Aus unserem Archiv: Teil 1
Da habe ich selbst kurz mal geliebäugelt, Teil der Redaktion zu werden: Business 2.0 aus dem Future Verlag startete im September 2000 in München mit großen Ambitionen und mußte im April 2001 nach heftigen Verlusten den Betrieb einstellen. Der damalige Verlagschef Stefan Moosleitner ist heute Geschäftsführer eines Marktplatzes für Sportartikel. Die geschätzten Kollegen Uli Pecher und Andreas Vill hat es beide ins Corporate Publishing verschlagen: Ex-Chefredakteur Pecher ist derzeit Chief Publications Officer der Deutschen Bank und der damalige Leitende Redakteur Andreas Vill führt heute ein Unternehmen für Digital Corporate Publishing.
Auch in unserer scheinbar so schnelldrehenden Branche lohnt gelegentlich ein Blick zurück. Heute haben wir mal in unserem Zeitschriftenarchiv geblättert. Und dabei zwei Titel gefunden, die mittlerweile schon länger das Zeitliche gesegnet haben.
– Business 2.0, damals erschienen im Münchner Future Verlag, dem leider keine gleichnamige beschert war.
– und Wirtschaftswoche eBusiness, eine Ausgründung der Wiwo, gedacht nur für die Internetwirtschaft, der ein sehr kurzes Leben beschieden war.
Keine Ahnung, ob die Kollegen rund um Alexander von Streit, die jetzt an der neuen Wired basteln, diese Magazine noch kennen. Die Themen von damals, das lassen schon die Titelseiten erkennen, sind unverändert aktuell.
Ein kleiner Auszug aus den Inhaltsverzeichnissen beider Magazin:
– Yahoo-CEO tritt zurück (damals Tim Koogle, demnächst ?)
– eStamp: Geschäftspost mit Briefmarken aus dem Internet (hat nicht gerade die Post was zum E-Post-Brief eingestehen müssen)
– Digitale Domizile: Internet und Mobilfunk machen das Haus intelligent (bis heute ein Dauerbrenner)
– Surfen per Stimme und Telefon (Siri lässt grüssen)
– Coupons: Ausdrucken, einlösen, absahnen (Groupon winkt)
– Kaffetassen ordern Frischgebrühtes, Kulis werden zu Infozentralen (der selbstbestellende Kühlschrank ist immer noch die immer weider zitierte Ausnahme)
– die Grenzen des eMail-marketing (werden stetig weiter ausgelotet)
– Die Web-Offensive von Procter& Gamble (wird gerade wieder ausgerufen)
– CEBIT: Vernetzt und mobil (immer noch, auch dieses Jahr)
Hat sich wirklich so wenig getan in den letzten zehn Jahren? Viele der Themen und Überschriften finden sich heute, elf Jahre später fast genauso in ähnlichen Publikationen wieder. Liegt weniger an den Journalisten, sondern vielmehr daran, dass Menschen technische Innovationen nicht ganz so schnell akzeptieren und adaptieren wie Unternehmen und Medien häufig glauben. Vieles braucht länger und manches hat sich nur im Kreis gedreht.
Aber wer will schon aus der Vergangenheit lernen. Jede Generation hat ein Recht darauf, sich ihre Fehler immer wieder neu zu erarbeiten. Also: Auf zum Business 3.0.
Christian Faltin
Vor knapp elf Jahren rief die Wirtschaftswoche den eDAY aus und startete ein eigenes Magazin für die Internet-Wirtschaft. Trotz Platzen der Dot.com-Blase glaubte das Team um den damaligen Verlagschef Harald Müsse (seit seinem Abschied vom Handelsblatt als Berater tätig) und Chefredakteur Gregor Neumann (heute freier Journalist) an die Zukunft des Internet. Dieser Startausgabe folgten nur wenige weitere, nur vier Monate später im Juli kam für die Redaktion (die ebenfalls in München saß) das schnelle Aus. Zu wenig Anzeigen aus der Branche, der gerade selbst die Luft ausging.
Nächste Woche folgen in Teil 2: Konrad und Netbusiness
Interessanter Rückblick. Meiner Meinung nach wird die Unternehmenskommunikation über das Internet immer relevanter, auch wenn gerade kleinere und mittlere Unternehmen, dieses noch nicht in ihre Geschäftsstrategie integriert haben.