorsätzen, meistens wird nix draus. Oder?
Obwohl, rein juristisch betrachtet, ein Vorsatz nicht zwingend etwas Gutes ist. Als erfolgreiche PR-Agentur versteht es sich natürlich von selbst, dass wir 2011 wieder jede Menge geschafft und Unmögliches möglich gemacht haben. Und zwar vorsätzlich. Aber, man glaubt es nicht, eine agenturinterne Umfrage fördert zu Tage, dass wir tatsächlich ein paar Sachen nicht geschafft haben, obwohl wir sie uns ganz fest vorgenommen haben:
Premium-Kollegin Steffy wollte lesen. Einen Ordner. Einen dicken Ordner. "Banken & Versicherungen" steht drauf. Er stand in ihrem Schrank, lag auf ihrem Esstisch, lebte bei ihren Schuhen und plauderte regelmäßig mit ihrem Wäscheständer. Jetzt haust er unterm Bett. Und für nächstes Jahr hat sie sich ganz fest vorgenommen, dass er da wieder rauskommt.
Unser Schweizer Luxusimport Susanne hatte sich eigentlich fest vorgenommen, Microsoft und Facebook als Neukunden zu akquirieren. Hat noch nicht ganz geklappt, aber was nicht ist, kann ja noch werden, und auch die immergleiche Qual mit weniger Schokolade und mehr Sport verblasst angesichts ihrer Kletterkünste. Wer so oft auf dem Gipfel steht, kann ganz in Ruhe ins Tal schauen.
Unsere Vorzeige-Netzwerkerin Myrjam hatte eigentlich keine Vorsätze für 2011, hat diese aber komplett erledigt. Hat fleißig Sport gemacht (glaubt ihr kein Mensch), öfter ihre Eltern angerufen (kann keiner überprüfen) und keine Strafzettel bekommen (kein Wunder, wenn man Rad fährt). Eine Sache, die sie nicht verraten möchte,steht noch aus. Aber sie hat dafür noch acht Tage, an denen man ihr Facebook-Profil genauestens lesen sollte.
Unsere neue Chefpraktikantin Charlotte hatte sich eigentlich vorgenommen, ein noch besseres Abitur zu schreiben. Gräm Dich nicht Charlotte, das brauchst Du ja jetzt nicht mehr, weil es Dir in der PR (hoffentlich) so gut gefallen wird, dass Du die direkte Karriereleiter nehmen wirst. Und wenn doch nicht, in der Politik.
Auch mein überaus geschätzter Geschäftsführungskollege Stefan hatte sich eigentlich vorgenommen, noch ein paar Zeilen zu unserem Jahresend-Blogartikel beizutragen. Aber da waren noch zwei Telkos, ein Text, Meetings, die ganzen Reisekostenabrechnungen und vor allem Geschenke, die noch zu besorgen waren. Und ich dachte immer, ehemalige Journalisten drängt es auch im Leben danach zurück an die Tastatur.
Aber das wäre ja schon mal ein Vorsatz für 2012. Meine ganz persönlichen Pläne für das kommende Jahr stehen auch schon weitestgehend fest: Ich werde meinen Vornamen in Mirko ändern, künftig keine Texte, sondern nur noch Thesen schreiben und Videos drehen, rund 50 Prozent meiner Zeit in Google+ und Facebook oder auf Tagungen verbringen. Wahrscheinlich wird es jedoch laufen wie dieses Jahr: Aus den meisten Vorsätzen werden wieder nur Sätze. Aber dafür haben wir ja diesen Blog.
Auch wieder 2012, für das wir Ihnen und Euch alles Gute, ein paar ruhige Tage und mehr Einsen als Nullen wünschen.
Christian Faltin und das Team von Zehnminuten digital