Angst statt MuT: ratlose Medien-Elefanten

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Angst statt MuT: ratlose Medien-Elefanten

Wenn Helmut Markwort  – wie jedes Jahr – den Gipfel der Münchner Medientage moderiert, sprechen Insider traditionell von der "Elefantenrunde". In der sitzen die "Schwergewichte" der Medienbranche (flankiert von Landespolitik, IT und Onlinewelt) und diskutieren seit Jahren die mehr oder minder gleichen Themen. Leider – seit dem Auszug von Helmut Thoma und Georg Kofler – mit immer weniger Unterhaltungswert. Und wer, wenn nicht die Medienbranche, weiß, dass gutes Entertainment Basis jedes Erfolgs ist.

In diesem Jahr brauchen die Elefanten dieser Runde und die Organisatoren der Medientage vor allem eine dicke Haut. Dabei wird die Kritik vor allem in einem Medium dokumentiert, dem sich die Veranstalter eher verpflichtet fühlen denn widmen: dem Web. Vorweg: Ich ziehe meinen Hut vor allen, die erfolgreiche
Branchenveranstaltungen organisieren. Die Münchner Medientage haben das
seit Jahren. Anders als früher waren die diesjährigen Medientage aus meiner Sicht aber kein Erfolg. Das an weniger Besuchern fest zu machen, würde zu kurz greifen. Jens Nagel-Palomino von Vivaki hat eine bemerkenswerte inhaltliche Krtik auf kress verfasst, die ich – nach meinen 20. Medientagen – vollständig teile und der es eigentlich nichts hinzuzufügen gibt.

Mit einer Ausnahme: Nie zuvor hat man den Angstschweiß der Medien-Elefanten stärker vernommen als in diesem Jahr. Die Wirtschaftskrise treibt viele klassische Medien vor sich her. Weil Ideen und Konzepte fehlen, dem Umsatzeinbruch bei den Werbeeinahmen gegenzusteuern. Stattdessen suhlen sich die Elefanten auf den Medientagen im selben Schlammloch wie vor fünf Jahren – nur das trocknet zusehends aus.    

Wenn wirklich Mut in die deutsche Medienbranche einziehen soll, dann muss sich auch das Format der zentralen Veranstaltung dieser Branche in großen Teilen ändern. Niemand erwartet ernsthaft, für sich eine neueartige Geschäftsidee auf einem Podium zu entdecken. Aber Online und gerade Social Media stehen für Dialog – und den gab's auf den Medientagen selten auf den Panels, wenn dann eher in den Kaffeepausen.

Nicht nur die Medien sind mitten in einer Transformation, auch die Medientage sollten es sein. Im Okawango-Becken lebt es sich angenehmer als auf dem Elefantenfriedhof.(cf)  

     

1 Kommentar

  1. Man konnte ja schon vorab – beim Lesen des Konferenzprogramms – erahnen, dass das keine besonders spannenden Medientage werden würden, zumindest für alle Neue-Medien-Fans. Zum ersten Mal seit Jahren, und die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, habe ich deshalb auf den Besuch der Medientage verzichtet. Mein Wunsch: Mehr überraschende Personalitys (mehr kreative und wegweisende Leute, nicht nur Mächtige und Wichtige), mehr praxisrelevante Themen, mehr Diskussion – nicht nur auf den Panels. Kurzum: Bitte einmal ordentlich Durchlüften! Sehr gerne bin ich dann nächstes Jahr wieder dabei.

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